Leber und Gallenwege

J Hepatol. 2022;77(6):1554–63

Plasma ammonia levels predict hospitalization with liver-related complications and mortality in clinically stable outpatients with cirrhosis

Tranah TH, Ballester MP, Carbonell-Asins JA, Ampuero J, Alexandrino G, Caracostea A, Sánchez-Torrijos Y, Thomsen KL, Kerbert AJC, Capilla-Lozano M, Romero-Gómez M, Escudero-García D, Montoliu C, Jalan R, Shawcross DL

Plasma-Ammoniakspiegel sagen bei klinisch stabilen ambulanten Patient*innen mit Zirrhose einen Krankenhausaufenthalt mit leberbedingten Komplikationen und Mortalität voraus

Hyperammonämie spielt eine zentrale Rolle in der Pathogenese der hepatischen Enzephalopathie. Sie hat auch pleiotrope schädliche Wirkungen auf mehrere Organsysteme, wie z. B. die Immunfunktion, Sarkopenie, den Energiestoffwechsel und portale Hypertonie. Diese Studie wurde durchgeführt, um die Hypothese zu testen, dass der Schweregrad der Hyperammonämie ein Risikofaktor für leberbedingte Komplikationen bei klinisch stabilen ambulanten Patient*innen mit Zirrhose ist. Hierzu wurden 754 klinisch stabile ambulante Patient*innen mit Zirrhose aus 3 unabhängigen Leberzentren untersucht. Die Ausgangsammoniakwerte wurden für das Referenzlabor auf die obere Normgrenze korrigiert (ammonia level corrected to the upper limit of normal, AMM-ULN). Der primäre Endpunkt war eine Hospitalisierung mit leberbedingten Komplikationen (ein kombinierter Endpunkt aus bakterieller Infektion, Varizenblutung, manifester hepatischer Enzephalopathie oder neu auftretendem oder verschlechtertem Aszites). Multivariable konkurrierende Risiko-Frailty-Analysen unter Verwendung von Fast Unified Random Forests wurden durchgeführt, um Komplikationen und Mortalität vorherzusagen. Die externe Validierung wurde anhand prospektiver Daten von 130 Patient*innen mit Zirrhose in einem unabhängigen tertiären Leberzentrum durchgeführt. Insgesamt wurden 260 Patient*innen (35%) mit leberbedingten Komplikationen ins Krankenhaus eingeliefert. Bei der multivariablen Analyse war AMM-ULN ein unabhängiger Prädiktor für Leberkomplikationen (Hazard-Ratio [HR] = 2,13; 95% Konfidenzintervall [CI]: 1,89–2,40; p < 0,001) und Mortalität (HR = 1,45; 95% CI: 1,20–1,76; p < 0,001). Der AUROC von AMM-ULN betrug 77,9% für 1-Jahres-Leberkomplikationen, was höher ist als herkömmliche Schweregrad-Scores. Statistische Unterschiede im Überleben wurden zwischen hohen und niedrigen AMM-ULN-Spiegeln sowohl für Komplikationen als auch für die Mortalität (p < 0,001) gefunden, wobei 1,4 als optimaler Grenzwert aus dem Trainingssatz verwendet wurde. AMM-ULN blieb eine Schlüsselvariable für die Vorhersage von Komplikationen innerhalb des Random-Forests-Modells in der Ableitungskohorte und bei externer Validierung.

Ammoniak ist ein unabhängiger Prädiktor für Krankenhausaufenthalte mit leberbedingten Komplikationen und Mortalität bei klinisch stabilen ambulanten Patient*innen mit Zirrhose und schneidet bei der Vorhersage von Komplikationen besser ab als herkömmliche prognostische Scores.

Prof. Dr. R. Jalan, Liver Failure Group, Institute for Liver and Disease Health, University College London, London, Großbritannien,
E-Mail: r.jalan@ucl.ac.uk

DOI: 10.1016/j.jhep.2022.07.014

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