Leber und Gallenwege

Lancet. 2023;402(10408):1133–46

Camrelizumab plus rivoceranib versus sorafenib as first-line therapy for unresectable hepatocellular carcinoma (CARES-310): A randomized, open-label, international phase 3 study

Qin S, Chan SL, Gu S, Bai Y, Ren Z, Lin X, Chen Z, Jia W, Jin Y, Guo Y, Hu X, Meng Z, Liang J, Cheng Y, Xiong J, Ren H, Yang F, Li W, Chen Y, Zeng Y, Sultanbaev A, Pazgan-Simon M, Pisetska M, Melisi D, Ponomarenko D, Osypchuk Y, Sinielnikov I, Yang TS, Liang X, Chen C, Wang L, Cheng AL, Kaseb A, Vogel A; CARES-310 Study Group

Camrelizumab plus Rivoceranib versus Sorafenib als Erstlinientherapie beim inoperablen hepatozellulären Karzinom (CARES-310): eine randomisierte, offene, internationale Phase-III-Studie

Es wurde gezeigt, dass eine Immuntherapie mit Immun-Checkpoint-Inhibitoren in Kombination mit einem anti-angiogenetischen Tyrosinkinase-Inhibitor (TKI) das Gesamtüberleben im Vergleich zur alleinigen anti-angiogenetischen Therapie bei fortgeschrittenen soliden Tumoren verbessert, nicht jedoch beim hepatozellulären Karzinom (HCC). Daher wurde eine klinische Studie durchgeführt, um die Wirksamkeit und Sicherheit des Anti-PD-1-Antikörpers Camrelizumab in Kombination mit dem auf VEGFR2 gerichteten TKI Rivoceranib (auch bekannt als Apatinib) mit Sorafenib als Erstlinientherapie bei inoperablem HCC zu vergleichen. Diese randomisierte, offene, internationale Phase-III-Studie (CARES-310) wurde an 95 Studienstandorten in 13 Ländern und Regionen weltweit durchgeführt. Patient*innen mit inoperablem oder metastasiertem HCC, die zuvor keine systemische Behandlung erhalten hatten, wurden 1:1 randomisiert und erhielten entweder Camrelizumab 200 mg intravenös alle 2 Wochen plus Rivoceranib 250 mg oral einmal täglich oder Sorafenib 400 mg oral zweimal täglich. Die Randomisierung erfolgte über ein zentralisiertes interaktives Antwortsystem. Die primären Endpunkte waren das progressionsfreie Überleben, bewertet durch das verblindete unabhängige Prüfkomitee gemäß Response Evaluation Criteria in Solid Tumors (RECIST) Version 1.1, und das Gesamtüberleben in der Intention-to-Treat-Population. Die Sicherheit wurde bei allen Patient*innen beurteilt, die mindestens 1 Dosis der Studienmedikamente erhielten. Die Ergebnisse der vorgegebenen Primäranalyse zum progressionsfreien Überleben und der Zwischenanalyse zum Gesamtüberleben werden berichtet. Zwischen Juni 2019 und März 2021 wurden 543 Patient*innen in die Camrelizumab-Rivoceranib- (n = 272) bzw. Sorafenib-Gruppe (n = 271) randomisiert. Bei der primären Analyse des progressionsfreien Überlebens (Mai 2021) betrug die mediane Nachbeobachtungszeit 7,8 Monate (Interquartilenabstand [IQR], 4,1–10,6). Das mediane progressionsfreie Überleben war unter Camrelizumab-Rivoceranib im Vergleich zu Sorafenib signifikant verbessert (5,6 Monate [95% Konfidenzintervall {CI}: 5,5–6,3] vs. 3,7 Monate [95% CI: 2,8–3,7]; Hazard-Ratio [HR] = 0,52 [95% CI: 0,41–0,65]; 1-seitiges p < 0,0001). Bei der Zwischenanalyse des Gesamtüberlebens (Februar 2022) betrug die mediane Nachbeobachtungszeit 14,5 Monate (IQR, 9,1–18,7). Das mediane Gesamtüberleben wurde mit Camrelizumab-Rivoceranib im Vergleich zu Sorafenib signifikant verlängert (22,1 Monate [95% CI: 19,1–27,2] vs. 15,2 Monate [95% CI: 13,0–18,5]; HR = 0,62 [95% CI: 0,49–0,80]; 1-seitiges p < 0,0001). Die häufigsten behandlungsbedingten Nebenwirkungen 3. oder 4. Grades waren Bluthochdruck (102/272 Patient*innen [38%] in der Camrelizumab-Rivoceranib-Gruppe vs. 40/269 Patient*innen [15%] in der Sorafenib-Gruppe), palmar-plantares Erythrodysästhesie-Syndrom (33 [12%] vs. 41 [15%]), erhöhte Aspartataminotransferase (45 [17%] vs. 14 [5%]) und erhöhte Alaninaminotransferase (35 [13%] vs. 8 [3%]). Behandlungsbedingte schwerwiegende unerwünschte Ereignisse wurden bei 66 (24%) Patient*innen in der Camrelizumab-Rivoceranib-Gruppe und bei 16 (6%) in der Sorafenib-Gruppe berichtet. Bei 2 Patient*innen kam es zu behandlungsbedingten Todesfällen: 1 Patient*in in der Camrelizumab-Rivoceranib-Gruppe (Multiorganversagen) und 1 Patient*in in der Sorafenib-Gruppe (respiratorische und kardiovaskuläre Insuffizienz).

Camrelizumab plus Rivoceranib zeigte bei Patient*innen mit inoperablem hepatozellulärem Karzinom einen statistisch signifikanten und klinisch bedeutsamen Vorteil beim progressionsfreien Überleben und Gesamtüberleben im Vergleich zu Sorafenib und stellt eine neue und wirksame Erstlinienbehandlungsoption für diese Population dar.

Prof. Dr. S. Qin, Cancer Center of Jinling Hospital, Nanjing University of Chinese Medicine and Nanjing Medical University, Nanjing, China, E-Mail: qinsk@csco.org.cn

DOI: 10.1016/s0140-6736(23)00961-3

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