Leber und Gallenwege

Gastroenterology. 2024;166(5):902–14

Sex, genotype, and liver volume progression as risk of hospitalization determinants in autosomal dominant polycystic liver disease

Schönauer R, Sierks D, Boerrigter M, Jawaid T, Caroff L, Audrezet MP, Friedrich A, Shaw M, Degenhardt J, Forberger M, de Fallois J, Bläker H, Bergmann C, Gödiker J, Schindler P, Schlevogt B, Müller RU, Berg T, Patterson I, Griffiths WJ, Sayer JA, Popp B, Torres VE, Hogan MC, Somlo S, Watnick TJ, Nevens F, Besse W, Cornec-Le Gall E, Harris PC, Drenth JPH, Halbritter J; Genomics England Research Consortium

Geschlecht, Genotyp und Lebervolumenzunahme als Risikofaktoren für einen Krankenhausaufenthalt bei autosomal-dominant vererbter polyzystischer Lebererkrankung

Die autosomal-dominante polyzystische Lebererkrankung ist eine seltene Erkrankung mit weiblicher Dominanz, die hauptsächlich auf pathogenen Varianten in 2 Genen, PRKCSH und SEC63, beruht. Klinisch ist die autosomal-dominante polyzystische Lebererkrankung durch eine große Heterogenität gekennzeichnet, die von asymptomatischer bis hin zu hochsymptomatischer Hepatomegalie reicht. Bisher ist wenig über die Vorhersage des Krankheitsverlaufs in frühen Stadien bekannt, was das klinische Management, die genetische Beratung und die Konzeption randomisierter kontrollierter Studien erschwert. Um die Vorhersage der Krankheitsprognose zu verbessern, wurde hier ein Konsortium europäischer und US-amerikanischer Zentren aufgebaut, um die größte Kohorte von Patient*innen mit PRKCSH- und SEC63-Lebererkrankungen zu rekrutieren. In dieser Studie wurde eine internationale multizentrische Kohorte von 265 Patient*innen mit autosomal-dominant vererbter polyzystischer Lebererkrankung, die pathogene Varianten in PRKCSH oder SEC63 aufwiesen, auf Genotyp-Phänotyp-Korrelationen untersucht. Dabei wurden die normalisierten altersbereinigten Gesamtlebervolumina und Krankenhauseinweisungen im Zusammenhang mit polyzystischen Lebererkrankungen (Leberereignisse) als primäre klinische Endpunkte analysiert. Die Klassifizierung individueller Gesamtlebervolumina in vordefinierte Progressionsgruppen ergab eine prädiktive Risikounterscheidung für zukünftige Leberereignisse, unabhängig vom Geschlecht und den zugrunde liegenden genetischen Defekten. Darüber hinaus war der Schweregrad der Erkrankung, definiert durch das Alter beim ersten Leberereignis, bei weiblichen Patienten sowie bei männlichen Patienten mit PRKCSH-Varianten deutlich ausgeprägter als bei Patient*innen mit SEC63-Varianten. Ein neu entwickelter Geschlecht-Gen-Score war zusätzlich zur bildgebenden Prognoseabschätzung effektiv bei der Unterscheidung leichter, mittelschwerer und schwerer Erkrankungen.

Sowohl die Bildgebung als auch die klinisch-genetische Evaluation haben das Potenzial, Patient*innen mit autosomal-dominanter polyzystischer Lebererkrankung über das Risiko aufzuklären, im Laufe ihres Lebens eine symptomatische Erkrankung zu entwickeln. Die Kombination aus weiblichem Geschlecht, Keimbahn-PRKCSH-Veränderung und schnellem Fortschreiten des Gesamtlebervolumens ist mit der größten Wahrscheinlichkeit einer Krankenhauseinweisung im Zusammenhang mit einer polyzystischen Lebererkrankung assoziiert.

J. Halbritter, Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Nephrologie und Internistische Intensivmedizin, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, E-Mail: jan.halbritter@charite.de

oder

J.P.H. Drenth, Department of Gastroenterology and Hepatology, Amsterdam UMC, Amsterdam, Niederlande, E-Mail: joostphdrenth@cs.com

DOI: 10.1053/j.gastro.2023.12.007

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