Pankreas
Gut. 2023;72(8):1534–42
Patient selection for urgent endoscopic retrograde cholangiopancreatography by endoscopic ultrasound in predicted severe acute biliary pancreatitis (APEC-2): A multicentre prospective study
Patientenselektion für eine dringliche endoskopische retrograde Cholangiopankreatikografie mittels Endosonografie bei drohender schwerer akuter biliärer Pankreatitis: eine multizentrische prospektive Studie (APEC-2)
Eine routinemäßig durchgeführte dringliche endoskopische retrograde Cholangiopankreatikografie (ERCP) mit endoskopischer Papillotomie verbessert den klinischen Verlauf bei Patient*innen mit vorhergesagter schwerer akuter biliärer Pankreatitis nicht. Eine verbesserte Patientenselektion für die ERCP mittels Endosonografie zur Detektion von Steinen oder Sludge im Gallengang könnte den Nutzen einer ERCP aber gegebenenfalls steigern. Im Rahmen einer multizentrischen prospektiven Kohortenstudie wurden Patient*innen mit drohender schwerer akuter biliärer Pankreatitis ohne Vorliegen einer Cholangitis eingeschlossen. Die Patient*innen erhielten innerhalb von 24 Stunden nach Vorstellung im Krankenhaus und innerhalb von 72 Stunden nach Einsetzen der Beschwerden eine Endosonografie, gefolgt von einer ERCP mit Papillotomie bei Nachweis einer Choledocholithiasis oder von Sludge. Der primäre Endpunkt war eine Kombination aus schwerwiegenden Komplikationen und der Mortalität innerhalb von 6 Monaten nach der Aufnahme. Die historische Kontrollgruppe war der konservative Behandlungsarm (n = 113) der randomisierten APEC-Studie (akute biliäre Pankreatitis: dringende ERCP mit Papillotomie versus konservative Behandlung, Patienteneinschluss 2013–2017), bei der das gleiche Studiendesign angewendet worden war. Insgesamt erhielten 83 Patient*innen eine Endosonografie nach einer Zeitdauer von im Median 21 Stunden (Interquartilenabstand [IQR], 17–23 Stunden) nach Vorstellung im Krankenhaus bzw. innerhalb von im Median 29 Stunden (IQR, 23–41 Stunden) nach Einsetzen der Symptome. Bei 48 von 83 Patient*innen (58%) wurden endosonografisch Gallensteine oder Sludge in den Gallengängen festgestellt und es wurde eine sofortige ERCP und Papillotomie durchgeführt. Der primäre Endpunkt trat bei 34 von 83 Patient*innen (41%) ein. Dies unterschied sich nicht vom primären Endpunkt (44%; 50/113 Patient*innen) in der historischen konservativen Behandlungsgruppe der APEC-Studie (relatives Risiko [RR] = 0,93, 95% Konfidenzintervall [CI]: 0,67–1,29; p = 0,65). Die Sensitivitätsanalyse zur Korrektur von Ausgangsunterschieden mithilfe eines logistischen Regressionsmodells zeigte ebenfalls keinen signifikanten positiven Effekt der Intervention auf den primären Endpunkt (angepasste Odds-Ratio = 1,03, 95% CI: 0,56–1,90, p = 0,92).
Für die Patientenselektion zur dringlichen endoskopischen retrograden Cholangiopankreatikografie (ERCP) bei drohender schwerer akuter biliärer Pankreatitis ohne begleitende Cholangitis konnte in dieser prospektiven Studie durch eine Endosonografie kein Zusatznutzen erzielt werden. Auch im Falle eines endosonografischen Nachweises von Gallengangsteinen oder Sludge besserte sich durch eine unmittelbar durchgeführte ERCP das Risiko für schwerwiegende Komplikationen oder die Mortalität im Vergleich zu einer historischen und konservativ behandelten Kontrollgruppe nicht.