Dickdarm bis Rektum

N Engl J Med. 2022;387(17):1547–56

Effect of colonoscopy screening on risks of colorectal cancer and related death

Bretthauer M, Løberg M, Wieszczy P, Kalager M, Emilsson L, Garborg K, Rupinski M, Dekker E, Spaander M, Bugajski M, Holme Ø, Zauber AG, Pilonis ND, Mroz A, Kuipers EJ, Shi J, Hernán MA, Adami HO, Regula J, Hoff G, Kaminski MF; NordICC Study Group

Einfluss einer Vorsorgekoloskopie auf das Risiko für kolorektale Karzinome und die damit verbundene Mortalität – die NordICC-Studie

Im Rahmen dieser Studie sollte untersucht werden, welchen Einfluss eine Vorsorgekoloskopie auf das Risiko hat, an kolorektalen Karzinomen (KRK) zu erkranken bzw. daran zu versterben. Hierfür wurde eine pragmatische randomisierte Studie an vermutlich gesunden Männern und Frauen im Alter zwischen 55 und 64 Jahren durchgeführt, die zwischen 2009 und 2014 zufällig aus Bevölkerungsregistern in Polen, Norwegen, Schweden und den Niederlanden rekrutiert wurden. Studienteilnehmer*innen wurden im Verhältnis 1:2 randomisiert und erhielten entweder eine Einladung zur einmaligen Durchführung einer Vorsorgekoloskopie (Vorsorgegruppe) oder keine Einladung und kein Screening (Kontrollgruppe). Die primären Endpunkte waren das Risiko, an einem KRK zu erkranken bzw. daran zu versterben; sekundärer Endpunkt war die Gesamtmortalität. Für die hier berichtete Zwischenauswertung standen Nachbeobachtungsdaten von 84.585 Teilnehmer*innen aus Polen, Norwegen und Schweden zur Verfügung (28.220 mit Vorsorgeeinladung, von denen 11.843 eine Vorsorgekoloskopie erhalten hatten [42%] bzw. 56.365 in der Kontrollgruppe). 15 Teilnehmer*innen hatten nach einer Polypektomie eine größere Blutung, wohingegen im Zusammenhang mit der Endoskopie keine Perforationen oder interventionsassoziierte Todesfälle innerhalb von 30 Tagen auftraten. Während einer medianen Nachbeobachtungszeit von 10 Jahren wurden in der Vorsorgegruppe 259 Fälle und in der Kontrollgruppe 622 Fälle mit KRK diagnostiziert. In der Intention-to-Treat-Auswertung betrug das Risiko innerhalb von 10 Jahren an einem KRK zu erkranken in der Vorsorgegruppe 0,98% bzw. in der Kontrollgruppe 1,2% (Risikoreduktion 18%, Risiko-Ratio [RR] = 0,82; 95% Konfidenzintervall [CI]: 0,7–0,93). Das Risiko für die KRK-assoziierte Mortalität betrug in der Vorsorgegruppe 0,28% bzw. in der Kontrollgruppe 0,31% (RR = 0,9; 95% CI: 0,64–1,16). Die Number Needed to Invite um einen Fall mit KRK zu verhindern, betrug 455 (95% CI: 270–1429). Das Risiko für die Gesamtmortalität betrug in der Vorsorgegruppe 11,03% bzw. in der Kontrollgruppe 11,04% (RR = 0,99; 95% CI: 0,96–1,04).

Die Zwischenergebnisse dieser großen randomisierten Studie zur Wirksamkeit einer Vorsorgekoloskopie belegen, dass durch eine Einladung zur Vorsorgekoloskopie das Risiko innerhalb von 10 Jahren an einem kolorektalen Karzinom zu erkranken, signifikant gesenkt werden kann. Kommentar: Diese Studie wird derzeit viel diskutiert, da sich u. a. in der Intention-to-Treat-Auswertung kein Nutzen hinsichtlich der Mortalität zeigte. Der Effekt der Vorsorge wird in Anbetracht der recht kurzen Studiendauer aber wohl unterschätzt, zumal in der Gruppe mit Vorsorgekoloskopie in den ersten Jahren durch die Endoskopie viele präexistente Fälle mit kolorektalen Karzinomen diagnostiziert werden konnten. Hier werden längerfristige Auswertungen benötigt. Zudem zeigte sich in einer Per-Protocol-Auswertung, die nur die tatsächlich endoskopierten Patient*innen einschloss, eine deutlich bessere Wirksamkeit der Vorsorgekoloskopie.

Prof. Dr. M. Bretthauer, Clinical Effectiveness Research Group, University of Oslo, Oslo, Norwegen,
E-Mail: michael.bretthauer@medisin.uio.no

DOI: 10.1056/nejmoa2208375

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