Dickdarm bis Rektum
J Clin Oncol. 2022;40(15):1681–92
Multicenter, randomized, phase 3 trial of short-term radiotherapy plus chemotherapy versus long-term chemoradiotherapy in locally advanced rectal cancer (STELLAR)
Multizentrische, randomisierte Phase-III-Studie zur Kurzzeitradiotherapie plus Chemotherapie im Vergleich zu Langzeitradiochemotherapie bei lokal fortgeschrittenem Rektumkarzinom (STELLAR)
In dieser Studie wurde untersucht, ob die präoperative Kurzzeitstrahlentherapie gefolgt von einer Chemotherapie der Langzeitchemoradiotherapie bei Patient*innen mit lokal fortgeschrittenem Rektumkarzinom nicht unterlegen ist. Patient*innen mit Rektumkarzinom (distales oder mittleres Drittel), klinischem Primärtumor Stadium 3−4 und/oder regionalem Lymphknotenbefall wurden randomisiert (1:1) einer Kurzzeitbestrahlung (25 Gy in 5 Fraktionen über 1 Woche), gefolgt von 4 Zyklen Chemotherapie (totale neoadjuvante Therapie [TNT]) oder Radiochemotherapie (50 Gy in 25 Fraktionen über 5 Wochen, gleichzeitig mit Capecitabin [Radiochemotherapie; CRT]) zugewiesen. Eine totale mesorektale Exzision wurde 6−8 Wochen nach der präoperativen Behandlung durchgeführt, mit 2 zusätzlichen Zyklen von CAPOX (intravenöses Oxaliplatin [130 mg/m², einmal täglich] an Tag 1 und Capecitabin [1000 mg/m², zweimal täglich] ab Tag 1−14) in der TNT-Gruppe und 6 Zyklen CAPOX in der CRT-Gruppe. Der primäre Endpunkt war das krankheitsfreie Überleben (disease-free survival, DFS) nach 3 Jahren. Zwischen August 2015 und August 2018 erhielten insgesamt 599 Patient*innen randomisiert TNT (n = 302) oder CRT (n = 297). Bei einer medianen Nachbeobachtungszeit von 35,0 Monaten betrug das 3-Jahres-DFS 64,5% bzw. 62,3% in der TNT- bzw. CRT-Gruppe (Hazard-Ratio = 0,883; einseitiges 95% Konfidenzintervall, nicht anwendbar auf 1,11; p < 0,001 für Nichtunterlegenheit). Es gab keinen signifikanten Unterschied beim metastasenfreien Überleben oder lokoregionären Rezidiven, aber die TNT-Gruppe hatte ein besseres 3-Jahres-Gesamtüberleben als die CRT-Gruppe (86,5% vs. 75,1%; p = 0,033). Die Auswirkungen der Behandlung auf das DFS und das Gesamtüberleben waren unabhängig von prognostischen Faktoren ähnlich. Die Prävalenz akuter Toxizitäten Grad III–V während der präoperativen Behandlung betrug 26,5% in der TNT-Gruppe gegenüber 12,6% in der CRT-Gruppe (p < 0,001).
Diese Studie zeigt, dass die Kurzzeitstrahlentherapie mit präoperativer Chemotherapie, gefolgt von einer Operation, bei akzeptabler Toxizität wirksam ist und als Alternative zur Radiochemotherapie bei lokal fortgeschrittenem Rektumkarzinom eingesetzt werden kann.
DOI: 10.1200/jco.21.01667