Dickdarm bis Rektum

JAMA Intern Med. 2023;183(6):513–9

Frequency of use and outcomes of colonoscopy in individuals older than 75 years

El Halabi J, Burke CA, Hariri E, Rizk M, Macaron C, McMichael J, Rothberg MB

Häufigkeit und klinische Ergebnisse von Vorsorgekoloskopien bei Personen im Alter von über 75 Jahren

Es kann 10 bis 15 Jahre dauern, bis die Vorteile einer Darmkrebsvorsorge (CRC) klinisch manifest werden. Daher werden Vorsorgeuntersuchungen für ältere Menschen nur empfohlen, wenn sich diese in einem guten Gesundheitszustand befinden. Im Rahmen dieser Studie sollten die Häufigkeit von Vorsorgekoloskopien bei Patient*innen im Alter von über 75 Jahren und einer Lebenserwartung von weniger als 10 Jahren, deren diagnostische Ausbeute und die damit verbundenen Komplikationen innerhalb von 10 bzw. 30 Tagen nach dem Eingriff erfasst werden. In eine verschachtelte Querschnitts-Kohortenstudie wurden zwischen Januar 2009 und Januar 2022 die Daten von Patient*innen eines integrierten Gesundheitssystems ausgewertet, die asymptomatisch und über 75 Jahre alt waren und eine ambulante Vorsorgekoloskopie erhielten. Fälle mit unvollständigem Datensatz, anderen Indikationen für die Koloskopie sowie Patient*innen, die in den letzten 5 Jahren bereits eine Koloskopie erhalten hatten sowie Patient*innen mit einer Vorgeschichte für chronisch entzündliche Darmerkrankungen oder Darmkrebs wurden bei der Auswertung nicht berücksichtigt. Ausgewertet wurde die Lebenserwartung basierend auf einem Vorhersagemodell aus früheren Arbeiten. Primärer Endpunkt war der Prozentsatz der koloskopierten Patient*innen mit einer Lebenserwartung von weniger als 10 Jahren. Weitere Endpunkte umfassten die Koloskopiebefunde und Komplikationen, die innerhalb von 10 bzw. 30 Tagen nach dem Eingriff auftraten. Insgesamt wurden 7067 Patient*innen im Alter über 75 Jahre eingeschlossen. Das Alter betrug im Median 78 Jahre (Interquartilenabstand, 77–79 Jahre), 3967 (56%) waren Frauen und 5431 (77%) waren Weiße mit durchschnittlich 2 Begleiterkrankungen aus einer ausgewählten Gruppe von Komorbiditäten. Der Anteil der Koloskopien, die bei Patient*innen mit einer Lebenserwartung von weniger als 10 Jahren durchgeführt wurden, betrug bei beiden Geschlechtern im Alter zwischen 76 und 80 Jahren 30% und stieg mit zunehmendem Alter an. 82% der Männer und 61% der Frauen im Alter zwischen 81 und 85 Jahren (insgesamt 71%) hatten zum Untersuchungszeitpunkt eine Lebenserwartung von weniger als 10 Jahren. Unerwünschte Ereignisse, die einen Krankenhausaufenthalt erforderten, traten in dieser alten Patientengruppe innerhalb der ersten 10 Tage häufig auf (13,58/1000) und nahmen mit zunehmendem Alter, besonders im Alter über 85 Jahre weiter zu. Die Detektionsrate für fortgeschrittene Neoplasien schwankte zwischen 5,4% bei Patient*innen im Alter zwischen 76 und 80 Jahren, 6,2% bei Patient*innen im Alter zwischen 81 und 85 Jahren und 9,5% bei Patient*innen im Alter > 85 Jahren (p = 0,02). In der Gesamtpopulation hatten lediglich 15 Patient*innen (0,2%) ein invasives Adenokarzinom; von den Patient*innen mit einer Lebenserwartung von weniger als 10 Jahren wurde nur 1 von 9 behandelt, während 4 von 6 Patient*innen mit einer Lebenserwartung von ≥ 10 Jahren behandelt wurden.

In dieser großen Querschnittsstudie konnte gezeigt werden, dass ein großer Anteil der im Alter von über 75 Jahren durchgeführten Vorsorgekoloskopien bei Patient*innen mit begrenzter Lebenserwartung durchgeführt wird. Die Untersuchungen hatten nur selten eine therapeutische Konsequenz und waren mit einem erhöhten Komplikationsrisiko verbunden. Die Indikationsstellung in dieser Patientengruppe sollte daher zurückhaltend erfolgen.

M.B. Rothberg, M.D., Center for Value-Based Care Research, Cleveland Clinic, Cleveland, OH, USA, E-Mail: rothbem@ccf.orgd

DOI: 10.1001/jamainternmed.2023.0435

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