Dickdarm bis Rektum
Am J Gastroenterol. 2022;117(4):647–53
Full-thickness scar resection after R1/Rx excised T1 colorectal cancers as an alternative to completion surgery
Lokale Vollwand-Nachresektion der Narbe als Alternative zur chirurgisch-onkologischen Operation nach R1/Rx-Resektion bei T1-kolorektalen Karzinomen
Die lokale Vollwandresektion der Narbe (full-thickness resections of the scar, FTRS) nach endoskopischer Exzision eines T1-kolorektalen Karzinoms (KRK) mit unklarem Resektionsstatus (R1/Rx) wird als alternative Strategie zur chirur-gisch-onkologischen Komplettierungsoperation (completion surgery, CS) vorgeschlagen, vorausgesetzt, dass die Resektion komplett erfolgt. Ein Vergleich der onkologischen Langzeitergebnisse zwischen beiden Strategien fehlt jedoch. Hierfür wurde eine große Kohorte von Patient*innen mit konsekutivem T1-KRK zwischen 2000 und 2017 retrospektiv analysiert. Es wurden Pa-tient*innen nach makroskopisch vollständiger lokaler Exzision eines T1-KRK eingeschlossen, bei denen histologisch jedoch entweder positive oder nicht bewertbare (R1/Rx) Resektionsränder vorlagen. Zudem durfte keine lymphovaskuläre Invasion (L-Status) oder schlechte Differenzierung (G3/G4) vorliegen. Patient*innen, die mit CS oder FTRS behandelt wurden, wurden hinsichtlich des Auftretens eines KRK-Rezidivs, eines 5-Jahres-Gesamtüberlebens, eines krankheitsfreien Überlebens und eines metastasenfreien Überlebens verglichen. Von 3697 Patient*innen mit T1-KRK erfüllten 434 die Einschlusskriterien (Durch-schnittsalter 66 Jahre, 61% Männer). 334 Patient*innen unterzogen sich einer CS und 100 Patient*innen einer FTRS. Die mediane Nachbeobachtungszeit betrug 64 Monate. Ein KRK-Rezidiv wurde bei 7 Patient*innen beobachtet, die sich einer CS (2,2%; 95% Konfidenzintervall [CI]: 0,9–4,6%) unterzogen hatten, und bei 8 Patient*innen, die sich einer FTRS (9,0%; 95% CI: 3,9–17,7%) unterzogen hatten. Das krankheitsfreie Überleben war bei der FTRS-Strategie niedriger (96,8% vs. 89,9%, p = 0,019), aber 5 der 8 FTRS-Rezidive konnten mit einer nachfolgenden Operation kurativ behandelt werden. Das metastasenfreie Überleben (CS 96,8% vs. FTRS 92,1%, p = 0,10) und das Gesamtüberleben (CS 95,6% vs. FTRS 94,4%, p = 0,55) unterschieden sich zwischen beiden Strategien nicht signifikant.
Die Vollwandresektion der Narbe nach lokaler Exzision eines T1-kolorektalen Karzinoms (KRK) mit R1/Rx-Resektionsrändern als alleinigem Risikofaktor, gefolgt von Überwachung und ggf. Salvage-Operation im Falle eines KRK-Rezidivs, könnte eine wirksame Alternativstrategie zur chirurgisch-onkologischen Komplettierungsoperation sein.