Dickdarm bis Rektum

J Clin Oncol. 2023;41(8):1541−52

Preoperative chemotherapy for operable colon cancer: Mature results of an international randomized controlled trial

Morton D, Seymour M, Magill L, Handley K, Glasbey J, Glimelius B, Palmer A, Seligmann J, Laurberg S, Murakami K, West N, Quirke P, Gray R; FOxTROT Collaborative Group

Präoperative Chemotherapie bei operablem Kolonkarzinom: stichfeste Ergebnisse einer internationalen randomisierten kontrollierten Studie

Die neoadjuvante Chemotherapie (NAC) hat potenzielle Vorteile gegenüber der standardmäßigen adjuvanten Chemotherapie beim lokal fortgeschrittenen Kolonkarzinom. Eine suffiziente Studienlage hierfür stand bislang aber aus. In dieser Studie wurden Patient*innen mit Kolonkarzinom im radiologisch diagnostizierten Stadium T3–4, N0–2, M0 nach dem Zufallsprinzip (2:1) entweder einer Gruppe mit 6-wöchiger präoperativer Chemotherapie mit Oxaliplatin-Fluoropyrimidin und 18-wöchiger postoperativer Behandlung (NAC-Gruppe) oder einer Gruppe mit 24-wöchiger rein postoperativer Chemotherapie (Kontrollgruppe) zugeteilt. Patient*innen mit RAS-Wildtyp-Tumoren konnten während der NAC im Verhältnis 1:1 zu einer Panitumumab-Therapie zufällig randomisiert werden. Der primäre Endpunkt war eine fehlende komplette Remission oder ein Tumorrezidiv innerhalb von 2 Jahren. Zu den sekundären Endpunkten gehörten chirurgische Morbidität, histopathologisches Stadium, Regressionsgrad, Vollständigkeit der Resektion und ursachenspezifische Mortalität. Log-Rank-Analysen erfolgten mittels Intention-to-Treat-Analysen. Von 699 Patient*innen, die einer NAC zugewiesen wurden, begannen 674 (96%) mit der Behandlung und 606 (87%) schlossen diese ab. Insgesamt wurden 686 von 699 NAC-Patient*innen (98,1%) und 351 von 354 Kontrollpatient*innen (99,2%) operiert. 30 Patient*innen der NAC-Gruppe (4,3%) entwickelten obstruktive Symptome, die eine vorgezogene Operation erforderten. Allerdings gab es in der NAC-Gruppe weniger schwerwiegende postoperative Komplikationen als in der Kontrollgruppe. NAC führte zu einem deutlichen T- und N-Downstaging und zu einer histologischen Tumorregression (alle p < 0,001). Die Resektion war häufiger histopathologisch komplett: 94% (648/686) versus 89% (311/351), p < 0,001. Weniger NAC-Patient*innen zeigten innerhalb von 2 Jahren eine inkomplette Remission oder ein Rezidiv im Vergleich zu Kontrollpatient*innen (16,9% [118/699] vs. 21,5% [76/354]; relatives Risiko = 0,72, 95% Konfidenzintervall: 0,54–0,98; p = 0,037). Die Tumorregression korrelierte stark mit der Rezidivfreiheit. Die Hinzunahme von Panitumumab erbrachte keinen zusätzlichen Nutzen der NAC. Bei Tumoren mit Mismatch-Repair-Mangel konnte nur ein geringer Nutzen der NAC beobachtet werden.

Eine 6-wöchige präoperative Oxaliplatin-Fluoropyrimidin-Chemotherapie bei operablem Kolonkarzinom kann sicher und ohne erhöhte perioperative Morbidität durchgeführt werden. Dieses präoperative Chemotherapieschema führt zu einem deutlichen histopathologischen Downstaging, weniger unvollständigen Resektionen und einer besseren 2-Jahres-Krankheitskontrolle. Die histologische Regression nach neoadjuvanter Chemotherapie (NAC) ist ein starker Prädiktor für ein geringeres postoperatives Rezidivrisiko und könnte daher als Leitfaden für die postoperative Therapie dienen. Als Behandlungsoption für ein lokal fortgeschrittenes Kolonkarzinom sollte eine 6-wöchige NAC in Betracht gezogen werden.

Assoc. Prof. Dr. L. Magill, Birmingham Clinical Trials Unit (BCTU), Institute of Applied Health Research, College of Medical and Dental Sciences, University of Birmingham, Birmingham, Großbritannien,
E-Mail: e.l.magill@bham.ac.uk

DOI: 10.1200/jco.22.00046

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