Dickdarm bis Rektum

N Engl J Med. 2022;386(24):2261–72

Circulating tumor DNA analysis guiding adjuvant therapy in stage II colon cancer

Tie J, Cohen JD, Lahouel K, Lo SN, Wang Y, Kosmider S, Wong R, Shapiro J, Lee M, Harris S, Khattak A, Burge M, Harris M, Lynam J, Nott L, Day F, Hayes T, McLachlan SA, Lee B, Ptak J, Silliman N, Dobbyn L, Popoli M, Hruban R, Lennon AM, Papadopoulos N, Kinzler KW, Vogelstein B, Tomasetti C, Gibbs P, DYNAMIC Investigators

Einfluss einer Untersuchung von zirkulierender Tumor-DNA auf Therapieentscheidungen zur adjuvanten Therapie beim Kolonkarzinom im Stadium II

Die Bedeutung der adjuvanten Chemotherapie zur Behandlung von Kolonkarzinomen im Stadium II ist weiterhin umstritten. Der Nachweis zirkulierender Tumor-DNA (ctDNA) nach einer Operation ist ein Prädiktor für ein kürzeres rezidivfreies Überleben, wohingegen die Abwesenheit von ctDNA mit einem niedrigen Rezidivrisiko assoziiert ist. Der Nutzen einer adjuvanten Chemotherapie für Patient*innen mit ctDNA-Nachweis wurde bisher allerdings nicht ausreichend in Studien erforscht. Im Rahmen dieser Studie wurde nun untersucht, ob ein auf der Diagnostik von ctDNA basierender Algorithmus den Einsatz einer adjuvanten Chemotherapie vermeiden könnte ohne die Rezidivrate zu beeinflussen. Hierfür wurden Patient*innen mit Kolonkarzinomen im Stadium II im Verhältnis 2:1 für eine Therapieentscheidung basierend auf dem Nachweis von ctDNA oder anhand herkömmlicher histopathologischer Kriterien randomisiert. Im ctDNA-Arm wurde beim Nachweis von ctDNA 4 oder 7 Wochen nach der Operation eine Oxaliplatin-haltige oder eine Fluoropyrimidin-Chemotherapie durchgeführt. Patient*innen ohne Nachweis von ctDNA wurden nicht behandelt. Der primäre Endpunkt war das rezidivfreie Überleben nach 2 Jahren. Ein wesentlicher sekundärer Endpunkt war die Notwendigkeit für die Durchführung einer adjuvanten Chemotherapie. Es wurden 455 Patient*innen randomisiert, von denen 302 eine ctDNA-basierte und 153 eine Standardtherapie erhielten. Die mediane Nachbeobachtungszeit betrug 37 Monate. In der ctDNA-Gruppe erhielt ein geringerer Anteil von Patient*innen im Vergleich zur Kontrollgruppe eine adjuvante Chemotherapie (15% vs. 28%; relatives Risiko = 1,82; 95% Konfidenzintervall [CI]: 1,25–2,65). Bei der Auswertung des rezidivfreien Überlebens nach 2 Jahren war die ctDNA-basierte Therapie jedoch nicht unterlegen (93,5% vs. 92,4%; absolute Differenz 1,1%; 95% CI: -4,1–6,2 bei einem Nichtunterlegenheitsgrenze von -8,5%). Das rezidivfreie Überleben betrug beim Nachweis von ctDNA und nach entsprechender adjuvanter Chemotherapie 86,4% im Vergleich zu 92,5% bei ctDNA-negativen Patient*innen, die keine adjuvante Chemotherapie erhalten hatten.

In dieser randomisierten Studie konnte durch eine auf dem Nachweis zirkulierender Tumor-DNA basierende Therapieentscheidung zur adjuvanten Chemotherapie die Häufigkeit der Chemotherapie signifikant reduziert werden ohne das rezidivfreie Überleben zu beeinträchtigen.

Prof. Dr. J. Tie, Division of Personalized Oncology, Walter and Eliza Hall Institute of Medical Research, Parkville, VIC, Australien,
E-Mail: tie.j@wehi.edu.au

DOI: 10.1056/nejmoa2200075

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