Ösophagus bis Dünndarm

Lancet Gastroenterol Hepatol. 2024;9(6):521–38

Mechanisms and management of loss of response to anti-TNF therapy for patients with Crohn’s disease: 3-year data from the prospective, multicentre PANTS cohort study

Chanchlani N, Lin S, Bewshea C, Hamilton B, Thomas A, Smith R, Roberts C, Bishara M, Nice R, Lees CW, Sebastian S, Irving PM, Russell RK, McDonald TJ, Goodhand JR, Ahmad T, Kennedy NA; PANTS Consortium

Mechanismen und Management des Verlusts eines Ansprechens auf eine Anti-TNF-Therapie bei Patient*innen mit Morbus Crohn: 3-Jahres-Daten aus der prospektiven, multizentrischen PANTS-Kohortenstudie

Ziel dieser Studie war die Analyse der Wirksamkeit von Infliximab und Adalimumab in den ersten 3 Jahren der Behandlung. Weiterhin sollten die Faktoren, die einen Wirkverlust der Behandlung mit einem Anti-Tumor-Nekrose-Faktor-Antikörper (Anti-TNF) vorhersagen, sowie die Strategien, die den Verlust des Ansprechens verhindern oder abmildern, untersucht werden. Bei der personalisierten Anti-TNF-Therapie bei Morbus Crohn (PANTS) handelt es sich um eine britische, multizentrische, prospektive Beobachtungskohortenstudie, in der die Wirksamkeit von Infliximab und Adalimumab bei Anti-TNF-naiven Patient*innen mit aktivem luminalem Morbus Crohn im Alter von ≥ 6 Jahren untersucht wird. Am Ende des ersten Jahres wurden die Prüfzentren aufgefordert, den Teilnehmer*innen, die noch das Studienmedikament erhielten, einen Einschluss in die 2-jährige PANTS-Verlängerungsstudie zu ermöglichen. Die Autor*innen schätzten die Remissionsraten in der gesamten Kohorte zum Ende der Jahre 1, 2 und 3 mithilfe einer modifizierten Überlebenstechnik mit Permutationstests. Mittels multivariablen Regressions- und Überlebensanalysen wurden Faktoren ermittelt, die mit dem Verlust des Ansprechens bei Patient*innen, die ursprünglich auf eine Anti-TNF-Therapie angesprochen hatten, und mit der Immunogenität der Antikörper in Zusammenhang stehen. Ein sekundärer Wirkverlust wurde bei Patient*innen definiert, die am Ende der Induktionsphase zunächst auf die Anti-TNF-Therapie ansprachen und anschließend eine symptomatische Aktivität entwickelten, die eine Eskalation der Steroid-, immunmodulatorischen oder Anti-TNF-Therapie, eine Resektionsoperation oder den Ausstieg aus der Studie aufgrund eines Therapieversagens erforderte. Zwischen dem 19. März 2014 und dem 21. September 2017 wurden 389 (41%) von 955 Patient*innen, die in der PANTS-Studie mit Infliximab behandelt wurden, und 209 (32%) von 655 Patient*innen, die in der PANTS-Studie mit Adalimumab behandelt wurden, in die PANTS-Erweiterungsstudie aufgenommen (medianes Alter 32,5 Jahre [Interquartilenabstand {IQR}, 22,1–46,8], 307 [51%] von 598 waren weiblich und 291 [49%] waren männlich). Der geschätzte Anteil der Patient*innen, die sich am Ende der Jahre 1, 2 und 3 in Remission befanden, betrug für Infliximab 40,2% (95% Konfidenzintervall [CI]: 36,7–43,7), 34,4% (29,9–39,0) und 34,7% (29,8–39,5) und für Adalimumab 35,9% (95% CI: 31,2–40,5), 32,9% (26,8–39,2) bzw. 28,9% (21,9–36,3). Zur Vorhersage einer Remission zu jedem späteren Zeitpunkt lagen die optimalen Medikamentenkonzentrationen in Woche 14 bei 6,1–10,0 mg/l für Infliximab und 10,1–12,0 mg/l für Adalimumab. Nach Ausschluss von Patient*innen mit primärem Nichtansprechen betrug der geschätzte Anteil der Patient*innen mit sekundärem Wirkverlust in den Jahren 1, 2 und 3 für Infliximab 34,4% (95% CI: 30,4–38,2), 54,5% (49,4–59,0) und 60,0% (54,1–65,2) bzw. für Adalimumab 32,1% (95% CI: 26,7–37,1), 47,2% (40,2–53,4) und 68,4% (50,9–79,7). In einer multivariablen Analyse wurde der sekundäre Wirkverlust im zweiten und dritten Jahr bei Patient*innen, die mit Infliximab und Adalimumab behandelt wurden, durch niedrige Anti-TNF-Konzentrationen in Woche 14 vorhergesagt (Infliximab: Hazard-Ratio [HR] für jede 10-fache Erhöhung der Wirkstoffkonzentration = 0,45 [95% CI: 0,30–0,67], Adalimumab: 0,39 [0,22–0,70]). Bei mit Infliximab behandelten Patient*innen war der Verlust des Ansprechens auch mit dem weiblichen Geschlecht (im Vergleich zum männlichen Geschlecht; HR = 1,47 [95% CI: 1,11–1,95]), Fettleibigkeit (im Vergleich zu nicht fettleibig; 1,62 [1,08–2,42]), dem Ausgangswert der weißen Blutkörperchen (1,06 [1,02–1,11] pro 1 x 109 Zunahme der Zellen pro Liter) und dem Quartil der Thiopurindosis assoziiert. Bei den mit Adalimumab behandelten Patient*innen war das Vorhandensein der Risikovariante HLA-DQA1*05 mit dem sekundären Wirkverlust verbunden (HR = 1,95 [95% CI: 1,17–3,25]). Am Ende des dritten Jahres betrug der geschätzte Anteil der Patient*innen, die Antikörper gegen das Arzneimittel entwickelten und bei denen die Arzneimittelkonzentration nicht mehr nachweisbar war, 44,0% (95% CI: 38,1–49,4) unter einer Therapie mit Infliximab und 20,3% (13,8–26,2) unter einer Therapie mit Adalimumab. Die Entwicklung von Anti-Drug-Antikörpern (ADA) in Verbindung mit nicht nachweisbaren Wirkspiegeln war bei beiden Gruppen signifikant mit einer Behandlung ohne gleichzeitige Anwendung von Immunmodulatoren assoziiert (HR für die Anwendung von Immunmodulatoren: Infliximab 0,40 [95% CI: 0,31–0,52], Adalimumab 0,42 [95% CI: 0,24–0,75]) und für Infliximab – nicht jedoch für Adalimumab – mit dem Vorhandensein der Risikovariante HLA-DQA1*05 verbunden (HR für das Vorhandensein der Risikovariante: Infliximab 1,46 [1,13–1,88], Adalimumab 1,60 [0,92–2,77]). Die gleichzeitige Anwendung eines Immunmodulators vor oder am Tag des Beginns der Infliximab-Therapie war verglichen mit der alleinigen Anwendung von Infliximab oder der Einführung eines Immunmodulators nach Beginn der Anti-TNF-Behandlung mit einer längeren Zeitspanne ohne die Entwicklung von ADA und nicht nachweisbaren Arzneimittelkonzentrationen assoziiert (Infliximab ohne Immunmodulator: HR = 2,87 [95% CI: 2,20–3,74], späterer Beginn des Immunmodulators: 1,70 [1,11–2,59]). In den Jahren 2 und 3 traten bei 16 (4%) von 389 mit Infliximab behandelten Patient*innen und bei 11 (5%) von 209 mit Adalimumab behandelten Patient*innen unerwünschte Ereignisse auf, die zum Abbruch der Behandlung führten. Bei 9 (2%) der mit Infliximab behandelten Patient*innen und 2 (1%) der mit Adalimumab behandelten Patient*innen traten in den Jahren 2 und 3 schwere Infektionen auf.

Nur etwa ein Drittel der Patient*innen mit aktivem luminalem Morbus Crohn, die mit einem Anti-Tumor-Nekrose-Faktor-Antikörper behandelt wurden, waren nach 3-jähriger Behandlung in Remission. Niedrige Wirkspiegel am Ende der Induktionsphase sagen den Verlust des Ansprechens bis zum dritten Behandlungsjahr voraus, was darauf hindeutet, dass höhere Medikamentenkonzentrationen im ersten Behandlungsjahr – insbesondere während der Induktion – zu besseren Langzeit-Outcomes führen könnten. Anti-Drug-Antikörper, die mit nicht nachweisbaren Wirkspiegeln von Infliximab – nicht aber Adalimumab – einhergehen, können durch den Nachweis von HLA-DQA1*05 vorhergesagt und durch die gleichzeitige Einnahme von Immunmodulatoren für beide Arzneimittel abgeschwächt werden.

N.A. Kennedy, Exeter IBD and Pharmacogenetics Research Group, University of Exeter, Exeter, Großbritannien, E-Mail: nick.kennedy1@nhs.net

DOI: 10.1016/s2468-1253(24)00044-x

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