Leber und Gallenwege

J Hepatol. 2024;80(5):744–52

Prognostic performance of non-invasive tests for portal hypertension is comparable to that of hepatic venous pressure gradient

Jachs M, Hartl L, Simbrunner B, Semmler G, Balcar L, Hofer BS, Schwarz M, Bauer D, Stättermayer AF, Pinter M, Trauner M, Reiberger T, Mandorfer M

Die prognostische Leistung nicht-invasiver Tests auf eine portale Hypertonie ist vergleichbar mit der des hepatischen Venendruckgradienten

Nicht-invasive Tests zur Beurteilung der Wahrscheinlichkeit einer klinisch signifikanten portalen Hypertonie (clinically significant portal hypertension, CSPH) – einschließlich der ANTICIPATE±NASH*-Modelle basierend auf Lebersteifigkeitsmessung und Thrombozytenzahl±Body Mass Index sowie dem Verhältnis des Von-Willebrand-Faktor-Antigens zu Thrombozytenzahl (VITRO) – haben die Behandlung der kompensierten fortgeschrittenen chronischen Lebererkrankung (compensated advanced chronic liver disease, cACLD) grundlegend verändert. Ihr prognostischer Nutzen wurde jedoch nicht direkt mit dem Goldstandard für die Prognose bei cACLD, d. h. dem hepatischen Venendruckgradienten (hepatic venous pressure gradient, HVPG), verglichen. In diese Studie wurden Patient*innen mit cACLD (Lebersteifigkeitsmessung ≥ 10 kPa), die sich zwischen 2007 und 2022 einer erweiterten Charakterisierung mittels HVPG sowie nicht-invasiver Tests am selben Tag unterzogen, retrospektiv eingeschlossen. Es wurden Langzeit-Nachbeobachtungsdaten zur Leberdekompensation aufgezeichnet. Eingeschlossen wurden 420 Patient*innen mit cACLD unterschiedlicher Genese und einer CSPH-Prävalenz von 67,6%. Die kumulative Inzidenz einer Leberdekompensation nach 1 und 2 Jahren betrug 4,7% bzw. 8,0%. HVPG, VITRO und ANTICIPATE±NASH-CSPH-Wahrscheinlichkeit zeigten einen ähnlichen zeitabhängigen prognostischen Wert (Fläche unter der Grenzwertoptimierungskurve [area under the receiver-operating characteristic, AUROC] 0,683–0,811 nach 1 Jahr und 0,699–0,801 nach 2 Jahren). In konkurrierenden Risikoanalysen, angepasst an Model-for-End-stage-Liver-Disease(MELD)-Score und Albumin, sagten HVPG (angepasste Subdistributions-Hazard-Ratio [aSHR] = 1,099 [95% Konfidenzintervall {CI}: 1,054–1,150] pro mmHg; p < 0,001), VITRO (aSHR = 1,134 [95% CI: 1,062–1,211] pro Einheit; p < 0,001) oder ANTICIPATE±NASH-CSPH-Wahrscheinlichkeit (aSHR = 1,232 [95% CI: 1,094–1,387] pro 10%; p < 0,001) alle eine erste Dekompensation während der Nachbeobachtung voraus. Zuvor vorgeschlagene Grenzwerte (HVPG ≥ 10 mmHg vs. < 10 mmHg, VITRO ≥ 2,5 vs. < 2,5 und ANTICIPATE-CSPH-Wahrscheinlichkeit ≥ 60% vs. < 60%) unterschieden alle genau zwischen Patient*innen mit vernachlässigbarem Risiko und solchen mit erheblichem Risiko einer Leberdekompensation.

Die prognostische Leistung etablierter nicht-invasiver Tests (ANTICIPATE±NASH-CSPH-Wahrscheinlichkeit und VITRO) ist mit der des hepatischen Venendruckgradienten (HVPG) vergleichbar; dies unterstreicht ihren Nutzen für die Identifizierung von Patient*innen, die von medizinischen Therapien zur Verhinderung einer ersten Leberdekompensation profitieren könnten. *Nicht-alkoholische Steatohepatitis (NASH) = Metabolische Dysfunktion-assoziierte Steatohepatitis (MASH). Der neue internationale Begriff „MASH“ wurde im Juni 2023 von einem Multi-Society Delphi Panel eingeführt. Die offizielle deutsche Übersetzung des Begriffs wurde im März 2024 durch die DGVS veröffentlicht.

M. Mandorfer, Klinische Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie, Universitätsklinik für Innere Medizin III, Medizinische Universität Wien, Wien, Österreich, E-Mail: mattias.mandorfer@meduniwien.ac.at

DOI: 10.1016/j.jhep.2023.12.028

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