Leber und Gallenwege

Hepatology. 2022;76(6):1563–75

Progressive cholestasis and associated sclerosing cholangitis are frequent complications of COVID-19 in patients with chronic liver disease

Hartl L, Haslinger K, Angerer M, Semmler G, Schneeweiss-Gleixner M, Jachs M, Simbrunner B, Bauer DJM, Eigenbauer E, Strassl R, Breuer M, Kimberger O, Laxar D, Lampichler K, Halilbasic E, Stättermayer AF, Ba-Ssalamah A, Mandorfer M, Scheiner B, Reiberger T, Trauner M

Progrediente Cholestase und damit verbundene sklerosierende Cholangitis sind häufige Komplikationen von COVID-19 bei Patient*innen mit chronischer Lebererkrankung

Eine Cholestase ist mit der Krankheitsschwere und einem schlechteren Ausgang bei COVID-19 verbunden. Zudem wurden Fälle einer sekundär sklerosierenden Cholangitis (SSC) nach einer SARS-CoV-2-Infektion beschrieben. In diese Studie wurden stationäre Patient*innen mit COVID-19 zwischen März 2020 und Juli 2021 eingeschlossen. Die Patient*innen wurden nach dem Vorhandensein einer chronischen Lebererkrankung (chronic liver disease, CLD) stratifiziert als (i) keine CLD, (ii) nicht fortgeschrittene CLD oder (iii) fortgeschrittene CLD. Patient*innen mit CLD und Nicht-COVID-19-Pneumonie wurden mit Patient*innen mit CLD und COVID-19 als Kontrollkohorte abgeglichen. Die Leberwerte vor (prä) und bei der 1., 2. und 3. Blutentnahme nach der SARS-CoV-2-Infektion (T1–T3) und zum letzten verfügbaren Zeitpunkt (zuletzt) wurden aufgezeichnet. Insgesamt wurden 496 Patient*innen in die Studie eingeschlossen. Insgesamt hatten 13,1% (n = 65) eine CLD (davon nicht fortgeschrittene CLD, 70,8%; fortgeschrittene CLD, 29,2%). Die vorherrschende Ätiologie war eine nicht-alkoholische Fettlebererkrankung (non-alcoholic fatty liver disease, NAFLD) bzw. eine nicht-alkoholische Steatohepatitis (NASH) (60,0%). COVID-19-bedingte Leberschäden waren häufiger bei Patient*innen mit CLD (24,6% vs. 10,6%; p = 0,001). Nach einer SARS-CoV-2-Infektion zeigten Patient*innen mit CLD eine fortschreitende Cholestase mit anhaltend steigenden Spiegeln der alkalischen Phosphatase (prä: 91,0 vs. T1: 121,0 vs. zuletzt: 175,0 U/l; p < 0,001) und der Gamma-Glutamyltransferase (prä : 95,0 vs. T1: 135,0 vs. zuletzt: 202,0 U/l; p = 0,001). Insgesamt 23,1% der Patient*innen mit CLD (n = 15/65) entwickelten während COVID-19 ein cholestatisches Leberversagen (Cholestase plus Bilirubin ≥ 6 mg/dl) und 15,4% der Patient*innen (n = 10/65) entwickelten eine SSC. Eine SSC war bei Patient*innen mit CLD und COVID-19 signifikant häufiger als bei Patient*innen mit CLD und Nicht-COVID-19-Pneumonie (p = 0,040). Eine COVID-19-assoziierte SSC trat überwiegend bei Patient*innen mit NAFLD/NASH und metabolischen Risikofaktoren auf. Bei insgesamt 26,3% der Patient*innen (n = 5/19) mit fortgeschrittener CLD kam es nach einer SARS-CoV-2-Infektion zu einer Leberdekompensation.

Etwa 20% der Patient*innen mit chronischer Lebererkrankung entwickeln nach einer SARS-CoV-2-Infektion eine fortschreitende Cholestase. Patient*innen mit nicht-alkoholischer Fettlebererkrankung/nicht-alkoholischer Steatohepatitis und metabolischen Risikofaktoren sind besonders gefährdet, nach COVID-19 ein cholestatisches Leberversagen und/oder eine sekundär sklerosierende Cholangitis zu entwickeln.

Prof. Dr. T. Reiberger, Klinische Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie, Universitätsklinik für Innere Medizin III, Medizinische Universität Wien, Wien, Österreich,
E-Mail: thomas.reiberger@meduniwien.ac.at

DOI: 10.1002/hep.32582

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