Pankreas
Am J Gastroenterol. 2023;118(5):880−91
Short-term and long-term outcomes of a disruption and disconnection of the pancreatic duct in necrotizing pancreatitis: A multicenter cohort study in 896 patients
Kurz- und Langzeitergebnisse einer Störung und Unterbrechung des Pankreasgangs bei nekrotisierender Pankreatitis: eine multizentrische Kohortenstudie an 896 Patient*innen
Eine nekrotisierende Pankreatitis kann zu einer Leckage mit komplett unterbrochenem Pankreasgang (disconnected pancreatic duct, DPD) führen und möglicherweise langfristige Folgen für die Patient*innen haben. Allerdings existieren bisher kaum detaillierte Daten zum gesamten klinischen Spektrum der DPD. In dieser Studie erfolgte die Post-hoc-Analyse einer prospektiv erhobenen landesweiten Kohorte von 896 Patient*innen mit nekrotisierender Pankreatitis (2005–2015). Das mediane Follow-up nach Erstaufnahme in die Klinik betrug 75 Monate (P25–P75: 41–151). Klinische Ergebnisse von Patient*innen mit und ohne DPD wurden anhand von Regressionsanalysen nach Adjustierung potenzieller Störfaktoren verglichen. Ferner wurden Prädiktoren für DPD sondiert. DPD wurde bei 243 (27%) der 896 Patient*innen bestätigt und führte sowohl bei der Erstaufnahme der Patient*innen als auch im weiteren Follow-up zu schlechteren klinischen Ergebnissen. Bei initialer Vorstellung im Krankenhaus war DPD mit einer erhöhten Rate an Aufnahmen auf die Intensivstation (angepasste Odds-Ratio [aOR] = 2,52; 95% Konfidenzintervall [CI]: 1,62–3,93), ferner neu aufgetretenem Organversagen (aOR = 2,26; 95% CI: 1,45–3,55), erhöhter Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen von infizierten Nekrosen (aOR = 4,63; 95% CI: 2,87–7,64) und einer erhöhten Rate an Interventionen am Pankreas assoziiert (aOR = 7,55; 95% CI: 4,23–13,96). Während der Langzeitbeobachtung erhöhte DPD das Risiko einer Pankreasintervention (aOR = 9,71; 95% CI: 5,37–18,30), einer wiederkehrenden Pankreatitis (aOR = 2,08; 95% CI: 1,32–3,29), einer chronischen Pankreatitis (aOR = 2,73; 95% CI: 1,47–5,15) und endokriner Pankreasinsuffizienz (aOR = 1,63; 95% CI: 1,05–2,53). Darüber hinaus konnte gezeigt werden, dass eine zentrale oder subtotale Pankreasnekrose in der Computertomografie (OR = 9,49; 95% CI: 6,31–14,29) und ein hoher C-reaktiver-Protein-Wert in den ersten 48 Stunden nach der Aufnahme (pro 10-Punkte-Anstieg, OR = 1,02; 95% CI: 1,00–1,03) unabhängige Prädiktoren für die Entwicklung einer DPD sind.
Mindestens jeder vierte Patient mit nekrotisierender Pankreatitis leidet an einem komplett unterbrochenen Pankreasgang (disconnected pancreatic duct, DPD), der mit nachteiligen kurz- und langfristigen Eingriffen und Komplikationen verbunden ist. Zentrale und subtotale Pankreasnekrose und hohe Werte des C-reaktiven Proteins in den ersten 48 Stunden sind unabhängige Prädiktoren für DPD.