Dickdarm bis Rektum

Aliment Pharmacol Ther. 2023;58(1):48–59

Patients with elderly onset inflammatory bowel disease have a decreased chance of initiation of all types of medications and increased risk of surgeries – A nationwide cohort study

Mertz Nørgård B, Dijkstra Zegers F, Knudsen T, Kjeldsen J, Lund K, Brodersen JB, Nielsen J

Patient*innen mit Manifestation einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung im höheren Lebensalter haben eine geringere Chance auf jegliche Art medikamentöser Therapie und ein erhöhtes Risiko für Operationen – eine landesweite Kohortenstudie

Patient*innen mit Manifestation einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung (CED) im höheren Lebensalter (≥ 60 Jahre) wurden in Hinblick auf die Medikamenteneinnahme, die Therapiepersistenz und Operationen untersucht. Es handelt sich hier um eine landesweite, auf dänischen Registern basierende Kohortenstudie, die CED-Patient*innen ≥ 18 Jahre zwischen 1995 und 2020 einschloss (n = 69.039). Die Patient*innen wurden nach Manifestation im höheren Lebensalter (n = 19.187) bzw. im Erwachsenenalter (n = 49.852) eingeteilt. Endpunkte waren ein Therapiebeginn mit Thiopurinen, 5-ASA, Biologika und Kortikosteroiden innerhalb von 1 bzw. 5 Jahren nach Diagnosestellung. Für diejenigen Patient*innen, die eine medikamentöse Therapie begannen, wurde die Therapiepersistenz geschätzt. Operationen wurden innerhalb von 1 bzw. 5 Jahren erfasst. Zur Kontrolle von Kovariaten wurden Regressionsmodelle verwendet. Bei älteren Patient*innen betrug die angepasste Hazard-Ratio (aHR) für den Beginn der Behandlung mit Thiopurinen, 5-ASA und Biologika innerhalb eines Jahres 0,44 (95% Konfidenzintervall [CI]: 0,42–0,47), 0,77 (95% CI: 0,75–0,79) bzw. 0,29 (95% CI: 0,26–0,31). Die Ergebnisse waren im Zeitraum von 5 Jahren ähnlich. Bei älteren Patient*innen war die Arzneimittelpersistenz bei Thiopurinen, 5-ASA und Biologika innerhalb von 5 Jahren nicht eingeschränkt. Die aHR für das Absetzen von Steroiden innerhalb von 1 bzw. 5 Jahren lag bei 0,80 (95% CI: 0,76–0,84) bzw. 0,77 (95% CI: 0,74–0,80). Das Risiko von Operationen war für ältere Patient*innen erhöht (bei Colitis ulcerosa innerhalb von 5 Jahren aHR = 1,39 [95% CI: 1,27–1,52] und bei Morbus Crohn 1,13 [95% CI: 1,04–1,23]).

Die Wahrscheinlichkeit, dass eine medikamentöse Therapie zur Behandlung einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung (CED) durchgeführt wird, ist bei älteren Patient*innen signifikant geringer, wobei dies möglicherweise nicht auf einen milden Krankheitsverlauf zurückzuführen ist. In der Gruppe der älteren Patient*innen war die Arzneimittelpersistenz mit der von Erwachsenen vergleichbar. Behandelnde Ärztinnen und Ärzte sollten sorgfältig hinterfragen, ob sie bei älteren Patient*innen CED-spezifische Medikamente möglicherweise zu zurückhaltend einsetzen. Insbesondere sollte auf das rechtzeitige Absetzen von Kortikosteroiden geachtet werden.

Prof. Dr. B. Mertz Nørgård, Center for Clinical Epidemiology, Odense University Hospital, Odense C, Dänemark, E-Mail: bente.noergaard@rsyd.dk

DOI: 10.1111/apt.17520

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