Leber und Gallenwege

J Hepatol. 2024;80(1):53–61

Incidence and predictors of hepatocellular carcinoma in patients with autoimmune hepatitis

Colapietro F, Maisonneuve P, Lytvyak E, Beuers U, Verdonk RC, van der Meer AJ, van Hoek B, Kuiken SD, Brouwer JT, Muratori P, Aghemo A, Carella F, van den Berg AP, Zachou K, Dalekos GN, Di Zeo-Sánchez DE, Robles M, Andrade RJ, Montano-Loza AJ, van den Brand FF, Slooter CD, Macedo G, Liberal R, de Boer YS, Lleo A; Dutch AIH Study Group; International Autoimmune Hepatitis Group

Inzidenz und Prädiktoren eines hepatozellulären Karzinoms bei Patient*innen mit Autoimmunhepatitis

Die Autoimmunhepatitis (AIH) ist eine seltene chronische Lebererkrankung unbekannter Ätiologie. Das Risiko eines hepatozellulären Karzinoms (HCC) bleibt unklar und die Risikofaktoren sind nicht genau definiert. Ziel dieser Studie war es, das HCC-Risiko in einer multizentrischen AIH-Kohorte zu untersuchen und prädiktive Faktoren zu identifizieren. Hierzu wurde eine retrospektive, beobachtende, multizentrische Studie mit Patient*innen durchgeführt, die im retrospektiven Register der International Autoimmune Hepatitis Group enthalten sind. Die bewerteten klinischen Ergebnisse waren HCC-Entwicklung, Lebertransplantation und Tod. Zur Bestimmung der Auswirkungen einzelner Kovariaten wurde eine nach Zentren geschichtete Fine-und-Gray-Regressionsanalyse angewendet. Die kumulative Inzidenz von HCC wurde mithilfe der Methode des konkurrierenden Risikos geschätzt, wobei der Tod ein konkurrierendes Risiko darstellte. Insgesamt wurden 1428 Patient*innen, bei denen zwischen 1980 und 2020 eine AIH diagnostiziert worden war, aus 22 geeigneten Zentren in ganz Europa und Kanada eingeschlossen, mit einer medianen Nachbeobachtungszeit von 11,1 Jahren (Interquartilenabstand, 5,2–15,9). 293 Patient*innen (20,5%) hatten zum Zeitpunkt der Diagnose eine Leberzirrhose. Während der Nachbeobachtung entwickelten 24 Patient*innen ein HCC (1,7%), was einer Inzidenzrate von 1,44 Fällen pro 1000 Patientenjahren entspricht. Die kumulative Inzidenz von HCC stieg im Laufe der Zeit an (0,6% nach 5 Jahren, 0,9% nach 10 Jahren, 2,7% nach 20 Jahren und 6,6% nach 30 Jahren Nachbeobachtung). Patient*innen, die während der Nachbeobachtung eine Leberzirrhose entwickelten, hatten eine signifikant höhere HCC-Inzidenz. Die kumulative Inzidenz von HCC betrug 2,6%, 4,6%, 5,6% bzw. 6,6% 5, 10, 15 bzw. 20 Jahre nach der Entwicklung einer Zirrhose. Fettleibigkeit (Hazard-Ratio [HR] = 2,94, p = 0,04), Zirrhose (HR = 3,17, p = 0,01) und AIH/primär sklerosierende Cholangitis-Variantensyndrom (HR = 5,18, p = 0,007) zu Studienbeginn waren unabhängige Risikofaktoren für die HCC-Entwicklung.

Die Inzidenz eines hepatozellulären Karzinoms bei Autoimmunhepatitis (AIH) ist auch nach der Entwicklung einer Zirrhose gering und mit Risikofaktoren wie Fettleibigkeit, Zirrhose und AIH/primär sklerosierende Cholangitis-Variantensyndrom verbunden.

Prof. Dr. A. Lleo, Division of Internal Medicine and Hepatology, Department of Gastroenterology, IRCCS Humanitas Research Hospital, Rozzano, Italien, E-Mail: ana.lleo@humanitas.it

DOI: 10.1016/j.jhep.2023.09.010

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