Ösophagus bis Dünndarm
Clin Gastroenterol Hepatol. 2022;20(9):2059–73.e7
Subclinical persistent inflammation as risk factor for Crohn’s disease progression: Findings from a prospective real-world study of 2 years
Persistierende subklinische Entzündung als Risikofaktor für einen Krankheitsprogress bei Morbus Crohn: Ergebnisse einer 2-jährigen prospektiven Real-World-Studie
Subklinische Darmentzündungen sind bei Morbus Crohn häufig. Ziel der vorliegenden Studie war es, deren Auswirkungen auf den Krankheitsverlauf von mit Infliximab behandelten Patient*innen und die Nützlichkeit von fäkalem Calprotectin (FC) und C-reaktivem Protein (CRP) als minimalinvasive Biomarker zu untersuchen. Die registerbasierte, prospektive, multizentrische DIRECT-Beobachtungsstudie ist eine Untersuchung zur Korrelation von FC mit Serumspiegeln und der Entwicklung von An-ti-Drug-Antikörpern bei erwachsenen Patient*innen mit chronisch entzündlicher Darmerkrankung, die eine Behandlung mit Anti-Tumor-Nekrose-Faktor-alpha-Antikörpern oder mit Vedoluzimab erhielten. Die Studie begleitete in einem tertiären Ver-sorgungszentrum mit Infliximab behandelte M. Crohn Patient*innen über 2 Jahre. Die Definition einer anhaltenden Entzündung basierte auf FC- (> 150 μg/g, > 250 μg/g oder > 350 μg/g) oder Serum-CRP-Konzentrationen (> 3 μg/ml) an 2 aufeinanderfolgenden oder mindestens 3 Besuchen. Die Patient*innen wurden gemäß einem kombinierten Endpunkt eingeteilt, der den Krankheits-verlauf widerspiegelt und Parameter wie Operation, Hospitalisierung, neue Fisteln, Abszess oder Striktur und Therapieeskala-tionen beinhaltete. Von 322 Patient*innen der DIRECT-Studie wurden 180 asymptomatische, mit Infliximab als Erhaltungs-therapie behandelte Patient*innen in die Analyse eingeschlossen. Patient*innen, die den zusammengesetzten Endpunkt er-reichten (n = 96), wiesen höhere mediane FC-Spiegel (205 [Interquartilenabstand {IQR}, 98–515] μg/g; p = 0,045), aber keine höheren medianen CRP-Spiegel (2,50 [IQR, 0,80–6,00] μg/ml; p = 0,895) auf. Die Prävalenz der durch Biomarker definierten persistierenden subklinischen Entzündung lag zwischen 24% und 81%. Unter Berücksichtigung von FC-Werten > 250 μg/g an 2 aufeinanderfolgenden Besuchen betrug die Prävalenz 50% und war die Wahrscheinlichkeit, den Endpunkt zu erreichen, um das 3-Fache erhöht (Odds-Ratio = 2,996, 95% Konfidenzintervall: 1,557–5,776). Die Zeit bis zum Auftreten des Ergebnisses war bei Patient*innen mit persistierender Entzündung signifikant geringer (mediane Zeit, 11 Monate). Sowohl klinisch bedingte als auch behandlungsbedingte Parameter waren signifikant mit einer persistierenden Entzündung assoziiert. Definitionen basierend auf CRP > 3 μg/ml, FC > 150 μg/g, FC > 350 μg/g, doppelte Biomarker (FC > 250 μg/g und/oder CRP > 3 μg/ml) oder häufigere Besuche führten zu keiner verbesserten Vorhersagewahrscheinlichkeit.
Eine anhaltende Entzündung, einfach und leicht definiert durch Spiegel des fäkalen Calprotectins > 250 μg/g an 2 aufeinan-derfolgenden Besuchen, war mit einem signifikant höheren Risiko und einer kürzeren Zeit bis zum Auftreten des zusammen-gesetzten Endpunkts (Krankheitsprogress bei asymptomatischen, mit Infliximab behandelten Morbus-Crohn-Patient*innen) assoziiert.