Leber und Gallenwege

J Hepatol. 2022;77(4):1014–25

Carvedilol reduces the risk of decompensation and mortality in patients with compensated cirrhosis in a competing-risk meta-analysis

Villanueva C, Torres F, Sarin SK, Shah HA, Tripathi D, Brujats A, Rodrigues SG, Bhardwaj A, Azam Z, Hayes PC, Jindal A, Abid S, Alvarado E, Bosch J, Carvedilol-IPD-MA-group and the Baveno Cooperation: an EASL Consortium

Carvedilol reduziert das Risiko einer Dekompensation und die Mortalität bei Patient*innen mit kompensierter Zirrhose in einer konkurrierenden Risiko-Metaanalyse

Ob nicht-selektive Betablocker eine Dekompensation bei Zirrhose verhindern können, ist unklar. Carvedilol könnte besonders wirksam sein, da seine intrinsische vasodilatatorische Aktivität den hepatischen Gefäßwiderstand verbessern kann, der einen Hauptmechanismus der portalen Hypertonie in der frühen Zirrhose darstellt. Diese Studie untersuchte, ob Carvedilol eine Dekompensation verhindern und das Überleben bei Patient*innen mit kompensierter Zirrhose und klinisch signifikanter portaler Hypertonie (clinically significant portal hypertension, CSPH; hepatischer Venendruckgradient [hepatic venous pressure gradient, HVPG] ≥ 10 mmHg) verbessern kann. Durch systematische Überprüfung wurden randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) zum Vergleich von Carvedilol versus Kontrolltherapie (keine aktive Behandlung oder endoskopische Varizenligatur [EVL]) bei Patient*innen mit Zirrhose und CSPH ohne vorherige Blutung identifiziert. Es erfolgte eine Time-to-Event-Metaanalyse mit konkurrierendem Risiko unter Verwendung individueller Patientendaten, die von Hauptprüfärzten der RCTs erhalten wurden. Es wurden nur kompensierte Patient*innen eingeschlossen. Primäre Endpunkte waren die Prävention von Dekompensation (Lebertransplantation und Tod waren konkurrierende Ereignisse) und Tod (Lebertransplantation war ein konkurrierendes Ereignis). Die Modelle wurden unter Verwendung von Propensity-Scores für Baseline-Kovariaten mit dem Ansatz der inversen Wahrscheinlichkeit der Behandlungsgewichtung (inverse propability of treatment weighting, IPTW) angepasst. Von 125 ausgewerteten Volltextstudien waren 4 RCTs geeignet. Die 4 bereitgestellten Zusammenstellungen individueller Patientendaten wurden verwendet, darunter 352 Patient*innen mit kompensierter Zirrhose, 181 mit Carvedilol behandelte Patient*innen und 171 Kontrollen (79 erhielten eine EVL und 92 Placebo). Die Baseline-Charakteristika waren zwischen den Gruppen ähnlich. Standardisierte Unterschiede waren < 10% nach IPTW. Das Risiko, eine Dekompensation der Zirrhose zu entwickeln, war unter Carvedilol geringer als in der Kontrollgruppe (Subdistributions-Hazard-Ratio [SHR] = 0,506; 95% Konfidenzintervall [CI]: 0,289–0,887; p = 0,017; I2 = 0,0%; Q-Statistik-p = 0,880), hauptsächlich aufgrund eines reduzierten Risikos für Aszites (SHR = 0,491; 95% CI: 0,247–0,974; p = 0,042; I2 = 0,0%, Q-Statistik-p = 0,384). Auch das Sterberisiko war unter Carvedilol geringer (SHR = 0,417; 95% CI: 0,194–0,896; p = 0,025; I2 = 0,0%, Q-Statistik-p = 0,989).

Eine Carvedilol-Langzeittherapie reduzierte die Dekompensation einer Zirrhose und verbesserte das Überleben bei kompensierten Patient*innen mit klinisch signifikanter portaler Hypertonie (CSPH; hepatischer Venendruckgradient ≥ 10 mmHg) signifikant. Dies deutet darauf hin, dass ein Screening von Patient*innen mit kompensierter Zirrhose auf CSPH, um die sofortige Einleitung von Carvedilol zu ermöglichen, die Verläufe verbessern könnte.

Dr. C. Villanueva, Department of Gastroenterology, Hospital de la Santa Creu i Sant Pau, Biomedical Research Institute Sant Pau (IIB Sant Pau), Universitat Autònoma de Barcelona, Barcelona, Spanien,
E-Mail: cvillanueva@santpau.cat

DOI: 10.1016/j.jhep.2022.05.021

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