Dickdarm bis Rektum

Lancet Gastroenterol Hepatol. 2022;7(11):1005–15

COVID-19 vaccine-induced antibody and T-cell responses in immunosuppressed patients with inflammatory bowel disease after the third vaccine dose (VIP): A multicenter, prospective, case-control study

Alexander JL, Liu Z, Muñoz Sandoval D, Reynolds C, Ibraheim H, Anandabaskaran S, Saifuddin A, Castro Seoane R, Anand N, Nice R, Bewshea C, D’Mello A, Constable L, Jones GR, Balarajah S, Fiorentino F, Sebastian S, Irving PM, Hicks LC, Williams HRT, Kent AJ, Linger R, Parkes M, Kok K, Patel KV, Teare JP, Altmann DM, Goodhand JR, Hart AL, Lees CW, Boyton RJ, Kennedy NA, Ahmad T, Powell N; VIP study investigators

COVID-19-Impfstoff-induzierte Antikörper- und T-Zell-Reaktionen bei immunsupprimierten Patient*innen mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen nach der dritten Impfstoffdosis (VIP): eine multizentrische, prospektive Fallkontrollstudie

Bei Patient*innen mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED), die mit Anti-Tumor-Nekrose-Faktor (TNF)-Antikörpern oder Tofacitinib behandelt werden, sind die durch COVID-19-Impfstoff induzierten Antikörperreaktionen nach 2 Impfstoffdosen reduziert. In dieser multizentrischen, prospektiven Fallkontrollstudie wurde untersucht, ob immunsuppressive Behandlungen bei Patient*innen mit CED auch nach einer dritten Impfung mit reduzierten Antikörper- und T-Zell-Reaktionen einhergehen. Immunsupprimierte Patient*innen mit Morbus Crohn, Colitis ulcerosa oder Colitis indeterminata und nicht immunsupprimierte gesunde Personen über 18 Jahre wurden zwischen dem 18. Oktober 2021 und dem 29. März 2022 an 9 Zentren im Vereinigten Königreich rekrutiert (Teilnehmer*innen, n = 352: Thiopurin, n = 65; Infliximab, n = 46; Kombinationstherapie Thiopurin plus Infliximab, n = 49; Ustekinumab, n = 44; Vedolizumab, n = 50; Tofacitinib, n = 26, und gesunde Kontrollen, n = 72). Zum Zeitpunkt der ersten Impfung gegen SARS-CoV-2 waren die immunsupprimierten CED-Patient*innen seit mindestens 12 Wochen mit einem von 6 Immunsuppressiva behandelt worden. Alle Teilnehmer*innen mussten 3 Dosen eines zugelassenen COVID-19-Impfstoffs erhalten haben. Die Bindung von SARS-CoV-2-Spike-Antikörpern und die T-Zell-Reaktionen wurden in allen teilnehmenden Gruppen gemessen. Der primäre Endpunkt war die Anti-SARS-CoV-2-Spike-Antikörperkonzentration (S1 receptor-binding domain [RBD]) 28–49 Tage nach der dritten Impfstoffdosis, bereinigt um Alter, homologes bzw. heterologes Impfschema sowie vorherige SARS-CoV-2-Infektion. Die geometrischen Mittelwerte der Anti-SARS-CoV-2-S1-RBD-Antikörperkonzentrationen stiegen in allen Gruppen nach der dritten Impfstoffdosis an, waren jedoch im Vergleich zur gesunden Kontrollgruppe (16.774,2 U/ml [geometrische SD 2,6]) bei den mit Infliximab behandelten Patient*innen (2736,8 U/ml [4,3]; p < 0,0001), den mit Infliximab plus Thiopurin behandelten Patient*innen (1818,3 U/ml [6,7]; p < 0,0001) und den Patient*innen unter Tofacitinib (8071,5 U/ml [3,1]; p = 0,0018) signifikant niedriger. Es gab keine signifikanten Unterschiede in den Anti-SARS-CoV-2-S1-RBD-Antikörperkonzentrationen zwischen der gesunden Kontrollgruppe und den mit Thiopurin (12.019,7 U/ml [2,2]; p = 0,099), Ustekinumab (11.089,3 U/ml [2,8]; p = 0,060) oder Vedolizumab (13.564,9 U/ml [2,4]; p = 0,27) behandelten Patient*innen. Die multivariable Modellierung zeigte eine unabhängige Assoziation niedrigerer Anti-SARS-CoV-2-S1-RBD-Antikörper mit Infliximab (geometrisches Mittelverhältnis 0,15 [95% Konfidenzintervall {CI}: 0,11–0,21]; p < 0,0001), Tofacitinib (0,52 [95% CI: 0,31–0,87]; p = 0,012) und Thiopurin (0,69 [95% CI: 0,51–0,95]; p = 0,021), aber nicht mit Ustekinumab (0,64 [95% CI: 0,39–1,06]; p = 0,083) oder Vedolizumab (0,84 [95% CI: 0,54–1,30]; p = 0,43). Eine frühere SARS-CoV-2-Infektion (1,58 [95% CI: 1,22–2,05]; p = 0,0006) war unabhängig mit höheren Anti-SARS-CoV-2-S1-RBD-Antikörperkonzentrationen und ein höheres Alter (0,88 [95% CI: 0,80–0,97]; p = 0,0073) unabhängig mit niedrigeren Anti-SARS-CoV-2-S1-RBD-Antikörperkonzentrationen assoziiert. Antigenspezifische T-Zell-Antworten waren in allen Gruppen ähnlich – mit Ausnahme Tofacitinib-behandelter Patient*innen ohne Nachweis einer früher stattgehabten Infektion, bei denen die T-Zell-Antworten im Vergleich zu den gesunden Kontrollen signifikant reduziert waren (p = 0,021).

Eine dritte Dosis des COVID-19-Impfstoffs führte bei immunsupprimierten Patient*innen mit chronisch entzündlicher Darmerkrankung zu einem Anstieg der Antikörperbindung. Diese Reaktionen waren bei Patient*innen, die Infliximab, Infliximab plus Thiopurin oder Tofacitinib einnahmen, jedoch reduziert. Unter Tofacitinib zeigte sich auch eine geringere T-Zell-Antwort. Diese Daten sprechen dafür, immunsupprimierte Gruppen bei der weiteren Impfstoffauffrischung weiterhin zu priorisieren, insbesondere Patient*innen unter einer Anti-Tumor-Nekrose-Faktor- oder Januskinase-Inhibitor-Therapie.

Dr. N. Powell, Department of Metabolism, Digestion and Reproduction, Imperial College, London, Großbritannien,
E-Mail: nicholas.powell@imperial.ac.uk

DOI: 10.1016/s2468-1253(22)00274-6

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