Dickdarm bis Rektum

Lancet Gastroenterol Hepatol. 2022;7(8):747–54

Serrated polyp detection and risk of interval post-colonoscopy colorectal cancer: A population-based study

van Toledo DEFWM, IJspeert JEG, Bossuyt PMM, Bleijenberg AGC, van Leerdam ME, van der Vlugt M, Lansdorp-Vogelaar I, Spaander MCW, Dekker E

Detektion von serratierten Polypen und das Risiko von Intervalkarzinomen nach Koloskopie: eine populationsbasierte Studie

Die Adenom-Erkennungsrate (ADR, adenoma detection rate) ist ein etablierter Qualitätsindikator für die Koloskopie und steht in umgekehrtem Zusammenhang mit der Inzidenz von kolorektalem Intervallkarzinom nach Koloskopie. Darmkrebs nach der Koloskopie im Intervall entwickelt sich jedoch häufig aus serratierten Polypen, die nicht in der ADR enthalten sind. Daher wurde die Erkennungsrate für proximale serratierte Polypen (PSPDR, proximal serrated polyp detection rate) als Qualitätsindikator vorgeschlagen, aber ihre Assoziation mit Darmkrebs nach der Koloskopie wurde bisher nicht untersucht. Ziel dieser Studie war es, diesen potenziellen Zusammenhang auf der Grundlage von Daten des niederländischen Darmkrebs-Früherkennungsprogramms zu bewerten. Unter Verwendung von Koloskopiedaten des niederländischen fäkalen immunchemischen Test-basierten Darmkrebs-Screening-Programms sowie Daten des niederländischen Krebsregisters wurde der Zusammenhang zwischen der individuellen PSPDR der Endoskopikerin bzw. des Endoskopikers und dem Risiko eines Intervallkarzinoms mittels Shared-frailty Cox-Proportional-Hazard-Regressionsanalyse untersucht. Teilnehmer*innen am Screening-Programm, die für die Aufnahme infrage kamen, waren 55–76 Jahre alt, hatten einen positiven immunchemischen Stuhltest (Grenzwert 15 μg Hb/g Stuhl zu Beginn und Mitte 2014 auf 47 μg Hb/g Stuhl geändert), waren asymptomatisch, und unterzogen sich zwischen dem 1. Januar 2014 und dem 31. Dezember 2020 einer Darmspiegelung. Die PSPDR wurde definiert als der Anteil der Darmspiegelungen, bei denen mindestens ein serratierter Polyp proximal des Colon descendens nachgewiesen und histopathologisch bestätigt wurde. Die ADR war definiert als der Anteil aller Koloskopien, bei denen mindestens ein konventionelles Adenom (histopathologisch bestätigt) gefunden wurde. Die Erkennungsraten wurden für jede(n) Endoskopiker*in individuell bestimmt. Zudem wurde das Risiko für Darmkrebs im Intervall nach der Koloskopie für Endoskopiker*innen mit einer PSPDR und ADR über dem Median im Vergleich zu Endoskopiker*innen mit einem oder beiden Parametern unter dem Median berechnet. Während des Studienzeitraums wurden 329.104 Koloskopien durchgeführt, von denen 277.555 von 441 Endoskopiker*innen in die PSPDR-Berechnungen einbezogen wurden. Die mediane PSPDR betrug 11,9% (Interquartilenabstand [IQR], 8,3–15,8) und die mediane ADR 66,3% (IQR, 61,4–69,9). Die Korrelation zwischen PSDPR und ADR war moderat (r = 0,59; p < 0,0001). Während einer medianen Nachbeobachtungszeit von 33 Monaten (IQR, 21–42) wurden 305 kolorektale Intervallkarzinome nach der Koloskopie entdeckt. Für jeden Prozentpunkt Anstieg der PSPDR war das angepasste Darmkrebsrisiko nach der Koloskopie um 7% niedriger (Hazard-Ratio [HR] = 0,93, 95% Konfidenzintervall [CI]: 0,90–0,95; p < 0,0001). Verglichen mit Endoskopiker*innen mit einer PSPDR von mehr als 11,9% und einer ADR von mehr als 66,3% betrug die HR für Darmkrebs im Intervall nach der Koloskopie bei Endoskopiker*innen mit einem niedriger PSPDR und einer hohen ADR 1,79 (95% CI: 1,22–2,63), für Endoskopiker*innen mit hoher PSPDR und niedriger ADR 1,97 (95% CI: 1,19–3,24) und für Endoskopiker*innen mit niedriger PSPDR und niedriger ADR 2,55 (95% CI: 1,89–3,45).

Die Erkennungsrate für proximale serratierte Polypen (PSPDR) einer Endoskopikerin bzw. eines Endoskopikers ist umgekehrt mit der Inzidenz von Darmkrebs im Intervall nach der Koloskopie assoziiert. Die Implementierung eines PSPDR-Monitorings zusätzlich zum Monitoring der Adenom-Erkennungsrate könnte die Darmkrebsprävention optimieren.

Prof. Dr. E. Dekker, Department of Gastroenterology and Hepatology, Amsterdam University Medical Center, Amsterdam, Niederlande,
E-Mail: e.dekker@amsterdamumc.nl

DOI: 10.1016/s2468-1253(22)00090-5

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