Dickdarm bis Rektum
Aliment Pharmacol Ther. 2022;55(4):412–21
Long-term colorectal cancer incidence and mortality after adenoma removal in women and men
Langfristige Darmkrebsinzidenz und Mortalität nach Adenomentfernung bei Frauen und Männern
Frauen und Männer mit kolorektalen Adenomen haben ein erhöhtes Darmkrebsrisiko, weshalb eine koloskopische Überwachung empfohlen wird. Ziele dieser populationsbasierten Erhebung aus Norwegen war die Untersuchung der Inzidenz und Mortalität von Darmkrebs nach Adenomentfernung bei Frauen und Männern. Hierzu wurden alle Norweger*innen, bei denen Adenome von 1993–2007 entfernt worden waren, analysiert und bis 2018 nachbeobachtet. Es wurden die standardisierten Inzidenzverhältnisse (SIRs) und inzidenzbasierten Mortalitätsverhältnisse (SMRs) für Darmkrebs bei Frauen und Männern berechnet und mit dem Basisrisiko der weiblichen und männlichen Bevölkerung verglichen. Hochrisiko-Adenome wurden definiert als Adenome ≥ 2, villöse Komponente oder hochgradige Dysplasie. Bei einer Studienkohorte von 40.293 Personen entwickelten während der medianen Nachbeobachtungszeit von 13,0 Jahren 1079 Frauen (5,5%) und 866 Männer (4,2%) Darmkrebs und 328 Frauen (1,7%) und 275 Männer (1,3%) verstarben hieran. Die Darmkrebsinzidenz war bei Frauen stärker erhöht (SIR = 1,64, 95% Konfidenzintervall [CI]: 1,54–1,74) als bei Männern (SIR = 1,12, 95% CI: 1,05–1,19). Die Darmkrebsmortalität war bei Frauen erhöht (SMR = 1,13, 95% CI: 1,02–1,26) und bei Männern verringert (SMR = 0,79, 95% CI: 0,71–0,89). Frauen mit Hochrisiko-Adenomen hatten ein erhöhtes Risiko für den Tod durch Darmkrebs (SMR = 1,37, 95% CI: 1,19–1,57); Frauen mit Niedrigrisiko-Adenomen (SMR = 0,90, 95% CI: 0,76–1,07) und Männer mit Hochrisiko-Adenomen hatten ein ähnliches Risiko (SMR = 0,89, 95% CI: 0,76–1,04), während Männer mit Niedrigrisiko-Adenomen ein geringeres Risiko hatten (SMR = 0,70, 95% CI: 0,59–0,84).
Nach der Adenomentfernung hatten Frauen im Vergleich zur weiblichen und männlichen Allgemeinbevölkerung ein erhöhtes Risiko für den Tod durch Darmkrebs, während Männer ein geringeres Risiko hatten. Die Autor*innen schlussfolgern, dass geschlechtsspezifische Überwachungsempfehlungen nach Adenomentfernung berücksichtigt werden sollten. In Deutschland würde dies die derzeitigen Empfehlungen, die auf einem höheren Risiko von Männern fußen, verändern.
DOI: 10.1111/apt.16686