Leber und Gallenwege

Clin Gastroenterol Hepatol. 2023;21(9):2318–26.e7

Carvedilol achieves higher hemodynamic response and lower rebleeding rates than propranolol in secondary prophylaxis

Jachs M, Hartl L, Simbrunner B, Bauer D, Paternostro R, Balcar L, Hofer B, Pfisterer N, Schwarz M, Scheiner B, Stättermayer AF, Pinter M, Trauner M, Mandorfer M, Reiberger T

Carvedilol erzielt in der Sekundärprophylaxe eine höhere hämodynamische Reaktion und geringere Nachblutungsraten als Propranolol

Carvedilol führt zu einer stärkeren Senkung des hepatischen Venendruckgradienten (hepatic venous pressure gradient, HVPG) als herkömmliche nicht-selektive Betablocker (NSBB, z. B. Propranolol). Zur Wirksamkeit von Carvedilol in der Sekundärprophylaxe von Varizenblutungen liegen nur begrenzte Daten vor. Patient*innen, die sich gepaarten HVPG-Messungen zur Steuerung der Sekundärprophylaxe mit Carvedilol oder Propranolol unterzogen, wurden in diese retrospektive Analyse einbezogen. Bei allen Patient*innen wurde außerdem eine Bandligatur durchgeführt. Veränderungen des HVPG und der systemischen Hämodynamik wurden zwischen den beiden Gruppen verglichen. Langzeit-Follow-up-Daten zu Nachblutungen, akuter Nierenschädigung, nicht-blutender Dekompensation und leberbedingtem Tod wurden unter Anwendung der konkurrierenden Risikoregression analysiert. 87 Patient*innen (Carvedilol, n = 45; Propranolol, n = 42) wurden in die Studie eingeschlossen. Der mediane HVPG-Ausgangswert betrug 21 mmHg (Interquartilenabstand [IQR], 18–24 mmHg) und 39,1% hatten eine Child-Turcotte-Pugh-A-, 48,3% eine Child-Turcotte-Pugh-B- und 12,6% eine Child-Turcotte-Pugh-C-Zirrhose. Nach dem Therapiestart mit einem NSBB nahm der HVPG bei Carvedilol-Anwender*innen stärker ab (mediane relative Abnahme, -20% [IQR, -29% bis -10%] vs. -11% [IQR, -22% bis -5%] bei Propranolol; p = 0,027) und diese erreichten auch häufiger eine anhaltende HVPG-Reaktion (53,3% vs. 28,6%; p = 0,034). Die kumulative Häufigkeit von Nachblutungen (Gray-Test, p = 0,027) und leberbedingtem Tod (p = 0,036) war bei Patient*innen, die Carvedilol einnahmen, im Vergleich zu Propranolol signifikant geringer. Bemerkenswert ist, dass die Entwicklung/Verschlechterung von Aszites bei Carvedilol-Patient*innen auch seltener beobachtet wurde (p = 0,012). Die Raten akuter Nierenschäden unterschieden sich hingegen zwischen den beiden Gruppen nicht (p = 0,255). Die Stratifizierung der Patient*innen nach dem HVPG-Reaktionsstatus ergab ähnliche Ergebnisse. Der prognostische Wert der Carvedilol-Einnahme wurde in konkurrierenden Risikoregressionsmodellen bestätigt.

Carvedilol führt in der Sekundärprophylaxe von Varizenblutungen zu einer deutlicheren Senkung des hepatischen Venendruckgradienten als Propranolol und ist daher mit geringeren Raten an Nachblutungen, leberbedingtem Tod und weiterer nicht-blutender Dekompensation verbunden.

Prof. Doz. Dr. T. Reiberger, Klinische Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie, Universitätsklinik für Innere Medizin III, Medizinische Universität Wien, Wien, Österreich, E-Mail: thomas.reiberger@meduniwien.ac.at

DOI: 10.1016/j.cgh.2022.06.007

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