Leber und Gallenwege
Gastroenterology. 2023;165(3):717–32
Procedural-related bleeding in hospitalized patients with liver disease (PROC-BLeeD): An international, prospective, multicenter observational study
Interventionsbedingte Blutungen bei hospitalisierten Patient*innen mit Lebererkrankungen (PROC-BLeeD): eine internationale, prospektive, multizentrische Beobachtungsstudie
Stationäre Patient*innen mit Leberzirrhose unterziehen sich häufig mehreren Eingriffen. Das Risiko interventionsbedingter Blutungen bleibt unklar und die Behandlung ist nicht standardisiert. Es erfolgte eine internationale, prospektive, multizentrische Studie mit hospitalisierten Patient*innen mit Leberzirrhose, die sich nicht-chirurgischen Eingriffen unterzogen, um die Häufigkeit interventionsbedingter Blutungen zu ermitteln und Blutungsrisikofaktoren zu identifizieren. Krankenhauspatient*innen wurden prospektiv rekrutiert und bis zur Operation, zur Transplantation, zum Tod oder 28 Tage nach der Aufnahme überwacht. An der Studie nahmen 1187 Patient*innen an 20 Zentren teil, die sich 3006 nicht-chirurgischen Eingriffen unterzogen. Insgesamt wurden 93 interventionsbedingte Blutungsereignisse identifiziert. Blutungen wurden bei 6,9% der Patientenaufnahmen und bei 3,0% der Eingriffe berichtet. Schwere Blutungen wurden bei 2,3% der Patientenaufnahmen und bei 0,9% der Eingriffe gemeldet. Patient*innen mit Blutungen hatten häufiger eine nicht-alkoholische Steatohepatitis (43,9% vs. 30%) und einen höheren Body-Mass-Index (BMI; 31,2 vs. 29,5). Patient*innen mit Blutungen hatten bei Aufnahme einen höheren MELD-Score (Model for End-stage Liver Disease; 24,5 vs. 18,5). Eine multivariable Analyse, die die Zentrumsvariation kontrolliert, ergab, dass Interventionen mit hohem Risiko (Odds-Ratio [OR] = 4,64; 95% Konfidenzintervall [CI]: 2,44–8,84), MELD-Score (OR = 2,37; 95% CI: 1,46–3,86) und ein höherer BMI (OR = 1,40; 95% CI: 1,10–1,80) unabhängig voneinander eine Blutung voraussagten. Die vor dem Eingriff ermittelte International Normalized Ratio (INR), die Thrombozytenzahl und die Verwendung von Antithrombotika waren nicht prädiktiv für eine Blutung. Bei Patient*innen mit Blutungen wurde die Blutungsprophylaxe routinemäßiger eingesetzt (19,4% vs. 7,4%). Patient*innen mit Blutungen hatten ein signifikant höheres 28-Tage-Todesrisiko (Hazard-Ratio = 6,91; 95% CI: 4,22–11,31).
Interventionsbedingte Blutungen treten bei stationären Patient*innen mit Leberzirrhose selten auf. Bei Patient*innen mit erhöhtem Body-Mass-Index und dekompensierter Lebererkrankung, die sich risikoreichen Eingriffen unterziehen, besteht möglicherweise ein Blutungsrisiko. Blutungen sind nicht mit herkömmlichen Blutgerinnungstests, einer präoperativen Prophylaxe oder einer kürzlich erfolgten antithrombotischen Therapie assoziiert.