Leber und Gallenwege
Hepatology. 2023;77(4):1139–49
Outcome of patients with HCC and liver dysfunction under immunotherapy: A systematic review and meta-analysis
Ergebnisse von Patient*innen mit hepatozellulärem Karzinom und Leberfunktionsstörung unter Immuntherapie: eine systematische Übersicht und Metaanalyse
Immuntherapiebasierte Regime haben die Therapie des hepatozellulären Karzinoms (HCC) verändert. Belastbare Daten für eine Wirksamkeit bei Patient*innen mit eingeschränkter Leberfunktion liegen jedoch nicht vor. Diese systematische Übersicht und Metaanalyse bewertet das Überleben von HCC-Patient*innen und Leberfunktionsstörungen, die mit immuntherapiebasierten Regimen behandelt wurden. Es erfolgte eine systematische Übersicht und Metaanalyse von Originalartikeln oder Abstracts, die das Überleben von mit Immuntherapie behandelten HCC-Patient*innen entsprechend der Leberfunktion zwischen 2017 und 2022 berichten. Gesamtüberleben (overall survival, OS) gemäß eingeschränkter mittlerer Überlebenszeit (restricted mean survival time, RMST) und medianem OS sowie die Hazard-Ratio (HR) von Child-Pugh B oder B/C im Vergleich zu Child-Pugh A wurden unter Berücksichtigung der Behandlungslinie beurteilt. Von den 2218 berücksichtigten Artikeln wurden 15 Artikel mit 2311 Patient*innen eingeschlossen. Davon waren 639 (27,7%) Child-Pugh B und 34 (1,5%) Child-Pugh C. Die RMST betrug 8,36 (95% CI: 6,15–10,57; I² = 93%) Monate, geschätzt aus 8 Studien. Die HR wurde in 8 Studien zum Überleben zwischen Child-Pugh B und Child-Pugh A angegeben und die Metaanalyse ergab eine HR von 1,65 (95% CI: 1,45–1,84; I² = 0% Heterogenität; p = 0,45). Daten zur Behandlungslinie lagen für 47% der Patient*innen vor und 3 Studien umfassten Patient*innen, die in der ersten Linie mit Atezolizumab-Bevacizumab behandelt wurden.
Die hohe Heterogenität zwischen den Studien spiegelt das Fehlen einer belastbaren Evidenz wider, die Indikation einer Immuntherapie bei Patient*innen mit hepatozellulärem Karzinom mit relevanter Leberfunktionsstörung zu stützen. Es ist daher von großer Bedeutung, ergänzende Informationen zur Child-Pugh-Klassifizierung, früheren Leberdekompensationsereignissen, die Einnahme von Medikamenten zur Asziteskontrolle oder Anzeichen einer klinisch signifikanten portalen Hypertension zu berichten, um eine bessere Patientenstratifizierung in zukünftigen Studien zu ermöglichen.