Leber und Gallenwege
J Hepatol. 2022;76(5):1042–50
Probability of HBsAg loss after nucleo(s)tide analogue withdrawal depends on HBV genotype and viral antigen levels
Die Wahrscheinlichkeit eines HBsAg-Verlusts nach Absetzen des Nukleo(s)tidanalogons hängt vom Hepatitis-B-Virus-Genotyp und den viralen Antigenspiegeln ab
Das Absetzen des Nukleo(s)tidanalogons (NUC) kann bei einer Untergruppe von Patient*innen zu einem Verlust des Hepati-tis-B-Oberflächenantigens (hepatitis B surface antigen, HBsAg) führen. Prädiktoren für einen HBsAg-Verlust nach NUC-Entzug bleiben jedoch schlecht definiert. Diese Studie untersuchte Prädiktoren des HBsAg-Verlusts in einer globalen Kohorte von Hepatitis-B-e-Antigen (HBeAg)-negativen Patient*innen mit nicht nachweisbarer Hepatitis-B-Virus (HBV)-DNA, die eine lang-fristige NUC-Therapie absetzten. Patient*innen, die nach Beendigung der Therapie eine erneute Therapie benötigten, wurden als Non-Responder betrachtet. Es wurden 1216 Patient*innen (991 mit Genotypdaten) eingeschlossen; 98 (8,1%) erreichten einen HBsAg-Verlust. Die Wahrscheinlichkeit eines HBsAg-Verlusts war höher bei nicht-asiatischen Patient*innen (angepasste Hazard-Ratio [aHR] = 8,26; p < 0,001) und bei Patient*innen mit niedrigeren HBsAg- (aHR = 0,243; p < 0,001) und niedrigen HBV-Core-related-Antigen (HBcrAg)-Spiegeln (aHR = 0,718; p = 0,001). Die Kombination von HBsAg- (< 10, 10–100 oder > 100 IE/ml) und HBcrAg-Spiegeln (< 2 log vs. ≥ 2 log) verbesserte die Vorhersage eines HBsAg-Verlusts, wobei extrem niedrige Raten bei Patient*innen mit HBsAg > 100 IE/ml sowie nachweisbarem HBcrAg beobachtet wurden. Die HBsAg-Verlustraten variierten auch mit dem HBV-Genotyp; die höchsten Raten wurden für die HBV-Genotypen A und D beobachtet, und keiner der Pati-ent*innen mit HBV-Genotyp E erreichte einen HBsAg-Verlust (p < 0,001 für den Gesamtvergleich zwischen den HBV-Genotypen; p < 0,001 für die HBV-Genotypen A/D vs. -Genotypen B/C). Der HBV-Genotyp C war im Vergleich zu Genotyp B bei asiatischen Patient*innen unabhängig mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für einen HBsAg-Verlust assoziiert (aHR = 2,494; 95% Kon-fidenzintervall: 1,490–4,174; p = 0,001).
Die Wahrscheinlichkeit eines Verlusts des Hepatitis-B-Oberflächenantigens (HBsAg) nach Absetzen des Nukleo(s)tidanalogons (NUC) variiert je nach ethnischer Zugehörigkeit des Patient*innen, Hepatitis-B-Virus (HBV)-Genotyp und viralem Antigenspiegel am Ende der Therapie. Patient*innen mit niedrigem HBsAg (< 100 IE/ml) und/oder nicht nachweisbarem HBV-Core-related-Antigen (HBcrAg)-Spiegel, insbesondere wenn sie nicht-asiatischer Abstammung oder mit HBV-Genotyp C infiziert sind, scheinen die besten Kandidat*innen für ein Absetzen des NUC zu sein.