Pankreas
Lancet. 2022;399(10338):1867–75
Algorithm-based care versus usual care for the early recognition and management of complications after pancreatic resection in the Netherlands: An open-label, nationwide, stepped-wedge cluster-randomized trial
Algorithmus-basierte Versorgung versus Standardversorgung zur frühen Erkennung und Behandlung von Komplikationen nach Pankreasresektionen in den Niederlanden: eine unverblindete landesweite Cluster-randomisierte Studie
Das frühe Erkennen und die Behandlung postoperativer Komplikationen kann die Ergebnisse von Hochrisikoeingriffen wie Pankreasresektionen deutlich verbessern. Im Rahmen einer unverblindeten landesweiten Cluster-randomisierten Studie in den Niederlanden wurden alle Patient*innen eingeschlossen, die im Studienzeitraum von 22 Monaten eine Pankreasresektion erhielten. Alle 17 Zentren wurden zufällig von einer postoperativen Standardversorgung auf eine Algorithmus-basierte multi-disziplinäre Versorgung umgestellt, um postoperative Komplikationen frühzeitig zu erkennen und interdisziplinär zu behandeln. Bei der Randomisierung wurde die Zentrumsgröße berücksichtigt. Patient*innen und Zentren waren nicht verblindet. Der Al-gorithmus wurde mithilfe einer Smartphone-App implementiert. In diesen flossen täglich klinische und laborchemische Parameter ein und der Algorithmus entschied, wann eine Computertomografie bzw. radiologische Drainage durchgeführt werden, eine Antibiotikatherapie gestartet oder die Drainagen entfernt werden sollten. Nach der Umstellung auf den Algorithmus erfolgte ein Training der Teams für 4 Wochen. Als primärer Endpunkt diente ein zusammengesetzter Endpunkt aus interventionsbedürftigen Blutungen, Organversagen und der 90-Tages-Mortalität. Die Auswertung erfolgte zentral und verblindet. Zwischen Januar 2018 und November 2019 wurden 1805 Patient*innen mit Pankreasresektion in die Studie eingeschlossen, von denen 1748 aus-gewertet wurden (885 mit Standardversorgung und 863 mit Algorithmus-basierter Versorgung). Der primäre Endpunkt trat bei Patient*innen mit Algorithmus-basierter Versorgung signifikant seltener auf als unter Standardversorgung (73/863 Patient*innen [8%] vs. 124/885 Patient*innen [14%]; angepasste Risiko-Ratio [aRR] = 0,48; 95% Konfidenzintervall [CI]: 0,38–0,61; p < 0,0001). Unter der Behandlung mittels Algorithmus traten weniger interventionsbedürftige Blutungsepisoden (47 [5%] vs. 51 [6%] Patient*innen; RR = 0,65; 95% CI: 0,42–0,99; p = 0,046) und Organversagen (39 [5%] vs. 92 [10%] Patient*innen; RR = 0,35; 95% CI: 0,2–0,6; p = 0,0001) auf. Auch die 90-Tages-Mortalität war geringer (23 [3%] vs. 44 [5%] Patient*innen; RR = 0,42; 95% CI: 0,19–0,92; p = 0,029).
Durch eine standardisierte postoperative Nachsorge nach Pankreasresektion mithilfe eines Algorithmus konnte in einer lan-desweiten Studie in den Niederlanden die postoperative Mortalität um etwa die Hälfte gesenkt und das Auftreten von Organ-versagen und Blutungskomplikationen signifikant verringert werden.