Ösophagus bis Dünndarm
Lancet Gastroenterol Hepatol. 2022;7(4):294–306
Treat to target versus standard of care for patients with Crohn’s disease treated with ustekinumab (STARDUST): An open-label, multicenter, randomized phase 3b trial
Treat-to-Target- oder Standardtherapie mit Ustekinumab für Patient*innen mit Morbus Crohn (STARDUST): eine unverblindete multizentrische randomisierte Phase-IIIb-Studie
Treat-to-Target (T2T)-Therapieansätze, in denen definierte Behandlungsziele erreicht werden sollen, könnten Therapieent-scheidungen bei chronischen Erkrankungen deutlich erleichtern und die Behandlungsqualität und den Krankheitsverlauf ver-bessern. Im Rahmen der STARDUST-Studie sollte untersucht werden, ob ein T2T-Therapieansatz, basierend auf einer frühen Endoskopie sowie regelmäßigen klinischen und laborchemischen Kontrollen mit nachfolgender Dosisintensivierung, bei an-haltender Entzündungsaktivität wirksamer ist als eine Therapiesteuerung nur anhand klinischer Beschwerden. In diese offene multizentrische randomisierte Phase-IIIb-Studie wurden Patient*innen mit mittel- bis hochgradig aktivem Morbus Crohn (definiert durch einen Crohn’s Disease Activity Index [CDAI] von 220–450 Punkten und eine mittels Simple Endoscopic Score in Crohn’s Disease [SES-CD] ≥ 3 Punkte erfasste endoskopische Aktivität) eingeschlossen, die auf eine konventionelle Therapie oder ein Biologikum nicht ausreichend angesprochen hatten. Alle Patient*innen erhielten eine Induktionstherapie mit Ustekinumab von ca. 6 mg/kg intravenös bei Studieneinschluss sowie 90 mg subkutan nach 8 Wochen. Patient*innen mit einem klinischen Ansprechen (Abnahme des CDAI um ≥ 70 Punkte) wurden im Verhältnis 1:1 randomisiert und erhielten entweder eine T2T- oder eine Standardtherapie. Im T2T-Therapiearm erhielten die Patient*innen Ustekinumab alle 12 bzw. alle 8 Wochen basierend auf dem endoskopischen Ansprechen im Vergleich zum Studieneinschluss und konnten die Intervalle weiter bis auf eine maximal 4-wöchige Therapie intensivieren, wenn definierte Therapieziele nicht erreicht wurden. Die Patient*innen im Standardtherapiearm erhielten Ustekinumab alle 12 bzw. alle 8 Wochen gemäß der aktuellen Zulassung. Primärer Endpunkt war das endoskopische Ansprechen zu Woche 48 (definiert als Reduktion des SES-CD um ≥ 50% im Vergleich zum Studieneinschluss). 498 Pati-ent*innen erhielten eine Ustekinumab-Induktionstherapie, von denen 440 randomisiert wurden: 219 erhielten eine T2T- und 221 eine Standardtherapie. Zu Woche 48 zeigten sich zwischen den beiden Gruppen keine signifikanten Unterschiede im endo-skopischen Ansprechen (83/219 [38%] Patient*innen vs. 66/221 [30%] Patient*innen; p = 0,087), in der endoskopischen Re-mission (25/219 [11%] vs. 32/221 [15%]; p = 0,334), im Mucosal Healing (31/219 [14%] vs. 37/221 [17%]; p = 0,449) und in der klinischen Remission (135/219 [62%] vs. 154/221 [70%]; p = 0,072). Das klinische Ansprechen war in der T2T-Gruppe geringer als in der Standardtherapiegruppe (149/219 [68%] vs. 172/221 [78%]; p = 0,02). Andere endoskopische, klinische oder Bio-marker-Endpunkte unterschieden sich nicht zwischen den beiden Gruppen. Die häufigsten Nebenwirkungen umfassten Nasopharyngitiden, Bauchschmerzen, Arthralgien und Kopfschmerzen.
In dieser Phase-IIIb-Studie an Patient*innen mit Morbus Crohn führte eine frühe Dosisintensivierung von Ustekinumab anhand endoskopischer, klinischer und laborchemischer Endpunkte (Treat-to-Target, T2T) im Vergleich zu einer Standardtherapie nicht zu signifikant besseren endoskopischen Endpunkten nach 48 Wochen. Weitere Auswertungen sollen nun zeigen, ob ein T2T-Ansatz mit Ustekinumab vielleicht für definierte Subgruppen von Patient*innen von Nutzen sein könnte.