Editorial
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
Patient*innen mit Helicobacter-pylori-Infektion und gleichzeitiger Therapie mit Acetylsalicylsäure (ASS) haben ein erhöhtes Risiko für Ulkusblutungen, weshalb sich im klinischen Alltag die Frage nach einer prophylaktischen Eradikationstherapie stellt. In der randomisierten HEAT-Studie mit über 5000 Patient*innen aus der hausärztlichen Versorgung und Nachweis einer H. pylori-Infektion und gleichzeitiger ASS-Therapie konnte gezeigt werden, dass durch eine Eradikationstherapie im kurzfristigen Verlauf in der Tat das Risiko für Blutungen aus Ulzera reduziert werden konnte (Hawkey et al.). Zur Behandlung der Achalasie steht neben der pneumatischen Ballondilatation mit der peroralen endoskopischen Myotomie (POEM) eine gut wirksame endoskopische Therapiealternative zur Verfügung. Die langfristige Auswertung einer vergleichenden Studie, in der Patient*innen entweder durch Ballondilatation oder POEM behandelt wurden, ergab auch nach 5 Jahren eine Überlegenheit der POEM bei langfristig guter Verträglichkeit (Kuipers et al.). [...]
Zur Behandlung der Zöliakie werden derzeit intensiv neue medikamentöse Therapieansätze untersucht. Diese umfassen u. a. Transglutaminaseinhibitoren und Anti-Zytokin-Antikörper. IMGX003 ist ein glutenabbauendes Enzym, das bei Patient*innen mit Zöliakie und gleichzeitiger Glutenexposition in einer Phase-II-Studie zu einer verringerten Mukosaschädigung und Beschwerdelinderung führte (Murray et al.). Diese Therapieansätze könnten die Lebensqualität von Zöliakie-Patient*innen deutlich verbessern.
In den vergangenen Wochen wurde sehr intensiv über die NordICC-Studie diskutiert. Die Zwischenergebnisse dieser großen randomisierten Studie zur Darmkrebsvorsorge belegen, dass durch eine Einladung zur Vorsorgekoloskopie das Risiko innerhalb von 10 Jahren an einem kolorektalen Karzinom zu erkranken, signifikant gesenkt werden kann. Hier sind aber längerfristige Auswertungen erforderlich, um das Potenzial der Vorsorgekoloskopie im Hinblick auf die Mortalität abschließend beurteilen zu können (Bretthauer et al.). Ein fäkaler Mikrobiotatransfer (FMT) wird derzeit u. a. zur Behandlung von Patient*innen mit Reizdarmsyndrom oder Colitis ulcerosa untersucht. Es stellt sich aber die Frage, ob durch diese Prozedur die Darmflora und die Beschwerden wirklich langfristig günstig beeinflusst werden können. Die Auswertung einer randomisierten Studie an Patient*innen mit Reizdarmsyndrom nach 2 und 3 Jahren belegt, dass durch einen FMT ein langfristiges und anhaltendes klinisches Ansprechen und ein günstiger Einfluss auf die Dysbiose erreicht werden können (El-Salhy et al.). In einer Studie an Patient*innen mit Colitis ulcerosa wurde der FMT durch eine anti-inflammatorische Diät ergänzt. Hierdurch konnte im Vergleich zu einer optimierten Standardtherapie wirksamer eine tiefe Remission erreicht und diese durch die Diät auch langfristig erhalten werden (Kedia et al.).
Die intensive Volumentherapie gilt als wichtige prognosebestimmende Therapie bei akuter Pankreatitis, wohingegen die Menge des zu infundierenden Volumens nicht klar definiert ist. In einer randomisierten Studie hatte nun eine frühe aggressive Volumentherapie im Vergleich zu einer moderaten Flüssigkeitssubstitution keinen Einfluss auf den klinischen Verlauf, führte aber signifikant häufiger zu einer Volumenüberladung (de-Madaria et al.). Hier ist wohl doch eine Volumengabe mit Augenmaß erforderlich.
Bisher war unklar, wie lange der Schutz durch eine Hepatitis-B-Impfung anhält. Eine aktuelle Studie zeigt, dass auch nach 35 Jahren noch 86% der Impflinge einen ausreichenden Schutz aufweisen und Auffrischungsimpfungen daher derzeit in der Allgemeinbevölkerung nicht erforderlich sind (Bruce et al.). Eine aktuelle österreichische Studie zeigt, dass 25% der Patient*innen mit vermuteter nicht-alkoholischer Fett- lebererkrankung (NAFLD) einen schädlichen Alkoholkonsum haben. Bei Patient*innen mit angenommener NAFLD könnte daher ein Screening auf schädlichen Alkoholkonsum mittels strukturiertem Fragebogen (z. B. AUDIT-C, 3 Fragen zum Alkoholkonsum) oder Ethylglucuronid in Urin oder Haar sinnvoll sein (Staufer et al.). Eine schwere akute Autoimmunhepatitis ist nach wie vor eine kritische Situation, da einige Patient*innen nicht auf Steroide ansprechen und dann schnell eine Lebertransplantation benötigen. Eine aktuelle Studie zeigt zwei Scores auf, die frühzeitig vorhersagen, welche Patient*innen nicht auf Steroide ansprechen und daher dringend eine Lebertransplantation benötigen (João et al.).
Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre dieser Ausgabe des Falk Gastro Review Journals. Genießen Sie den Frühling und bleiben Sie gesund und optimistisch!
Ihre
Christoph Neumann-Haefelin und Peter Hasselblatt
Klinik für Innere Medizin II, Universitätsklinikum Freiburg
Christoph Neumann-Haefelin
Peter Hasselblatt