Pankreas

Gut. 2024;73(3):485–95

Gut microbiota predicts severity and reveals novel metabolic signatures in acute pancreatitis

Ammer-Herrmenau C, Antweiler KL, Asendorf T, Beyer G, Buchholz SM, Cameron S, Capurso G, Damm M, Dang L, Frost F, Gomes A, Hamm J, Henker R, Hoffmeister A, Meinhardt C, Nawacki L, Nunes V, Panyko A, Pardo C, Phillip V, Pukitis A, Rasch S, Riekstina D, Rinja E, Ruiz-Rebollo ML, Sirtl S, Weingarten M, Sandru V, Woitalla J, Ellenrieder V, Neesse A

Eine Untersuchung der Darm-Mikrobiota erlaubt Vorhersagen über den Schweregrad einer akuten Pankreatitis und beteiligte metabolische Signaturen

Die frühe Vorhersage des Krankheitsverlaufs ist bei akuter Pankreatitis schwierig. Im Rahmen dieser Arbeit wurde prospektiv untersucht, ob die Zusammensetzung der Darm-Mikrobiota bei Krankenhausaufnahme den Schweregrad der akuten Pankreatitis vorhersagen kann. Hierfür wurden bei 424 Patient*innen mit akuter Pankreatitis innerhalb von 72 Stunden nach Krankenhausaufnahme in 15 europäischen Zentren Abstriche aus der Mundschleimhaut und dem Rektum entnommen. Die oro-intestinale Mikrobiota wurde mittels Sequenzierung der 16S-rRNA und des Metagenoms mittels der Oxford-Nanopore-Technologie untersucht. Primärer Endpunkt waren Assoziationen zwischen der oro-intestinalen Mikrobiota und der revidierten Atlanta-Klassifikation (RAC). Die sekundären Endpunkte umfassten die Post-hoc-Auswertungen der Mortalität, der Länge des Krankenhausaufenthalts und des Schweregrads der Pankreatitis (definiert durch ein Organversagen über einen Zeitraum > 48 h und/oder das Auftreten von pankreatischen Kollektionen, die eine Intervention erforderten). Es wurde eine multivariate Auswertung der normalisierten mikrobiellen und korrespondierenden klinischen Daten durchgeführt, um Vorhersagen des Schweregrads der Pankreatitis zu ermöglichen. Für ein besseres Verständnis der funktionellen Relevanz wurde zudem eine Gene-Set-Enrichment-Analyse (GSEA) durchgeführt. Es gingen 411 Abstriche der Mundschleimhaut und 391 Rektalabstriche in die Auswertung ein. Die Zusammensetzung der intestinalen Mikrobiota war signifikant mit der RAC (Bray-Curtis p = 0,009), der Mortalität (Bray-Curtis p = 0,006), der Länge des Krankenhausaufenthalts (Bray-Curtis p = 0,009) und dem Schweregrad der Erkrankung assoziiert (Bray-Curtis p = 0,008). Ein Vorhersage-Tool für den Schweregrad der Erkrankung, bestehend aus 16 mikrobiellen Spezies und dem Vorliegen eines systemischen inflammatorischen Response-Syndroms (SIRS), hatte eine hohe diagnostische Wertigkeit (area under the receiver-operating curve [AUROC]: 85%; positiver prädiktiver Wert: 67%; negativer prädiktiver Wert: 94%). Diese Ergebnisse übertrafen etablierte Risiko-Vorhersage-Scores. Die Auswertung der taxonomischen Familien und die GSEA-basierten funktionellen Analysen wiesen auf eine vermehrte Produktion von kurzkettigen Fettsäuren bei schwerer akuter Pankreatitis hin.

In dieser Studie konnte die oro-intestinale Mikrobiota den Schweregrad einer akuten Pankreatitis besser vorhersagen als herkömmliche Risiko-Scores. Insbesondere kurzkettige Fettsäuren könnten für künftige diagnostische und therapeutische Ansätze von Relevanz sein.

Prof. Dr. Dr. A. Neesse, Klinik für Gastroenterologie, gastrointestinale Onkologie und Endokrinologie, Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, E-Mail: albrecht.neesse@med.uni-goettingen.de

DOI: 10.1136/gutjnl-2023-330987

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