Leber und Gallenwege

J Hepatol. 2023;78(5):989–97

Risk of liver fibrosis associated with long-term methotrexate therapy may be overestimated

Atallah E, Grove JI, Crooks C, Burden-Teh E, Abhishek A, Moreea S, Jordan KM, Ala A, Hutchinson D, Aspinall RJ, Murphy R, Aithal GP

Das Risiko einer Leberfibrose im Zusammenhang mit einer Methotrexat-Langzeittherapie könnte bisher überschätzt worden sein

Das Risiko einer signifikanten Leberfibrose bei längerer Methotrexat (MTX)-Exposition wurde auf etwa 5% geschätzt, was intensive Überwachungsstrategien erforderlich macht. Die Evidenz stammt jedoch aus retrospektiven Studien, in denen Risikofaktoren für Lebererkrankungen zu wenig berücksichtigt wurden. In der vorliegenden Studie wurde das Risiko einer MTX-Langzeittherapie für eine Leberfibrose in einer Längsschnitt-Kohortenstudie unter Verwendung von 2 nicht-invasiven Markern bewertet. Zwischen 2014 und 2021 wurden Patient*innen mit einer seit mindestens 2 Jahren diagnostizierten rheumatoiden Arthritis (RA) oder Psoriasis prospektiv an 6 britischen Standorten rekrutiert. Die MTX-Gruppe umfasste Patient*innen, die MTX für ≥ 6 Monate erhielten, während die nicht-exponierte Gruppe diejenigen umfasste, die nie MTX erhielten. Bei allen Patient*innen wurde ein vollständiges Leberprofil erstellt, inklusive transienter Elastografie (TE) und dem serologischen Fibrosetest Enhanced Liver Fibrosis (ELF). Insgesamt wurden 999 Patient*innen (Durchschnittsalter 60,8 ± 12 Jahre, 62,3% Frauen) eingeschlossen. Von 976 Patient*innen mit gültigen TE-Werten hatten 149 (15,3%) eine Lebersteifigkeit ≥ 7,9 kPa. Von 892 Patient*innen mit einem gültigen ELF-Test hatten 262 (29,4%) einen ELF-Wert ≥ 9,8. Alter und Body-Mass-Index waren unabhängig voneinander mit erhöhter Lebersteifigkeit und einem erhöhten ELF-Wert assoziiert. Weder die kumulative MTX-Dosis noch die Dauer waren mit einer erhöhten Lebersteifigkeit verbunden. Diabetes war der signifikanteste Risikofaktor im Zusammenhang mit einer Lebersteifigkeit von ≥ 7,9 kPa (angepasste Odds-Ratio [aOR] = 3,19; 95% Konfidenzintervall [CI]: 1,95–5,20; p < 0,001). Die regelmäßige Anwendung von nicht-steroidalen Antirheumatika zeigte die stärkste Assoziation mit einem ELF-Test ≥ 9,8 (OR = 1,76; 95% CI: 1,20–2,56; p = 0,003), was darauf hindeutet, dass der Grad der Gelenkentzündung bei der RA den Wert des ELF-Tests als nicht-invasiven Leberfibrose-Marker einschränkt.

Das Methotrexat (MTX) selbst zuzuschreibende Risiko einer Leberfibrose wurde zuvor möglicherweise überschätzt. Die Autor*innen folgern daraus, dass die aktuellen Überwachungsrichtlinien für MTX modifiziert werden könnten.

Prof. Dr. G.P. Aithal, Nottingham Digestive Diseases Center, School of Medicine, University of Nottingham, Nottingham, Großbritannien,
E-Mail: guru.aithal@nottingham.ac.uk

DOI: 10.1016/j.jhep.2022.12.034

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