Ösophagus bis Dünndarm

Gut. 2023;72(11):2095–102

Persistent villous atrophy predicts development of complications and mortality in adult patients with celiac disease: A multicenter longitudinal cohort study and development of a score to identify high-risk patients

Schiepatti A, Maimaris S, Raju SA, Green OL, Mantica G, Therrien A, Flores-Marin D, Linden J, Fernández-Bañares F, Esteve M, Leffler D, Biagi F, Sanders DS

Eine persistierende Zottenatrophie ist bei Erwachsenen mit Zöliakie ein Prädiktor für Komplikationen und eine erhöhte Mortalität: eine multizentrische Kohortenstudie und Entwicklung eines Risiko-Scores zur Identifizierung von Hochrisikopatient*innen

Die klinische Relevanz einer persistierenden Zottenatrophie bei Zöliakie unter glutenfreier Diät (GFD) ist unklar. Im Rahmen dieser Arbeit sollten Zusammenhänge zwischen einer persistierenden Zottenatrophie und dem langfristigen Krankheitsverlauf untersucht und ein Score entwickelt werden, um Patient*innen mit einem Risiko für eine persistierende Zottenatrophie zu identifizieren. Hierfür wurde eine multizentrische retrospektive/prospektive Studie durchgeführt, die eine Studienkohorte (Kohorte 1) und eine externe Validierungskohorte (Kohorte 2) von Patient*innen mit histologisch gesicherter Zöliakie beinhaltete, die zwischen 2000 und 2021 diagnostiziert worden waren. In Kohorte 1 wurden die langfristigen Krankheitsverläufe von Patient*innen ohne bzw. mit persistierender Zottenatrophie (Marsh ≥ 3a) in einer Nachfolgebiopsie verglichen und ein Risiko-Score für eine persistierende Zottenatrophie entwickelt, der in Kohorte 2 validiert wurde. Von 2211 Patient*innen erhielten 694 (31%) eine Folgebiopsie aus dem Duodenum und wurden in die Studienkohorte aufgenommen (491 Frauen, Alter 44 ± 16 Jahre). 157 von 694 Patient*innen (23%) hatten eine persistierende Zottenatrophie. Das Risiko für Komplikationen (inkl. refraktäre Zöliakie und Tumorerkrankungen) war bei Patient*innen mit persistierender Zottenatrophie ebenso erhöht (Hazard-Ratio [HR] = 9,53, 95% Konfidenzintervall [CI]: 4,77–19,04, p < 0,001) wie die Mortalität (HR = 2,93; 95% CI: 1,43–6,02, p < 0,01). Es wurde ein aus 5 Punkten bestehender Risiko-Score für eine persistierende Zottenatrophie entwickelt und in der externen Kohorte 2 validiert. Dieser Score hatte eine Fläche unter der Grenzwertoptimierungskurve (area under the receiver-operating characteristic curve) von 0,78 (95% CI: 0,68–0,89), um Patient*innen nach niedrigem (5%; 0–1 Punkte) mittlerem (16%; 2 Punkte) und hohem Risiko (73%; 3–5 Punkte) zu stratifizieren. Die im Score verwendeten Prädiktoren waren ein Alter bei Erstdiagnose von ≥ 45 Jahren (Odds-Ratio [OR] = 2,01, 95% CI: 1,21–3,34, p < 0,01), ein klassisches Befallsmuster der Zöliakie (OR = 2,14, 95% CI: 1,28–3,58, p < 0,01), ein fehlendes klinisches Ansprechen auf eine GFD (OR = 2,40, 95% CI: 1,43–4,01, p < 0,001) und eine schlechte Compliance bei der Einhaltung der GFD (OR = 48,9, 95% CI: 26,1–91,8, p < 0,001).

Bei Zöliakie-Patient*innen mit persistierender Zottenatrophie war in dieser großen Kohortenstudie das Risiko für Krankheitskomplikationen und die Mortalität signifikant höher als bei denen mit normalisierter Zottenarchitektur. Mittels eines einfachen klinischen 5-Punkte-Scores ließ sich das Risiko für eine persistierende Zottenatrophie gut vorhersagen. Diese Patient*innen benötigen wegen des risikoreichen Verlaufs histologische Folgeuntersuchungen und eine strukturierte Verlaufsbeobachtung.

Dr. A. Schiepatti, Gastroenterology Unit of Pavia Institute, Istituti Clinici Scientifici Maugeri, IRCCS, Pavia, Italien, E-Mail: annalisa.schiepatti01@universitadipavia.it

DOI: 10.1136/gutjnl-2023-329751

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