Ösophagus bis Dünndarm

Am J Gastroenterol. 2022;117(11):1772–9

Diagnostic delay in patients with eosinophilic esophagitis has not changed since the first description 30 years ago: Diagnostic delay in eosinophilic esophagitis

Murray FR, Kreienbuehl AS, Greuter T, Nennstiel S, Safroneeva E, Saner C, Schindler V, Schlag C, Schoepfer AM, Schreiner P, Straumann A, Biedermann L

Diagnoseverzögerung bei eosinophiler Ösophagitis: keine Verbesserung seit der Erstbeschreibung vor 30 Jahren

Die eosinophile Ösophagitis (EoE) ist eine chronisch fortschreitende Erkrankung. Die Diagnoseverzögerung (diagnostic delay, DD) ist mit einem erhöhten Risiko für Ösophagusstrikturen und Bolusobstruktionen verbunden. Ziel dieser Studie war es, die Entwicklung der DD seit der Erstbeschreibung der EoE im Jahr 1993 bis 2021 zu bewerten. Die Autor*innen analysierten Daten von Patient*innen, die prospektiv in die Schweizer EoE-Datenbank aufgenommen wurden. Die DD wurde als Zeitintervall zwischen dem ersten Auftreten von EoE-Symptomen und der bestätigten Diagnose berechnet. Die DD wurde jährlich im Laufe der Zeit (1989–2021) und gemäß Meilensteinpublikationen auf diesem Gebiet analysiert (1993: Erstbeschreibung; 2007: erste Konsensusempfehlungen; 2011: aktualisierte Konsensusempfehlungen). Darüber hinaus wurde ein Cox-proportionales Hazard-Modell verwendet, um die Beziehung zwischen DD und Kovariaten zu beschreiben. Die vollständigen Daten von 1152 Patient*innen (857 männlich [74%]; medianes Alter bei Diagnose: 38 Jahre; Interquartilenabstand [IQR], 28–49 Jahre, Bereich, 1–86 Jahre) wurden analysiert. Insgesamt betrug die mediane DD 4 Jahre (IQR, 1–11 Jahre, Bereich, 0–56 Jahre), wobei die DD bei 32% der Patient*innen ≥ 10 war. Im Laufe der Zeit änderte sich die DD weder jährlich noch nach Veröffentlichungsdaten von Meilensteinpublikationen signifikant und ergab einen dauerhaft stabilen Anteil von etwa einem Drittel aller Patient*innen mit einer DD von ≥ 10 Jahren. Sowohl das Alter bei Diagnose (p < 0,001, mit einem Anstieg der DD bis zum Alter von 31–40 Jahren) als auch das Alter bei Symptombeginn (jüngere Patient*innen hatten eine längere DD; p < 0,001) waren signifikant mit der DD assoziiert.

Die Diagnoseverzögerung hat sich seit der ersten Beschreibung der eosinophilen Ösophagitis (EoE) vor fast 30 Jahren nicht verändert und bleibt hoch. Noch heute hat ein Drittel der Patient*innen eine anhaltend hohe Diagnoseverzögerung von ≥ 10 Jahren. Erhebliche Anstrengungen sind aus Sicht der Autor*innen daher gerechtfertigt, um das Bewusstsein für die EoE und ihr charakteristisches Symptom, die Dysphagie bei fester Nahrung, als altersunabhängiges Alarmsymptom unter Angehörigen der Gesundheitsberufe und vermutlich auch in der Allgemeinbevölkerung zu schärfen und dadurch das Risiko von Langzeitkomplikationen zu senken.

Dr. F.R. Murray, Gastroenterologie & Hepatologie, Stadtspital Zürich Triemli, Zürich, Schweiz,
E-Mail: fritz.murray@usz.ch

DOI: 10.14309/ajg.0000000000001950

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