Ösophagus bis Dünndarm

Lancet Gastroenterol Hepatol. 2024;9(2):110–23

The effect of expectancy versus actual gluten intake on gastrointestinal and extra-intestinal symptoms in non-celiac gluten sensitivity: A randomized, double-blind, placebo-controlled, international, multicenter study

de Graaf MCG, Lawton CL, Croden F, Smolinska A, Winkens B, Hesselink MAM, van Rooy G, Weegels PL, Shewry PR, Mooney PD, Houghton LA, Witteman BJM, Keszthelyi D, Brouns FJPH, Dye L, Jonkers DMAE

Der Effekt einer erwarteten gegenüber einer tatsächlichen Glutenaufnahme auf gastrointestinale und extraintestinale Symptome bei Nicht-Zöliakie-Glutensensitivität: eine randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte, internationale, multizentrische Studie

Viele Menschen ohne Zöliakie oder Weizenallergie reduzieren ihren Glutenverzehr, weil sie glauben, dass Gluten ihre Magen-Darm-Beschwerden verursacht. Die Symptome könnten durch eine negative Erwartungshaltung beeinflusst werden. Daher untersuchten die Autor*innen Auswirkungen der Erwartungshaltung im Vergleich zum tatsächlichen Glutenkonsum auf die Symptome bei Menschen mit Nicht-Zöliakie-Glutensensitivität (NCGS). Diese randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte, internationale, multizentrische Studie wurde an der Universität Leeds (Vereinigtes Königreich), der Universität Maastricht (Niederlande) und der Universität und Forschung Wageningen (Niederlande) durchgeführt. Rekrutiert wurden Personen im Alter von 18–70 Jahren mit selbstberichteter NCGS (d. h. gastrointestinalen Symptomen innerhalb von 8 Stunden nach Glutenverzehr) ohne Zöliakie und Weizenallergie. Die Teilnehmer*innen mussten mindestens 1 Woche vor (und während) der Studienteilnahme eine glutenfreie oder glutenbeschränkte Diät einhalten und während der Diät symptomfrei oder nur leicht symptomatisch sein (Gesamtwert der gastrointestinalen Symptome ≤ 30 mm auf der visuellen Analogskala [VAS]). Die Teilnehmer*innen wurden nach dem Zufallsprinzip (1:1:1:1; in 8er-Blöcken; stratifiziert nach Standort und Geschlecht) 1 von 4 Gruppen zugeteilt, basierend auf der Erwartung, glutenhaltiges (E+) oder glutenfreies (E-) Haferbrot zum Frühstück und zum Mittagessen zu verzehren (jeweils 2 Scheiben), sowie auf dem tatsächlichen Verzehr von glutenhaltigem (G+) oder glutenfreiem (G-) Haferbrot. Die Teilnehmer*innen, die Prüfer*innen und die Personen, die die Ergebnisse beurteilten, waren hinsichtlich der tatsächlichen Glutenzuweisung blind, und die Teilnehmer*innen waren auch hinsichtlich des Erwartungsteils der Studie blind. Der primäre Endpunkt war der Gesamtscore der gastrointestinalen Symptome auf der VAS, der zu Beginn der Studie (vor dem Frühstück) und stündlich über 8 Stunden gemessen und bezüglich der Baseline korrigiert wurde, wobei das Mittagessen nach 4 Stunden serviert wurde. Die Sicherheitsanalyse umfasste alle Teilnehmer*innen, die in die Per-Protocol-Analyse einbezogen wurden. Zwischen dem 19. Oktober 2018 und dem 14. Februar 2022 wurden 165 Personen untersucht und 84 nach dem Zufallsprinzip E+G+ (n = 21), E+G- (n = 21), E-G+ (n = 20) oder E-G- (n = 22) zugewiesen. Eine Person in der E+G+-Gruppe wurde ausgeschlossen, weil sie die Anweisungen am Testtag nicht befolgte, sodass 83 Teilnehmer*innen in der Per-Protocol-Analyse verblieben. Das mediane Alter betrug 27,0 Jahre (Interquartilenabstand [IQR], 21,0–45,0), 71 (86%) der 83 Personen waren Frauen und 12 (14%) Männer. Der mittlere Gesamtwert der gastrointestinalen Symptome war bei E+G+ signifikant höher (16,6 mm [95% Konfidenzintervall {CI}: 13,1–20,0]) als bei E-G+ (6,9 mm [95% CI: 3,5–10,4]; Unterschied 9,6 mm [95% CI: 3,0–16,2], p = 0,0010) und E-G- (7,4 mm [95% CI: 4,2–10,7]; Unterschied 9,1 mm [95% CI: 2,7–15,6], p = 0,0016), aber nicht für E+G- (11,7 mm [95% CI: 8,3–15,1]; Unterschied 4,9 mm [95% CI: -1,7–11,5], p = 0,28). Es gab keinen Unterschied zwischen E+G- und E-G+ (Unterschied 4,7 mm [95% CI: -1,8–11,3], p = 0,33), E+G- und E-G- (Unterschied 4,2 mm [95% CI: -2,2–10,7], p = 0,47) und E-G+ und E-G- (Unterschied -0,5 mm [95% CI: -7,0–5,9], p = 1,0). Unerwünschte Ereignisse wurden von 2 Teilnehmer*innen in der E+G--Gruppe (juckender Kiefer [n = 1]; Schwindelgefühl und Magengrummeln [n = 1]) und 1 Teilnehmer*in in der E-G+-Gruppe (Erbrechen) gemeldet.

Die Kombination aus erwartetem und tatsächlichem Glutenkonsum hatte den größten Einfluss auf die gastrointestinalen Symptome, was einen Nocebo-Effekt widerspiegelt, obwohl ein zusätzlicher Effekt von Gluten nicht ausgeschlossen werden kann. Diese Ergebnisse machen weitere Untersuchungen zu einem möglichen Beitrag der Interaktion zwischen Darm und Gehirn bei Nicht-Zöliakie-Glutensensitivität erforderlich.

Prof. Dr. D.M.A.E. Jonkers, Department of Gastroenterology-Hepatology, Maastricht University Medical Center, Maastricht, Niederlande, E-Mail: d.jonkers@maastrichtuniversity.nl

DOI: 10.1016/s2468-1253(23)00317-5

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