Leber und Gallenwege
J Hepatol. 2023;79(2):277–86
Using the ELF test, FIB-4 and NAFLD fibrosis score to screen the population for liver disease
Screening der Bevölkerung auf Lebererkrankungen mithilfe des ELF-Tests, des FIB-4- und des NAFLD-Fibrose-Scores
Es besteht Bedarf an genauen Fibrose-Biomarkern für das Bevölkerungsscreening auf alkoholbedingte Lebererkrankungen (alcohol-related liver disease, ALD) und nicht-alkoholische Fettlebererkrankungen (non-alcoholic fatty liver disease, NAFLD). Diese Studie verglich die Leistung des Enhanced-Leber-Fibrose-Tests (ELF; kom merzieller Bluttest mit den Parametern Hyaluronsäure, Procollagen III N-Terminal Propeptide [PIIINP] und Gewebsinhibitor der Metalloproteinase 1 [TIMP-1]) mit dem Fibrose-4-Index (FIB-4; aus den üblichen Parametern Alter, Alaninaminotransferase [ALT], Aspartataminotransferase [AST] und Thrombozyten berechenbar) und dem NAFLD-Fibrose-Score (NFS; aus den üblichen Parametern Alter, Hyperglykämie, Body-Mass-Index, Thrombozytenzahl, Albumin, ALT und AST berechenbar) und verwendete dabei die transiente Elastografie (TE) als Referenzstandard. Teilnehmer*innen aus der Allgemeinbevölkerung und Personen mit einem ALD- oder NAFLD-Risiko wurden prospektiv in die Studie eingeschlossen. Screening-positiven Teilnehmer*innen (TE ≥ 8 kPa) wurde eine Leberbiopsie angeboten. Gleichzeitig wurden ELF, FIB-4 und NFS anhand validierter Grenzwerte bestimmt: ≥ 9,8, ≥ 1,3 bzw. ≥ -1,45. Es wurden 3378 Teilnehmer*innen eingeschlossen (1973 aus der Allgemeinbevölkerung, 953 mit ALD-Risiko, 452 mit NAFLD-Risiko) mit einem medianen Alter von 57 Jahren (Interquartilenabstand, 51–63 Jahre). 242 waren im Screening positiv (3,4% in der Allgemeinbevölkerung, 12% bzw. 14% hatten ein ALD- bzw. NAFLD-Risiko). Die meisten Teilnehmer*innen mit TE < 8 kPa hatten auch einen ELF < 9,8 (88%), trotz schlechter Gesamtkorrelation zwischen ELF und TE (Spearman-Rho = 0,207). Der ELF war mit deutlich weniger falsch-positiven Ergebnissen (11%) verbunden als FIB-4 und NFS (35% und 45%), während die Rate falsch-negativer Ergebnisse niedrig blieb (< 8%). Eine Screeningstrategie für FIB-4, gefolgt von ELF in unbestimmten Fällen, führte in 8% zu falsch-positiven Ergebnissen, in 4% zu falsch-negativen Ergebnissen und in 88% der Fälle zu einer korrekten Klassifizierung. Es erfolgte eine Leberbiopsie bei 155 von 242 Patient*innen (64%) mit positivem Screening, von denen 54 (35%) eine fortgeschrittene Fibrose (≥ F3) hatten. Der ELF diagnostizierte eine fortgeschrittene Fibrose mit deutlich höherer diagnostischer Genauigkeit als FIB-4 und NFS: Fläche unter der Grenzwertoptimierungskurve (AUROC) 0,85 (95% Konfidenzintervall [CI]: 0,79–0,92) versus 0,73 (95% CI: 0,64–0,81) bzw. 0,66 (95% CI: 0,57–0,76).
Der Enhanced-Leber-Fibrose-Test (ELF) allein oder in Kombination mit dem Fibrose-4-Index (FIB-4) für das Leberfibrose-Screening in der Allgemeinbevölkerung und in Risikogruppen reduziert die Anzahl vergeblicher Überweisungen im Vergleich zu FIB-4 und NAFLD-Fibrose-Score (NFS), ohne dass echte Fälle außer Acht gelassen werden.