Ösophagus bis Dünndarm
Gastroenterology. 2022;162(3):731–42.e9
Global prevalence and impact of rumination syndrome
Globale Prävalenz und Auswirkungen des Ruminationssyndroms
Das Ruminationssyndrom ist eine Störung der Darm-Hirn-Interaktion (disorder of gut-brain interaction, DGBI) unbekannter Ätiologie. Ziel dieser Studie war es, die weltweite Prävalenz und potenzielle Assoziationen mit anderen Erkrankungen zu bewerten. Die Datenerhebung erfolgte über einen webbasierten Fragebogen in 26 Ländern. Die Proband*innen wurden gleichmäßig nach Land, Geschlecht und Altersgruppen verteilt und zu einer „Gesundheitsbefragung“ eingeladen, wobei der Rom-IV-Diagnosefragebogen und ein ergänzender Frageboge, der sich mit potenziell mit DGBI verbundenen Faktoren befasste, verwendet wurden. Insgesamt nahmen 54.127 Proband*innen an der Umfrage teil (51% männlich; Durchschnittsalter 44,3 Jahre). Die Gesamtprävalenz des Ruminationssyndroms betrug 3,1% (95% Konfidenzintervall [CI]: 3,0–3,3%). Am höchsten war sie in Brasilien (5,5% CI: 4,5–6,5) und am niedrigsten in Singapur (1,7% 95% CI: 1,1–2,2). Das Durchschnittsalter der Menschen mit Ruminationssyndrom betrug 44,5 Jahre (Standardabweichung 15,6) und es war häufiger bei Frauen (54,5% vs. 45,5%). Faktoren, die unabhängig mit dem Ruminationssyndrom assoziiert waren, waren Depression (Odds-Ratio [OR] = 1,46), Angst (OR = 1,8), Body-Mass-Index (OR = 1,04) und weibliches Geschlecht (OR = 1,19). Patient*innen mit multipler DGBI hatten ein erhöhtes Risiko, ein Ruminationssyndrom zu entwickeln, wobei das höchste Risiko bei Patient*innen mit 4 betroffenen Magen-Darm-Regionen mit DGBI (OR = 15,9 im Vergleich zu keiner betroffenen Region) bestand. Die Lebensqualität (quality of life, QoL) war bei Proband*innen mit Ruminationssyndrom im Vergleich zum Rest der Kohorte reduziert (PROMIS-10-Score: körperliche QoL im Mittel 12,9 vs. 14,5; geistige QoL im Mittel 12,0 vs. 13,6).
Die Prävalenz des Ruminationssyndroms ist höher als in den meisten früheren Populationsstudien angegeben und wird in der klinischen Praxis wahrscheinlich unterdiagnostiziert. Unter Ärzt*innen sollte das Bewusstsein für das Ruminationssyndrom geschärft werden, um die Versorgung dieser Patient*innen zu verbessern.