Leber und Gallenwege
J Hepatol. 2024;80(1):109–23
Immune responses and clinical outcomes after COVID-19 vaccination in patients with liver disease and liver transplant recipients
Immunantwort und klinischer Verlauf nach dCOVID-19-Impfung bei Patient*innen mit Lebererkrankungen sowie bei Lebertransplantatempfänger*innen
Vergleichende Bewertungen der Immunogenität nach verschiedenen COVID-19-Impfstoffen bei Patient*innen mit unterschiedlichen Lebererkrankungen fehlen. Die SARS-CoV-2-spezifischen T-Zell- und Antikörperantworten wurden longitudinal nach 1–3 Impfdosen bewertet, mit einer langfristigen Nachbeobachtung der klinischen Verläufe im Zusammenhang mit COVID-19. Insgesamt wurden 849 Teilnehmer*innen (355 mit Leberzirrhose, 74 mit Autoimmunhepatitis [AIH], 36 mit vaskulärer Lebererkrankung [VLD], 257 Lebertransplantatempfänger*innen [LTRs] und 127 gesunde Kontrollen) aus 4 Ländern rekrutiert. Standardisierte Immuntests wurden vor und nach 3 Impfdosen (V1–3) durchgeführt. In der Gesamtkohorte kam es nach jeder Impfdosis zu einem inkrementellen Anstieg der Antikörpertiter (p < 0,0001). Faktoren, die mit verringerten Antikörperantworten assoziiert waren, waren Alter und Lebertransplantation, wohingegen heterologe Impfungen, frühere COVID-19-Infektionen und mRNA-basierte Impfstoffe mit stärkeren Antworten assoziiert waren. Obwohl die Antikörpertiter zwischen Post-V2 und Pre-V3 abnahmen (p = 0,012), zeigten Patient*innen mit AIH, VLD und Zirrhose nach V3 gleichwertige Antikörperantworten wie gesunde Kontrollen. LTRs hatten niedrigere und heterogenere Antikörpertiter als andere Gruppen, einschließlich Post-V3, wo 9% keine nachweisbaren Antikörper aufwiesen; dies wurde stark von der Intensität der Immunsuppression beeinflusst. Die Impfung erhöhte die Interferon-γ-Antworten von T-Zellen in allen Gruppen außer bei LTRs. Patient*innen mit Lebererkrankungen zeigten im Vergleich zum Wildtyp geringere funktionelle Antikörperantworten gegen 9 Omikron-Subvarianten und geringere T-Zell-Antworten auf Omikron-BA.1-spezifische Peptide. Es wurden 122 Fälle von COVID-19-Durchbruchsinfektionen gemeldet, von denen 5 von 122 (4%) einen schweren Verlauf hatten. Von den schweren Fällen traten 4 von 5 (80%) bei LTRs auf und 2 von 5 (40%) zeigten nach V2 keine serologische Antwort.
Nach 3 COVID-19-Impfungen entwickeln Patient*innen mit Lebererkrankungen im Allgemeinen starke Antikörper- und T-Zell-Antworten auf die Impfung und haben einen milden Verlauf von COVID-19. Lebertransplantatempfänger*innen weisen jedoch dauerhaft keine bzw. niedrige Antikörpertiter auf und scheinen am anfälligsten für schwere Erkrankungen zu sein.