Leber und Gallenwege
Hepatology. 2024;79(5):1019–32
Determinants of clinical response to empirical antibiotic treatment in patients with cirrhosis and bacterial and fungal infections – Results from the ICA “Global Study” (EABCIR-Global Study)
Determinanten des klinischen Ansprechens auf eine empirische Antibiotikabehandlung bei Patient*innen mit Leberzirrhose sowie bakteriellen und Pilzinfektionen – Ergebnisse der ICA „Global Study“ (EABCIR-Global-Studie)
Die Verabreichung einer geeigneten empirischen Antibiotikabehandlung ist bei Leberzirrhose und schweren bakteriellen Infektionen unerlässlich. Ziel dieser Studie war es, die Prädiktoren für das klinische Ansprechen einer empirischen Antibiotikabehandlung in einer prospektiven Kohorte von Patient*innen mit Leberzirrhose sowie bakteriellen und Pilzinfektionen zu untersuchen, die in der „Global Study“ des International Club of Ascites enthalten waren. Patient*innen, die mit Leberzirrhose und bakterieller oder Pilzinfektion ins Krankenhaus eingeliefert wurden, wurden prospektiv an 46 Zentren eingeschlossen. Das klinische Ansprechen auf eine Antibiotikabehandlung wurde anhand der Veränderungen der Infektions-/Entzündungsmarker, der Vitalfunktionen, der Verbesserung des Organversagens und der Ergebnisse der mikrobiologischen Kulturen definiert. Von Oktober 2015 bis September 2016 wurden 1302 Patient*innen an 46 Zentren eingeschlossen. Ein klinisches Ansprechen wurde nur in 61% der Fälle erreicht. Unabhängige Prädiktoren für mangelndes klinisches Ansprechen auf die empirische Behandlung waren C-reaktives Protein (Odds-Ratio [OR] = 1,16; 95% Konfidenzintervall [CI]: 1,02–1,31), Blutleukozytenzahl (OR = 1,39; 95% CI: 1,09–1,77), Serumalbumin (OR = 0,70; 95% CI: 0,55–0,88), nosokomiale Infektionen (OR = 1,96; 95% CI: 1,20–2,38), Pneumonie (OR = 1,75; 95% CI: 1,22–2,53) und ineffektive Behandlung entsprechend der Antibiogramme (OR = 5,32; 95% CI: 3,47–8,57). Patient*innen mit fehlendem klinischem Ansprechen auf die Erstlinien-Antibiotikabehandlung hatten eine deutlich geringere Ausheilungsrate der Infektionen (55% vs. 96%; p < 0,001) und eine höhere Inzidenz von Zweitinfektionen (29% vs. 15%; p < 0,001), Schock (35% vs. 7%; p < 0,001) und neuem Organversagen (52% vs. 19%; p < 0,001) als Patient*innen mit Ansprechen. Das klinische Ansprechen auf die empirische Behandlung war ein unabhängiger Prädiktor für das 28-Tage-Überleben (Subdistributions-Hazard-Ratio = 0,20; 95% CI: 0,14–0,27).
Vier von 10 Patient*innen mit Leberzirrhose sprechen nicht auf die Erstlinien-Antibiotikatherapie an, was zu einer geringeren Ausheilung der Infektionen und einer höheren Mortalität führt. Breitbandantibiotika und Strategien zur Bekämpfung systemischer Entzündungen können die Prognose bei Patient*innen mit hohem Entzündungsgrad, niedrigem Serumalbuminspiegel und schwerer Leberfunktionsstörung verbessern.