Leber und Gallenwege

J Hepatol. 2024;80(4):553–63

Long-term use of tenofovir disoproxil fumarate increases fracture risk in elderly patients with chronic hepatitis B

Yip TCF, Lai JCT, Yam TF, Tse YK, Hui VWK, Lai MSM, Chan HLY, Wong VWS, Wong GLH

Die Langzeitanwendung von Tenofovirdisoproxilfumarat erhöht das Frakturrisiko bei älteren Patient*innen mit chronischer Hepatitis B

Die Verwendung von Tenofovirdisoproxilfumarat (TDF) ist mit einer Verringerung der Knochenmineraldichte und einem Anstieg der Biomarker des Knochenstoffwechsels verbunden. Allerdings sind die Daten zu klinischen Knochenbrüchen nach wie vor begrenzt. In dieser Studie wurde der Einfluss von TDF im Vergleich zu Entecavir auf das Frakturrisiko bei älteren Patient*innen mit chronischer Hepatitis B (CHB) untersucht. Patient*innen mit CHB im Alter von ≥ 60 Jahren, die zwischen Januar 2008 und Dezember 2022 Entecavir oder TDF erhielten, wurden mithilfe einer landesweiten Datenbank in Hongkong identifiziert. Das Risiko eines Knochenbruchs bei mit Entecavir oder TDF behandelten Patient*innen vor und nach dem 24. Monat wurde mittels Propensity-Score-Matching verglichen. Insgesamt wurden 41.531 Patient*innen mit CHB (Durchschnittsalter 69,8 ± 7,8 Jahre, 61,6% männlich), die Entecavir (n = 39.897 [96,1%]) oder TDF (n = 1634 [3,9%]) erhielten, analysiert. Bei einer medianen Nachbeobachtungszeit von 25,3 (9,1–58,5) Monaten kam es bei 1733 (4,2%) Patient*innen zu einer Fraktur. Bei Patient*innen mit einer Fraktur war die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie an Diabetes, Bluthochdruck, Herzinsuffizienz, rheumatoider Arthritis oder Osteoporose litten und eine Frakturanamnese hatten. Im Vergleich zu den mit Entecavir behandelten Propensity-Score-gematchten Vergleichspatient*innen war das Risiko von Frakturen bei mit TDF behandelten Patient*innen in den ersten 24 Monaten vergleichbar (gewichtete Subdistributions-Hazard-Ratio [sHR] = 0,99, 95% Konfidenzintervall [CI]: 0,56–1,73, p = 0,960), stieg aber nach 24 Monaten an (gewichtete sHR = 1,80, 95% CI: 1,11–2,93, p = 0,019). Die kumulative Inzidenz (95% CI) von Frakturen nach 24, 60 und 96 Monaten bei mit TDF bzw. mit Entecavir behandelten Patient*innen betrug 2,3% (1,6–3,4%) gegenüber 2,6% (1,9–3,5%), 6,4% (5,0–8,2%) gegenüber 4,7% (3,8–6,0%) sowie 10,2% (8,3–12,6%) gegenüber 6,8% (5,4–8,5%).

Bei älteren Patient*innen mit chronischer Hepatitis B erhöhte sich das Frakturrisiko bei einer Behandlung mit Tenofovirdisoproxilfumarat über einen Zeitraum von ≥ 24 Monaten. Die Auswahl von Nukleos(t)id-Analoga sollte individuell auf der Grundlage von Alter und Komorbiditäten erfolgen.

G.L.-H. Wong, Department of Medicine and Therapeutics, 9/F Prince of Wales Hospital, Shatin, Hongkong, E-Mail: wonglaihung@cuhk.edu.hk

DOI: 10.1016/j.jhep.2023.12.001

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