Dickdarm bis Rektum

Lancet Gastroenterol Hepatol. 2024;9(6):507–20

A low FODMAP diet plus traditional dietary advice versus a low-carbohydrate diet versus pharmacological treatment in irritable bowel syndrome (CARIBS): A single-centre, single-blind, randomised controlled trial

Nybacka S, Törnblom H, Josefsson A, Hreinsson JP, Böhn L, Frändemark Å, Weznaver C, Störsrud S, Simrén M

Low-FODMAP-Diät inkl. traditioneller Ernährungsberatung versus kohlenhydratarme Diät versus pharmakologische Behandlung beim Reizdarmsyndrom (CARIBS): eine monozentrische, einfach verblindete, randomisierte kontrollierte Studie

Patient*innen mit Reizdarmsyndrom (RDS) werden Ernährungsberatung und medizinische Therapien empfohlen. In Studien wurde die Wirksamkeit einer diätetischen Behandlung noch nicht mit der einer pharmakologischen Behandlung verglichen, die auf das vorherrschende RDS-Symptom abzielt. Ziel der Studie war es daher, die Auswirkungen zweier restriktiver diätetischer Behandlungsoptionen mit denen einer optimierten medizinischen Behandlung bei Menschen mit RDS zu vergleichen. Diese monozentrische, einfach verblindete, randomisierte kontrollierte Studie wurde in einer spezialisierten Ambulanz am Sahlgrenska-Universitätskrankenhaus in Göteborg, Schweden, durchgeführt. Teilnehmer*innen (Alter ≥ 18 Jahre) mit mittelschwerem bis schwerem RDS (Rom IV; Inflammatory Bowel Syndrome-Severity Scoring System [IBS-SSS] ≥ 175) und ohne andere schwerwiegende Erkrankungen oder Nahrungsmittelallergien wurden per Zufallsprinzip (1:1:1) anhand einer Web-basierten Randomisierung zugeordnet, um entweder a) eine Diät mit niedrigem Gehalt an fermentierbaren Oligosacchariden, Disacchariden, Monosacchariden und Polyolen (FODMAPs) sowie eine traditionelle RDS-Ernährungsberatung (vom UK National Institute for Health and Care Excellence empfohlen) zu erhalten – im Folgenden „LFTD-Diät“, b) eine ballaststoffoptimierte Diät mit niedrigem Gehalt an Gesamtkohlenhydraten und hohem Protein- und Fettgehalt – im Folgenden „kohlenhydratarme Diät“ oder c) eine optimierte medizinische Behandlung basierend auf dem vorherrschenden RDS-Symptom zu erhalten. Die Namen der Diäten waren den Teilnehmer*innen verborgen, die pharmakologische Behandlung war jedoch offen. Die Intervention dauerte 4 Wochen. Danach wurden die Teilnehmer*innen der diätetischen Interventionen mit ihrer Ernährung vertraut gemacht und ermutigt, diese während der 6-monatigen Nachbeobachtungszeit fortzusetzen. Die Teilnehmer*innen der LFTD-Gruppe wurden in die Wiedereinführung von FODMAPs eingewiesen und den Teilnehmer*innen, die eine pharmakologische Behandlung erhielten, wurde eine Ernährungsberatung und die Fortsetzung der medikamentösen Therapie angeboten. Der primäre Endpunkt war der Anteil der Teilnehmer*innen, die auf die 4-wöchige Intervention ansprachen – definiert als eine Reduzierung des IBS-SSS um 50 oder mehr im Vergleich zum Ausgangswert, und wurde nach modifizierter Intention-to-Treat(mITT)-Analyse ausgewertet (d. h. alle Teilnehmer*innen, die eine Intervention begonnen hatten). Die Sicherheit wurde in der mITT-Population analysiert. Zwischen dem 24. Januar 2017 und dem 2. September 2021 wurden 1104 Teilnehmer*innen auf ihre Eignung geprüft und 304 wurden nach dem Zufallsprinzip zugewiesen. Zehn Teilnehmer*innen erhielten keine Intervention nach der Randomisierung und somit wurden 294 Teilnehmer*innen in die mITT-Population aufgenommen (96 wurden der LFTD-Diät zugeordnet, 97 der kohlenhydratarmen Diät und 101 der optimierten medizinischen Behandlung). 241 der 294 Teilnehmer*innen (82%) waren Frauen und 53 (18%) waren Männer, das Durchschnittsalter betrug 38 Jahre (Standardabweichung 13). Nach 4 Wochen hatten 73 von 96 Teilnehmer*innen (76%) in der LFTD-Diätgruppe, 69 von 97 Teilnehmer*innen (71%) in der Gruppe mit kohlenhydratarmer Diät und 59 von 101 Teilnehmer*innen (58%) in der Gruppe mit optimierter medizinischer Behandlung eine Reduzierung des IBS-SSS um 50 oder mehr im Vergleich zum Ausgangswert, mit einem signifikanten Unterschied zwischen den Gruppen (p = 0,023). 91 von 96 Teilnehmer*innen (95%) absolvierten 4 Wochen in der LFTD-Diätgruppe, 92 von 97 (95%) in der Gruppe mit kohlenhydratarmer Diät und 91 von 101 (90%) in der Gruppe mit optimierter medizinischer Behandlung. Zwei Personen in jeder Interventionsgruppe gaben an, dass unerwünschte Ereignisse der Grund für den Abbruch der 4-wöchigen Intervention waren. Fünf von 91 Teilnehmer*innen (5%) der Gruppe mit optimierter medizinischer Behandlung brachen die Behandlung aufgrund von Nebenwirkungen vorzeitig ab. Es traten keine schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse oder behandlungsbedingten Todesfälle auf.

Zwei 4-wöchige diätetische Interventionen und eine optimierte medizinische Behandlung reduzierten die Schwere der Reizdarmsyndrom(RDS)-Symptome, wobei der Effekt in den Diätgruppen größer war. Ernährungsinterventionen könnten als Erstbehandlung für Patient*innen mit RDS in Betracht gezogen werden. Um personalisierte Behandlungsstrategien zu ermöglichen, ist weitere Forschung erforderlich.

S. Nybacka, Department of Molecular and Clinical Medicine, Institute of Medicine, Sahlgrenska Academy, University of Gothenburg, Göteborg, Schweden, E-Mail: sanna.nybacka@gu.se

DOI: 10.1016/s2468-1253(24)00045-1

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