Leber und Gallenwege
N Engl J Med. 2023;389(1):22–32
A phase 3, randomized trial of bulevirtide in chronic hepatitis D
Eine randomisierte Phase-III-Studie mit Bulevirtid bei chronischer Hepatitis D
Eine Koinfektion mit dem Hepatitis-D-Virus (HDV) beschleunigt das Fortschreiten einer Lebererkrankung im Zusammenhang mit einer chronischen Hepatitis B. Bulevirtid hemmt den Eintritt von HDV in die Hepatozyten. In dieser laufenden Phase-III-Studie wurden Patient*innen mit chronischer Hepatitis D, mit oder ohne kompensierte Zirrhose, nach Randomisierung im Verhältnis 1:1:1 folgenden Gruppen zugeteilt: subkutane Therapie mit Bulevirtid in einer Dosierung von 2 mg/Tag (2-mg-Gruppe) bzw. 10 mg/Tag (10-mg-Gruppe) über 144 Wochen oder keine Behandlung über 48 Wochen, gefolgt von Bulevirtid subkutan 10 mg/Tag für 96 Wochen (Kontrollgruppe). Nach Behandlungsende werden die Patient*innen weitere 96 Wochen lang nachbeobachtet. Der primäre Endpunkt war ein kombiniertes virologisches und biochemisches Ansprechen in Woche 48 mit einem nicht nachweisbaren HDV-RNA-Spiegel oder einem Spiegel, der gegenüber dem Ausgangswert um mindestens 2 Log-Stufen abnahm, und einer Normalisierung des Alaninaminotransferase (ALT)-Spiegels. Der wichtigste sekundäre Endpunkt war ein nicht nachweisbarer HDV-RNA-Spiegel in Woche 48 im Vergleich zwischen der 2-mg-Gruppe und der 10-mg-Gruppe. Insgesamt wurden 49 Patient*innen der 2-mg-Gruppe, 50 der 10-mg-Gruppe und 51 der Kontrollgruppe zugeordnet. Ein kombiniertes Ansprechen (primärer Endpunkt) trat bei 45% der Patient*innen in der 2-mg-Gruppe, 48% in der 10-mg-Gruppe und 2% in der Kontrollgruppe auf (p < 0,001 für den Vergleich jeder Dosisgruppe mit der Kontrollgruppe). Der HDV-RNA-Spiegel war in Woche 48 bei 12% der Patient*innen in der 2-mg-Gruppe und bei 20% der Patient*innen in der 10-mg-Gruppe nicht nachweisbar (p = 0,41). Der ALT-Spiegel normalisierte sich bei 12% der Patient*innen in der Kontrollgruppe, bei 51% in der 2-mg-Gruppe (Unterschied zur Kontrolle, 39 Prozentpunkte; 95% Konfidenzintervall [CI]: 20–56) und bei 56% in der 10-mg-Gruppe (Unterschied zur Kontrolle, 44 Prozentpunkte; 95% CI: 26–60). Bis Woche 48 trat in den Bulevirtid-Gruppen kein Verlust des Hepatitis-B-Oberflächenantigens (HBsAg) oder ein HBsAg-Spiegel auf, der um mindestens 1 Log-Stufe abnahm. Kopfschmerzen, Juckreiz, Müdigkeit, Eosinophilie, Reaktionen an der Injektionsstelle, Oberbauchschmerzen, Arthralgie und Asthenie traten in der 2-mg- und der 10-mg-Gruppe zusammen häufiger auf als in der Kontrollgruppe. Es traten keine behandlungsbedingten schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse auf. In der 2-mg- und der 10-mg-Gruppe wurde ein dosisabhängiger Anstieg des Gallensäurespiegels festgestellt.
Nach 48 Wochen Behandlung mit Bulevirtid waren die HDV-RNA- und Alaninaminotransferase-Spiegel bei Patient*innen mit chronischer Hepatitis D reduziert.