Dickdarm bis Rektum

United European Gastroenterol J. 2021;9(10):1148–56

High prevalence of ulcerative appendicitis in patients with ulcerative colitis

Heuthorst L, Mookhoek A, Wildenberg ME, D’Haens GR, Bemelman WA, Buskens CJ

Hohe Prävalenz einer ulzerativen Appendizitis bei Patient*innen mit Colitis ulcerosa

Vorangegangene Studien haben gezeigt, dass der Blinddarm das Risiko für die Entstehung einer Colitis ulcerosa beeinflussen könnte. Eine Appendektomie korreliert invers mit dem Risiko an einer Colitis ulcerosa zu erkranken und könnte sich positiv auf den Krankheitsverlauf von Patient*innen mit refraktärer Erkrankung auswirken. Im Rahmen dieser Studie sollten histologische Charakteristika des Appendix bei Patient*innen mit Colitis ulcerosa und deren klinische Relevanz untersucht werden. Es wurden Patient*innen mit Colitis ulcerosa in Remission bzw. mit aktiver therapierefraktärer Erkrankung eingeschlossen, die zwischen 2012 und 2019 eine Appendektomie erhalten hatten. Histologische Charakteristika des Appendix wurden an OP-Präparaten von Patient*innen mit Colitis ulcerosa bzw. einem Kolonkarzinom verglichen. Der histologische Aktivitätsindex wurde mittels Robarts-Histopathologie-Index (RHI) erfasst. Bei Patient*innen mit aktiver Colitis ulcerosa wurden zudem histologische und klinische Charakteristika zwischen Patient*innen mit bzw. ohne Ansprechen auf eine Appendektomie verglichen. Insgesamt wurden 140 Appendektomiepräparate untersucht (je n = 35 von Patient*innen mit Colitis ulcerosa in Remission, aktiver Colitis ulcerosa, Appendizitis bzw. Kolonkarzinom). Die histologischen Veränderungen im Appendix von Colitis-ulcerosa-Patient*innen erinnerten eher an eine Colitis ulcerosa als an eine Appendizitis. Das Vorliegen einer Appendizitis war bei Patient*innen in Remission bzw. aktiver Erkrankung (53,7% vs. 46,3%; p = 0,45) und lokal begrenzter bzw. extensiver Krankheitsmanifestation vergleichbar (58,5% vs. 41,5%; p = 0,50). Das endoskopische Ansprechen (definiert durch einen Mayo-Score von 0–1 Punkten) nach Appendektomie wurde bei 28 therapierefraktären Patient*innen erfasst und trat häufiger bei höheren RHI-Scores (RHI > 6 Punkte: 81,8% vs. RHI ≤ 6 Punkte 9,1%; p = 0,03) bzw. bei limitierter Krankheitslokalisation auf (Proktitis/Linksseiten-Kolitis: 63,6% vs. Pancolitis: 36,4%; p = 0,02).

Eine Appendizitis kommt bei Patient*innen mit Colitis ulcerosa häufig vor und korreliert nicht mit der Erkrankungsaktivität. Etwa 50% der Patient*innen in Remission zeigten eine Entzündungsaktivität des Appendix. Bei refraktärem Krankheitsverlauf korreliert besonders eine hohe Entzündungsaktivität des Appendix bzw. eine distale Krankheitslokalisation mit dem Ansprechen auf eine Appendektomie. Diese Ergebnisse lassen vermuten, dass der Appendix eine Rolle bei der Pathogenese der Colitis ulcerosa spielt und dass eine Appendektomie als Therapieverfahren für refraktäre Patient*innen weiter evaluiert werden sollte.

Dr. C.J. Buskens, Department of Surgery, Amsterdam UMC Locatie AMC, Amsterdam, Niederlande,
E-Mail: c.j.buskens@amsterdamumc.nl

DOI: 10.1002/ueg2.12171

Zurück zur Übersicht

Das könnte Sie auch interessieren:

Orale Mikrobiomtherapie mit SER-109 zur Rezidivprophylaxe von Clostridioides-difficile-Infektionen

N Engl J Med. 2022;386(3):220–9

Der Einsatz von Antibiotika beeinflusst bei Patient*innen mit chronisch entzündlicher Darmerkrankung die Entwicklung von Anti-Drug-Antikörpern gegen TNFα-Antikörper

Gut. 2022;71(2):287–95

Weitere Artikel zum Thema