Leber und Gallenwege

Gastroenterology. 2023;165(1):218–27.e8

Gallstones, cholecystectomy, and kidney cancer: Observational and Mendelian randomization results based on large cohorts

Kharazmi E, Scherer D, Boekstegers F, Liang Q, Sundquist K, Sundquist J, Fallah M, Lorenzo Bermejo J

Gallensteine, Cholezystektomie und Nierenkrebs: Beobachtungs- und Mendelsche Randomisierungsergebnisse basierend auf großen Kohorten

Gallensteine (Cholelithiasis) stellen eine große Gesundheitsbelastung dar und verursachen hohe Kosten im Zusammenhang mit einer chirugischen Entfernung der Gallenblase (Cholezystektomie), die im Allgemeinen bei symptomatischer Cholelithiasis indiziert ist. Der Zusammenhang zwischen Cholelithiasis und Cholezystektomie und Nierenkrebs ist umstritten. In dieser Studie wurde dieser Zusammenhang umfassend untersucht und dabei das Alter bei Cholezystektomie und die Zeit von der Cholezystektomie bis zur Nierenkrebsdiagnose berücksichtigt und die kausale Wirkung der Cholelithiasis auf das Nierenkrebsrisiko durch Mendelsche Randomisierung (MR) bewertet. Das Nierenkrebsrisiko bei cholezystektomierten und nicht cholezystektomierten Patient*innen (insgesamt 16,6 Millionen) aus den landesweiten schwedischen Krebs-, Volkszählungs-, Patienten- und Sterberegistern wurde mithilfe von Hazard-Ratios (HRs) verglichen. Für 2-Proben- und multivariable MR wurden zusammenfassende Statistiken basierend auf 408.567 UK Biobank-Teilnehmer*innen verwendet. Während einer medianen Nachbeobachtungszeit von 13 Jahren entwickelten 2627 von 627.870 cholezystektomierten schwedischen Patient*innen einen Nierenkrebs (HR = 1,17; 95% Konfidenzintervall [CI]: 1,12–1,22). Das Nierenkrebsrisiko war in den ersten 6 Monaten nach der Cholezystektomie (HR = 3,79; 95% CI: 3,18–4,52) sowie bei Patient*innen, bei denen vor dem 40. Lebensjahr eine Cholezystektomie durchgeführt wurde (HR = 1,55; 95% CI: 1,39–1,72), besonders erhöht. MR-Ergebnisse basierend auf 18.417 Patient*innen mit Cholelithiasis und 1788 Patient*innen mit Nierenkrebs aus dem Vereinigten Königreich zeigten einen ursächlichen Effekt der Cholelithiasis auf das Nierenkrebsrisiko (9,6% Risikoanstieg pro Verdoppelung der Cholelithiasis-Prävalenz; 95% CI: 1,2–18,8%).

Sowohl Beobachtungs- als auch kausale Mendelsche Randomisierungsschätzungen basierend auf großen prospektiven Kohorten belegen ein erhöhtes Risiko für Nierenkrebs bei Patient*innen mit Cholelithiasis. Diese Ergebnisse liefern solide Evidenz (1) für die zwingende Notwendigkeit, Nierenkrebs vor und während einer Cholezystektomie diagnostisch auszuschließen, (2) der Nierenkrebs-Vorsorgeuntersuchung bei Patient*innen, die sich in ihren Dreißigern einer Cholezystektomie unterziehen, Priorität einzuräumen und (3) in zukünftigen Studien die zugrunde liegenden Mechanismen zu untersuchen, die Cholelithiasis und Nierenkrebs verbinden.

Prof. Dr. J. Lorenzo Bermejo, Statistical Genetics Research Group, Institut für Medizinische Biometrie, Universität Heidelberg, Heidelberg, E-Mail: lorenzo@imbi.uni-heidelberg.de

DOI: 10.1053/j.gastro.2023.03.227

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