Dickdarm bis Rektum

JAMA Intern Med. 2023;183(3):183−90

Prevalence of colorectal neoplasia 10 or more years after a negative screening colonoscopy in 120,000 repeated screening colonoscopies

Heisser T, Kretschmann J, Hagen B, Niedermaier T, Hoffmeister M, Brenner H

Prävalenz kolorektaler Neoplasien 10 oder mehr Jahre nach einer unauffälligen Vorsorgekoloskopie bei 120.000 wiederholten Untersuchungen

Aktuelle Leitlinien empfehlen zur Vorbeugung und Früherkennung von Darmkrebs alle 10 Jahre eine Vorsorgekoloskopie durchzuführen, was mit hohen Kapazitätsanforderungen und hohem Kostenaufwand einhergeht. Es gibt nur wenige Untersuchungen über Befunde von Vorsorgekoloskopien, die 10 oder mehr Jahre nach einer unauffälligen Vorsorgekoloskopie durchgeführt wurden und es bleibt unklar, ob die Vorsorgeintervalle möglicherweise verlängert werden könnten. Im Rahmen dieser Arbeit wurde die Prävalenz fortgeschrittener kolorektaler Neoplasien bei einer großen Kohorte von Patient*innen bestimmt, die mindestens 10 Jahre nach einer unauffälligen Vorsorgekoloskopie eine Wiederholungsuntersuchung erhielten. Hierfür wurde eine registerbasierte Querschnittsstudie zu Koloskopiebefunden durchgeführt, die zwischen Januar 2013 und Dezember 2019 an das deutsche Vorsorgekoloskopieregister gemeldet worden waren. Ausgewertet wurden nahezu alle Untersuchungen bei gesetzlich Versicherten (ca. 90%) ab 55 Jahren, die an das nationale Register gemeldet worden waren. Insgesamt wurden 120.298 Teilnehmer*innen im Alter von ≥ 65 Jahre identifiziert, die mindestens 10 Jahre zuvor eine unauffällige Vorsorgekoloskopie erhalten hatten. Die Ergebnisse wurden mit den Befunden aller Vorsorgekoloskopien verglichen, die im gleichen Zeitraum bei Menschen im Alter von ≥ 65 Jahren durchgeführt wurden (1,25 Millionen). Die Daten wurden von März bis Juli 2022 ausgewertet und die Prävalenz von Darmkrebs und fortgeschrittenen Neoplasien (fortgeschrittene Adenome und Krebserkrankungen) wurde erfasst. Von den 120.298 Teilnehmer*innen waren 72.349 (60,1%) Frauen. Die Prävalenz fortgeschrittener Neoplasien betrug 10 Jahre nach einer unauffälligen Vorsorgekoloskopie 3,6% bei Frauen bzw. 5,2% bei Männern und stieg allmählich auf 4,9% bzw. 6,6% bei denjenigen an, die 14 Jahre oder länger zuvor untersucht worden waren. Die Prävalenz fortgeschrittener Neoplasien in der Kohorte aller Menschen ≥ 65 Jahre betrug 7,1% bzw. 11,6%. Die geschlechtsspezifische und altersspezifische Prävalenz fortgeschrittener Neoplasien nach über 10 Jahren war bei Frauen durchweg mindestens 40% niedriger als bei Männern, geringer im jüngeren versus höheren Alter und viel geringer als in der Gesamtkohorte aller Patient*innen (standardisierte Prävalenzrate für Krebserkrankungen = 0,22–0,38 bei Frauen, 0,15–0,24 bei Männern; standardisierte Prävalenzrate für fortgeschrittene Neoplasien = 0,49–0,62 bei Frauen, 0,50–0,56 bei Männern).

Die Ergebnisse dieser großen deutschen Querschnittsstudie legen nahe, dass die Prävalenz fortgeschrittener Neoplasien bei Vorsorgekoloskopien, die 10 oder mehr Jahre nach einer unauffälligen Vorsorgekoloskopie durchgeführt wurden, gering ist. Insbesondere für weibliche und jüngere Menschen ohne gastrointestinale Symptome könnte eine Verlängerung der derzeit empfohlenen Vorsorgeintervalle von 10 Jahren gerechtfertigt sein.

T. Heisser, Abteilung klinische Epidemiologie und Alternsforschung, Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ), Heidelberg,
E-Mail: t.heisser@dkfz.de

DOI: 10.1001/jamainternmed.2022.6215

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