Ösophagus bis Dünndarm
Gut. 2022;71(5):854–63
Severity of gastric intestinal metaplasia predicts the risk of gastric cancer: A prospective multicenter cohort study (GCEP)
Der Schweregrad einer intestinalen Metaplasie im Magen erlaubt Vorhersagen des Magenkarzinom-Risikos: eine prospektive multizentrische Kohortenstudie
Im Rahmen dieser Studie sollte die Inzidenz von Neoplasien des Magens untersucht werden, die auf dem Boden einer vor-bestehenden intestinalen Metaplasie der Magenschleimhaut entstehen. Zudem sollte die Wertigkeit der „Operative Link on Gastric Intestinal Metaplasia“ (OLGIM)-Klassifikation mit gezielten Biopsien für die Vorsorge in einer Region mit niedriger bis mittlerer Inzidenz von Magenkarzinomen erfasst werden. Hierfür wurde eine prospektive longitudinale und multizentrische Studie in Singapur durchgeführt. Die Studienpopulation umfasste 2980 Patient*innen, die zwischen 2004 und 2010 eine Vorsorge-gastroskopie mit standardisierter Biopsieentnahme erhalten hatten, gefolgt von einer geplanten Nachfolgeuntersuchung nach 3 und nach 5 Jahren. Die Teilnehmer*innen wurden zudem mit einem nationalen Register abgeglichen, um keine Diagnosen von frühen Magenneoplasien zu übersehen. Insgesamt wurde bei 21 Studienteilnehmer*innen die Diagnose einer frühen Magen-neoplasie gestellt. Das Vorliegen einer intestinalen Metaplasie war ein signifikanter Risikofaktor für die Entstehung von Ma-genneoplasien (angepasste Hazard-Ratio [aHR] = 5,36; 95% Konfidenzintervall [CI]: 1,51–19; p < 0,01). Die altersangepassten Inzidenzraten für Patient*innen mit bzw. ohne intestinale Metaplasie betrugen 133,9 bzw. 12,5 pro 100.000 Personenjahre. Teilnehmende mit OLGIM-Stadien III–IV hatten das größte Risiko für die Entstehung von frühen Magenneoplasien (aHR = 20,7; 95% CI: 5,04–85,6; p < 0,01). Mehr als die Hälfte der Neoplasien (n = 4/7), die auf dem Boden einer intestinalen Metaplasie mit OLGIM-Stadien III–IV entstanden, entwickelten sich innerhalb von 2 Jahren (Bereich, 12,7–44,8 Monate). Durch Bestimmung des Trefoilfaktors 3 im Serum konnten Patient*innen mit intestinaler Metaplasie im Stadium OLGIM III–IV identifiziert werden, wenn diese negativ für Helicobacter pylori waren (area under the receiver-operating characteristic curve [AUROC], 0,749). Auch Patient*innen mit einem OLGIM-Stadium II hatten ein signifikantes Risiko für frühe Magenneoplasien (aHR = 7,34; 95% CI: 1,6–33,7; p = 0,02). Eine signifikante Raucheranamnese erhöhte das Tumorrisiko bei gleichzeitigem Vorliegen eines OL-GIM-Stadiums II–IV zusätzlich.
Die Ergebnisse dieser prospektiven Kohortenstudie belegen Zusammenhänge zwischen dem Schweregrad einer intestinalen Metaplasie und dem Risiko für Neoplasien des Magens. Patient*innen mit hohem Risiko (OLGIM-Stadien III–IV) sollten alle 2 Jahre, solche mit OLGIM-Stadium II alle 5 Jahre eine endoskopische Kontrolle erhalten.