Dickdarm bis Rektum

Lancet Oncol. 2023;24(2):187–94

Hemicolectomy versus appendectomy for patients with appendiceal neuroendocrine tumors 1–2 cm in size: A retrospective, Europe-wide, pooled cohort study

Nesti C, Bräutigam K, Benavent M, Bernal L, Boharoon H, Botling J, Bouroumeau A, Brcic I, Brunner M, Cadiot G, Camara M, Christ E, Clerici T, Clift AK, Clouston H, Cobianchi L, Ćwikła JB, Daskalakis K, Frilling A, Garcia-Carbonero R, Grozinsky-Glasberg S, Hernando J, Hervieu V, Hofland J, Holmager P, Inzani F, Jann H, Jimenez-Fonseca P, Kaçmaz E, Kaemmerer D, Kaltsas G, Klimacek B, Knigge U, Kolasińska-Ćwikła A, Kolb W, Kos-Kudła B, Kunze CA, Landolfi S, La Rosa S, López López C, Lorenz K, Matter M, Mazal P, Mestre-Alagarda C, Morales del Burgo P, Nieveen van Dijkum EJM, Oleinikov K, Orci LA, Panzuto F, Pavel M, Perrier M, Reims HM, Rindi G, Rinke A, Rinzivillo M, Sagaert X, Satiroglu I, Selberherr A, Siebenhüner AR, Tesselaar MET, Thalhammer MJ, Thiis-Evensen E, Toumpanakis C, Vandamme T, van den Berg JG, Vanoli A, van Velthuysen MLF, Verslype C, Vorburger SA, Lugli A, Ramage J, Zwahlen M, Perren A, Kaderli RM

Hemikolektomie versus Appendektomie bei Patient*innen mit neuroendokrinen Tumoren der Appendix mit einer Größe von 1–2 cm: eine retrospektive, europaweite, gepoolte Kohortenstudie

Das Bewusstsein für eine potenziell globale Übertherapie von Patient*innen mit 1–2 cm großen neuroendokrinen Tumoren (NET) der Appendix durch onkologische Resektionen nimmt zu, aber die Seltenheit dieses Tumors verhindert bisher klare Empfehlungen. Ziel der Studie war es, das maligne Potenzial von NET der Appendix mit 1–2 cm Größe bei Patient*innen mit oder ohne rechtsseitige Hemikolektomie zu bewerten. In dieser retrospektiven Kohortenstudie wurden Daten aus 40 Krankenhäusern in 15 europäischen Ländern für Patient*innen jeden Alters und Performance-Status der Eastern Cooperative Oncology Group (ECOG) mit einem histopathologisch bestätigten Appendix-NET von 1–2 cm Größe gepoolt, die zwischen dem 1. Januar 2000 und dem 31. Dezember 2010 eine vollständige Resektion des Primärtumors erhielten. Die Patient*innen hatten entweder nur eine Appendektomie oder eine Appendektomie mit onkologischer rechtsseitiger Hemikolektomie oder eine Ileozökalresektion. Vordefinierte primäre Endpunkte waren die Häufigkeit von Fernmetastasen und die tumorbedingte Mortalität. Zu den sekundären Endpunkten gehörten die Häufigkeit regionaler Lymphknotenmetastasen, der Zusammenhang zwischen regionalen Lymphknotenmetastasen und histopathologischen Risikofaktoren sowie das Gesamtüberleben mit oder ohne rechtsseitige Hemikolektomie. Die Cox-proportionale Hazards-Regression wurde verwendet, um das relative Gesamtsterblichkeitsrisiko im Zusammenhang mit einer rechtsseitigen Hemikolektomie im Vergleich zu einer alleinigen Appendektomie abzuschätzen. Es wurden 282 Patient*innen mit Verdacht auf Appendixtumoren identifiziert, von denen 278 mit einem Appendix-NET von 1–2 cm Größe eingeschlossen wurden. 163 Patient*innen (59%) hatten eine Appendektomie und 115 (41%) hatten eine rechtsseitige Hemikolektomie, 110 (40%) waren Männer, 168 (60%) waren Frauen, und das Durchschnittsalter bei der ersten Operation betrug 36,0 ± 18,2 Jahre. Die mediane Nachbeobachtungszeit betrug 13,0 Jahre (Interquartilenabstand, 11,0–15,6). Nach zentralisierter histopathologischer Auswertung wurde ein Appendix-NET als möglicher oder wahrscheinlicher Primärtumor bei 2 von 278 Patient*innen (1%) mit distanten Peritonealmetastasen und bei 2 von 278 Patient*innen (1%) mit distanten Lebermetastasen eingestuft. Alle Metastasen wurden synchron ohne tumorbedingte Todesfälle während der Nachsorge diagnostiziert. Regionale Lymphknotenmetastasen wurden bei 22 von 112 Patient*innen (20%) mit rechtsseitiger Hemikolektomie mit verfügbaren Daten gefunden. Auf der Grundlage histopathologischer Risikofaktoren schätzten die Autor*innen, dass 12,8% (95% Konfidenzintervall [CI]: 6,5–21,1) der Patient*innen, die sich einer Appendektomie unterzogen, wahrscheinlich verbleibende regionale Lymphknotenmetastasen hatten. Das Gesamtüberleben war bei Patient*innen mit Appendektomie und rechtsseitiger Hemikolektomie ähnlich (angepasste Hazard-Ratio = 0,88, 95% CI: 0,36–2,17; p = 0,71).

Diese Studie liefert Hinweise darauf, dass eine rechtsseitige Hemikolektomie nach vollständiger Entfernung eines 1–2 cm großen neuroendokrinen Tumors (NET) der Appendix durch Appendektomie nicht indiziert ist und dass regionale Lymphknotenmetastasen des NET der Appendix klinisch nicht relevant sind. Außerdem zeigten die präsentierten Ergebnisse keinen Benefit für einen zusätzlichen postoperativen Ausschluss von Metastasen und die histopathologische Bewertung von Risikofaktoren. Diese Ergebnisse sollten in Konsens-Best-Practice-Leitlinien für diese Patientenkohorte einfließen.

PD Dr. R.M. Kaderli, Department of Visceral Surgery and Medicine, Inselspital, Bern University Hospital, University of Bern, Bern, Schweiz, E-Mail: reto.kaderli@insel.ch

DOI: 10.1016/s1470-2045(22)00750-1

Zurück zur Übersicht

Das könnte Sie auch interessieren:

Langfristige gastrointestinale Folgen nach COVID-19: eine prospektive Follow-up-Kohortenstudie

Clin Gastroenterol Hepatol. 2023;21(3):789–96.e1

Frühzeitige Behandlung der akuten schweren Colitis ulcerosa in Zeiten der Biologikatherapie: Entwicklung und internationale Validierung eines prognostischen klinischen Scores zur Vorhersage des Ansprechens auf Kortikosteroide

Gut. 2023;72(3):433–42

Weitere Artikel zum Thema