Leber und Gallenwege

Clin Gastroenterol Hepatol. 2022;20(4):898–907

Risk of hepatitis B virus reactivation in patients treated with immunotherapy for anti-cancer treatment

Yoo S, Lee D, Shim JH, Kim KM, Lim YS, Lee HC, Yoo C, Ryoo BY, Choi J

Risiko einer Hepatitis-B-Virus-Reaktivierung bei Patient*innen, die aufgrund einer Krebserkrankung mit einer Immuntherapie behandelt werden

Die Reaktivierung des Hepatitis-B-Virus (HBV) ist eine bekannte Komplikation bei Patient*innen mit chronischer Hepatitis B, die mit einer zytotoxischen Chemotherapie behandelt werden. Das Risiko einer HBV-Reaktivierung durch die Anwendung von Immun-Checkpoint-Inhibitoren (ICIs) ist jedoch nicht gut verstanden. Diese Studie zielte darauf ab, das Risiko einer HBV-Reaktivierung und hepatischer unerwünschter Ereignisse bei Patient*innen, die ICIs aufgrund einer Krebserkrankung erhielten, nach Krebstyp und HBV-Serostatus zu bewerten. Diese historische Kohortenstudie umfasste 3465 Patient*innen mit Krebserkrankung, die zwischen Januar 2015 und September 2020 mit ICIs behandelt wurden. Der primäre Endpunkt war das Auftreten einer HBV-Reaktivierung und der sekundäre Endpunkt war das Vorhandensein von hepatischen unerwünschten Ereignissen während der ICI-Behandlung. Das mittlere Patientenalter betrug 62,2 Jahre und 68,8% der Patient*innen waren Männer. Von den 3465 geeigneten Patient*innen zeigten 511 (14,7%) eine Positivität des Hepatitis-B-Oberflächenantigens (HBsAg, hepatitis B surface antigen). Die Inzidenzraten der HBV-Reaktivierung der gesamten Patient*innen, HBsAg-positiven Patient*innen und HBsAg-negativen Patient*innen betrugen 0,14% (5/3465), 1,0% (5/511) bzw. 0,0% (0/2954). Bei HBsAg-positiven Patient*innen trat eine HBV-Reaktivierung mit einer Rate von 0,5% (2/409) bzw. 2,9% (3/102) bei Patient*innen mit bzw. ohne Leberzellkarzinom auf. Die HBV-Reaktivierungsraten betrugen 0,4% (2/464) bzw. 6,4% (3/47) bei Patient*innen mit bzw. ohne antivirale Prophylaxe. Hepatitis Grad 3–4 trat bei 23 (4,5%) HBsAg-positiven und 218 (7,4%) HBsAg-negativen Patient*innen auf. Es trat kein HBV-bedingter Todesfall auf. Unter den HBsAg-positiven Patient*innen kam es nach der I-CI-Behandlung nur bei 2 Patient*innen (0,4%) zu einem HBsAg-Verlust.

Im Allgemeinen wurde bei Patient*innen mit antiviraler Prophylaxe während einer Immun-Checkpoint-Inhibitoren-Behandlung selten eine Hepatitis-B-Virus (HBV)-Reaktivierung beobachtet. Bei HBsAg-positiven Patient*innen ohne antivirale Prophylaxe bzw. schlechter Compliance bezüglich antiviraler Prophylaxe kann es jedoch zu einer HBV-Reaktivierung kommen.

Prof. Dr. J. Choi, Department of Gastroenterology, Asan Medical Center, University of Ulsan College of Medicine, Seoul, Südkorea,
E-Mail: j.choi@amc.seoul.kr

DOI: 10.1016/j.cgh.2021.06.019

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