Leber und Gallenwege

J Hepatol. 2022;77(4):918–30

Ethylglucuronide in hair detects a high rate of harmful alcohol consumption in presumed non-alcoholic fatty liver disease

Staufer K, Huber-Schönauer U, Strebinger G, Pimingstorfer P, Suesse S, Scherzer TM, Paulweber B, Ferenci P, Stimpfl T, Yegles M, Datz C, Trauner M

Ethylglucuronid im Haar weist eine hohe Rate an schädlichem Alkoholkonsum bei vermuteter nicht-alkoholischer Fettlebererkrankung nach

Die nicht-alkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD) und die alkoholbedingte Lebererkrankung (ALD) sind in der Routinediagnostik nicht zuverlässig zu unterscheiden, und die Rolle des Alkoholkonsums bei der metabolischen Dysfunktion-assoziierten Fettlebererkrankung (metabolic dysfunction-associated fatty liver disease, MAFLD; bei welcher definitionsgemäß Alkoholkonsum zusätzlich zur metabolischen Dysfunktion möglich ist) bleibt unklar. In dieser Studie wurde der Alkoholkonsum bei Patient*innen mit vermuteter NAFLD und ALD unter Verwendung neuer objektiver Alkoholmarker untersucht. Insgesamt wurden 184 konsekutive Patient*innen an 3 österreichischen Zentren in diese prospektive Beobachtungsstudie eingeschlossen. Die Alkoholaufnahme wurde durch Ethylglucuronid im Haar (hEtG) und im Urin (uEtG) bestimmt. Die Nützlichkeit dieser Maßnahmen zur Erkennung von Alkohol wurde mit dem Fragebogen „Alcohol Use Disorders Identification Test-Consumption“ (AUDIT-C, 3 Fragen zum Alkoholkonsum), dem kohlenhydratdefizienten Transferrin (carbohydrate-deficient transferrin, CDT), dem mittleren korpuskulären Volumen (MCV), der Gamma-Glutamyltransferase (GGT) und dem ALD/NAFLD-Index (ANI) verglichen. Die klinischen Merkmale von Patient*innen mit NAFLD und ALD wurden nach der Neuklassifizierung auf der Grundlage des wiederholten moderaten (≥ 10 g und < 60 g Ethylalkohol [EtOH]/Tag) und übermäßigen (≥ 60 g EtOH/Tag) Alkoholkonsums neu bewertet, und die Patient*innen wurden rückwirkend auf der Grundlage der MAFLD-Kriterien neu klassifiziert. Wiederholter moderater bis übermäßiger Alkoholkonsum wurde bei 28,6%, 28,5% bzw. 25,0% der Patient*innen mit Verdacht auf NAFLD, ALD oder MAFLD festgestellt. ANI-Score, AUDIT-C, uEtG und hEtG zeigten AUCs von 0,628, 0,733, 0,754 bzw. 0,927 für die Erkennung von wiederholtem moderatem bis übermäßigem Alkoholkonsum. Die indirekten Marker CDT, MCV und GGT waren nicht zuverlässig. Patient*innen mit wiederholtem moderatem oder exzessivem Alkoholkonsum waren signifikant häufiger männlich, hatten einen signifikant niedrigeren Body-Mass-Index (BMI) und litten signifikant seltener an Typ-2-Diabetes oder einer gestörten Glukosetoleranz.

Insgesamt sind 28,6% der Patient*innen mit vermuteter nicht-alkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD) und 25,0% der Patient*innen mit metabolischer Dysfunktion-assoziierter Fettlebererkrankung (MAFLD) dem Risiko einer alkoholbedingten Leberschädigung ausgesetzt. Nach Ansicht der Autor*innen sollten sensitive und spezifische Tests wie z. B. der Fragebogen AUDIT-C (3 Fragen zum Alkoholkonsum) oder Ethylglucuronid in Urin oder Haar zum Screening auf Alkoholkonsum bei Patient*innen mit einer Fettlebererkrankung verwendet werden.

Dr. K. Staufer, Klinische Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie, Universitätsklinik für Innere Medizin III, Medizinische Universität Wien, Wien, Österreich,
E-Mail: katharina.staufer@meduniwien.ac.at

DOI: 10.1016/j.jhep.2022.04.040

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