Ösophagus bis Dünndarm

Lancet Gastroenterol Hepatol. 2023;8(11):1005–14

Serum anti-tissue transglutaminase IgA and prediction of duodenal villous atrophy in adults with suspected celiac disease without IgA deficiency (Bi.A.CeD): A multicenter, prospective cohort study

Ciacci C, Bai JC, Holmes G, Al-Toma A, Biagi F, Carroccio A, Ciccocioppo R, Di Sabatino A, Gingold-Belfer R, Jinga M, Makharia G, Niveloni S, Norman GL, Rostami K, Sanders DS, Smecuol E, Villanacci V, Vivas S, Zingone F; Bi.A.CeD study group

Serum-Transglutaminase-Gewebeantikörper-IgA und Vorhersage einer duodenalen Zottenatrophie bei Erwachsenen mit Verdacht auf Zöliakie ohne IgA-Mangel (Bi.A.CeD): eine multizentrische prospektive Kohortenstudie

Ob eine Zöliakie bei Erwachsenen allein mit der Serologie diagnostiziert werden kann, bleibt umstritten. Ziel der Studie war es, die Genauigkeit von Serum-Transglutaminase-Gewebeantikörper-IgA (tTG-IgA) bei der Diagnose der Zöliakie zu bewerten. In dieser multizentrischen, prospektiven Kohortenstudie wurden vom 27.02.2018 bis 24.12.2020 von 14 tertiären Gesundheitszentren in Europa (10), Asien (2), Ozeanien (1) und Südamerika (1) erwachsene Teilnehmer*innen (Alter ≥ 18 Jahre) mit Verdacht auf Zöliakie eingeschlossen. Die Teilnehmer*innen durften keinen IgA-Mangel haben und keine glutenfreie Ernährung durchführen. Es wurde eine lokale tTG-IgA-Messung im Serum durchgeführt und die Teilnehmer*innen unterzogen sich einer lokalen endoskopischen Zwölffingerdarmbiopsie. Lokales Serum-tTG-IgA wurde mit 14 verschiedenen Testmarken gemessen und die Konzentration wurde als Vielfaches der Obergrenze des Normalwerts (upper limit of normal, ULN) von jedem Test ausgedrückt. Positivität wurde definiert, wenn der Wert größer als das Einfache des ULN war. Das Hauptergebnis der Studie war die Zuverlässigkeit von Serumtests für die Diagnosestellung der Zöliakie, die durch die Zottenatrophie im Duodenum (Marsh Typ 3 oder Corazza-Villanacci Grad B) definiert wurde. Die Histologie wurde vom örtlichen Pathologen/von der örtlichen Pathologin beurteilt, wobei abweichende Fälle (positives tTG-IgA ohne Zottenatrophie im Duodenum oder negatives tTG-IgA mit Zottenatrophie im Duodenum) von einem zentralen Pathologen/einer zentralen Pathologin neu beurteilt wurden. Die Zuverlässigkeit von Serumtests zur Vorhersage einer Zottenatrophie des Duodenums wurde anhand von Sensitivität, Spezifität, positivem Vorhersagewert, negativem Vorhersagewert und der Fläche unter der Receiver-Operating Characteristic Curve (AUC) für kategoriale und kontinuierliche Daten bewertet. Es wurden 436 Teilnehmer*innen (296 Frauen [68%] und 140 Männer [32%]; Durchschnittsalter 40 Jahre [Standardabweichung 15]) mit vollständigen lokalen Daten zu Serum-tTG-IgA und Zwölffingerdarmhistologie aufgenommen. Ein positives Serum-tTG-IgA lag bei 363 Teilnehmer*innen (83%) und ein negatives Serum-tTG-IgA bei 73 Teilnehmer*innen (17%) vor. Von den 363 Teilnehmer*innen mit positivem Serum-tTG-IgA hatten nach lokaler Überprüfung 341 eine positive Histologie (echt-positiv) und 22 eine negative Histologie (falsch-positiv). Von den 73 Teilnehmer*innen mit negativem Serum-tTG-IgA hatten nach lokaler Überprüfung 7 eine positive Histologie (falsch-negativ) und 66 eine negative Histologie (echt-negativ). Der positive Vorhersagewert betrug 93,9% (95% Konfidenzintervall [CI]: 89,2–98,6), der negative Vorhersagewert betrug 90,4% (95% CI: 85,5–95,3), die Sensitivität betrug 98,0% (95% CI: 95,3–100,0) und die Spezifität betrug 75,0% (95% CI: 66,6–83,4). Nach zentraler Neubewertung der Zwölffingerdarmhistologie in 29 diskordanten Fällen gab es 348 echt-positive Fälle, 15 falsch-positive Fälle, 66 echt-negative Fälle und 7 falsch-negative Fälle, was zu einem positiven Vorhersagewert von 95,9% (95% CI: 92,0–99,8), einem negativen Vorhersagewert von 90,4% (95% CI: 85,5–95,3), einer Sensitivität von 98,0% (95% CI: 95,3–100,0) und einer Spezifität von 81,5% (95% CI: 73,9-89,1) führte. Unter Verwendung der lokalen oder zentralen Bewertung der Zwölffingerdarmhistologie erhöhte sich der positive Vorhersagewert des lokalen Serum-tTG-IgA, wenn der serologische Schwellenwert bei zunehmenden Vielfachen des ULN definiert wurde (p < 0,0001). Die AUC für Serum-tTG-IgA zur Vorhersage einer Zwölffingerdarmzottenatrophie betrug 0,87 (95% CI: 0,81–0,92), wenn die kategoriale Definition von Serum-tTG-IgA (positiv [> 1x ULN] vs. negativ [≤ 1x ULN]) angewendet wurde und 0,93 (95% CI: 0,89–0,96), wenn die numerische Definition von Serum-tTG-IgA (Vielfaches des ULN) angewendet wurde. Zu den weiteren endoskopischen Befunden gehörten peptische Gastritis (9 Patient*innen), autoimmune atrophische Gastritis (3), Refluxösophagitis (31), Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwür (3) und Barrett-Ösophagus (1). In der einjährigen Nachuntersuchung wurde bei einer Frau, die sich glutenfrei ernährte, ein Lymphom im Ileum diagnostiziert.

Die Studiendaten zeigten, dass eine Biopsie bei der Diagnose einer Zöliakie bei Erwachsenen mit verlässlichem Verdacht auf Zöliakie und hohem Serum-Transglutaminase-Gewebeantikörper-IgA sinnvoll vermieden werden könnte.

Prof. Dr. C. Ciacci, Department of Medicine, Surgery, and Dentistry, Scuola Medica Salernitana, University of Salerno, Salerno, Italien, E-Mail: cciacci@unisa.it

DOI: 10.1016/s2468-1253(23)00205-4

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