Leber und Gallenwege

J Hepatol. 2024;80(4):603–9

A new clinical and prognostic characterization of the patterns of decompensation of cirrhosis

Tonon M, D’Ambrosio R, Calvino V, Tosetti G, Barone A, Incicco S, Gambino C, Gagliardi R, Borghi M, Zeni N, Piano S, Lampertico P, Angeli P

Eine neue klinische und prognostische Charakterisierung bei Dekompensationsmuster der Zirrhose

Die prognostischen Auswirkungen einer akuten Dekompensation (AD), d. h. der Entwicklung von Komplikationen, die einen Krankenhausaufenthalt erfordern, wurden kürzlich untersucht. Komplikationen einer Zirrhose erfordern jedoch nicht unbedingt einen Krankenhausaufenthalt und können sich voranschreitend entwickeln, wie bei der kürzlich definierten nicht-akuten Dekompensation (NAD). Dennoch liegen keine Daten zur Inzidenz und prognostischen Auswirkung einer NAD vor. Ziel der Studie war es, die Inzidenz und die prognostischen Auswirkungen von NAD und AD bei ambulanten Patient*innen mit Leberzirrhose zu bewerten. Von Januar 2003 bis Juni 2021 wurden insgesamt 617 ambulante Patient*innen mit Zirrhose aus 2 italienischen Tertiärzentren (Padua und Mailand) eingeschlossen und prospektiv bis zum Ende der Studie, zum Tod oder zu einer Lebertransplantation beobachtet. Die während der Nachbeobachtung registrierten Komplikationen wurden als AD eingestuft, wenn sie einen Krankenhausaufenthalt erforderten, oder als NAD, wenn sie ambulant behandelt wurden. Während der Nachbeobachtung entwickelten 154 Patient*innen (25,0% aller Patient*innen) Komplikationen, 69 Patient*innen (44,8%) entwickelten eine NAD und 85 (55,2%) eine AD, während 29 Patient*innen mit NAD (42,0%) im weiteren Verlauf der Nachbeobachtung eine Episode mit einer AD entwickelten. Die 60-Monats-Überlebensrate war bei Patient*innen ohne Dekompensation signifikant höher als bei Patient*innen mit NAD oder AD. Bei der multivariablen Analyse erwiesen sich eine AD (Hazard-Ratio [HR] = 21,07; p < 0,001), eine NAD (HR = 7,13; p < 0,001), die ätiologische Heilung der Zirrhose (HR = 0,38; p < 0,001) und der Model-for-End-stage-Liver-Disease (MELD)-Score (HR = 1,12; p = 0,003) als unabhängige Prädiktoren für die Mortalität.

Die erste Dekompensation ist bei fast 50% der ambulanten Patient*innen nicht akut und kann ambulant behandelt werden. Dennoch sind solche Ereignisse im Vergleich zu keiner Dekompensation mit einer verringerten Überlebensrate verbunden. Patient*innen, die eine nicht-akute Dekompensation entwickeln, müssen mit äußerster Sorgfalt behandelt und engmaschig überwacht werden, um die Entwicklung einer akuten Dekompensation zu verhindern.

P. Angeli, Unit of Internal Medicine and Hepatology (UIMH), Department of Medicine – DIMED, University of Padova, Padua, Italien, E-Mail: pangeli@unipd.it

DOI: 10.1016/j.jhep.2023.12.005

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