Dickdarm bis Rektum

Lancet Gastroenterol Hepatol. 2023;8(2):133–44

Trifluridine-tipiracil plus bevacizumab versus capecitabine plus bevacizumab as first-line treatment for patients with metastatic colorectal cancer ineligible for intensive therapy (SOLSTICE):A randomized, open-label phase 3 study

André T, Falcone A, Shparyk Y, Moiseenko F, Polo-Marques E, Csöszi T, Campos-Bragagnoli A, Liposits G, Chmielowska E, Aubel P, Martín L, Fougeray R, Amellal N, Saunders MP

Trifluridin-Tipiracil plus Bevacizumab versus Capecitabin plus Bevacizumab als Erstlinienbehandlung bei Patient*innen mit metastasiertem Darmkrebs, die nicht für eine Intensivtherapie geeignet sind (SOLSTICE): eine randomisierte, offene Phase-III-Studie

Trifluridin-Tipiracil plus Bevacizumab hat in früheren Phase-II-Studien bei Patient*innen mit inoperablem metastasiertem Darmkrebs Wirksamkeit gezeigt. Ziel dieser Studie war es, die Erstlinienbehandlung von Trifluridin-Tipiracil plus Bevacizumab im Vergleich zu Capecitabin plus Bevacizumab bei Patient*innen mit inoperablem metastasiertem Darmkrebs zu untersuchen, die für eine Intensivbehandlung nicht geeignet sind. In diese offene, randomisierte Phase-III-Studie wurden Patient*innen ab 18 Jahren mit histologisch bestätigtem metastasiertem Darmkrebs aus 25 Ländern und Regionen aufgenommen, die für eine voll dosierte Zweifach- oder Dreifach-Chemotherapie und kurative Resektion nicht infrage kamen. Die Teilnehmer*innen wurden nach dem Zufallsprinzip (1:1) Trifluridin-Tipiracil plus Bevacizumab oder Capecitabin plus Bevacizumab bis zum Fortschreiten der Krankheit oder inakzeptabler Toxizität unter Verwendung eines interaktiven Web-Response-Systems zugeteilt, stratifiziert nach dem Eastern Cooperative Oncology Group (ECOG) Performance-Status (0 vs. 1 vs. 2), der Lokalisation des primären Tumors (rechter vs. linker Dickdarm) und dem Hauptgrund dafür, dass keine intensivere Chemotherapie möglich war (klinischer Zustand vs. nicht-klinischer Zustand). Der primäre Endpunkt war das vom Prüfarzt/der Prüfärztin beurteilte progressionsfreie Überleben, definiert als die Zeit von der Randomisierung bis zur radiologischen Progression oder zum Tod jedweder Ursache in der Intention-to-Treat-Population. Die Sicherheit wurde bei allen Patient*innen bewertet, die mindestens 1 Dosis des Studienmedikaments eingenommen hatten. Die Studie läuft noch, die hier präsentierten Ergebnisse sind die der primären Analyse des progressionsfreien Überlebens, die durchgeführt wurde, nachdem 629 Ereignisse aufgetreten waren. Zwischen dem 21. März 2019 und dem 14. September 2020 wurden 856 Patient*innen (54% männlich, 46% weiblich) randomisiert und Trifluridin-Tipiracil plus Bevacizumab (n = 426) oder Capecitabin plus Bevacizumab (n = 430) zugeteilt. Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 16,6 Monaten (95% Konfidenzintervall [CI]: 16,5–17,1) betrug die Hazard-Ratio [HR] für das progressionsfreie Überleben für Trifluridin-Tipiracil plus Bevacizumab im Vergleich zu Capecitabin plus Bevacizumab 0,87 (95% CI: 0,75–1,02; p = 0,0464; das im Protokoll definierte Signifikanzniveau von p = 0,021 wurde nicht erreicht). Das vom Prüfarzt/der Prüfärztin bewertete mediane progressionsfreie Überleben betrug 9,4 Monate (95% CI: 9,1–10,9) mit Trifluridin-Tipiracil plus Bevacizumab gegenüber 9,3 Monaten (95% CI: 8,9–9,8) mit Capecitabin plus Bevacizumab. Die häufigsten behandlungsbedingten unerwünschten Ereignisse ≥ Grad 3 waren Neutropenie (220 von 423 Patient*innen [52%] in der Trifluridin-Tipiracil-plus-Bevacizumab-Gruppe gegenüber 6 von 427 Patient*innen [1%] in der Capecitabin-plus-Bevacizumab-Gruppe), verringerte Neutrophilenzahl (78 [18%] vs. 4 [< 1%]), Anämie (60 [14%] vs. 16 [4%]) und Hand-Fuß-Syndrom (0 vs. 61 [15%]). Neun Todesfälle (5 in der Trifluridin-Tipiracil-plus-Bevacizumab-Gruppe und 4 in der Capecitabin-plus-Bevacizumab-Gruppe) standen im Zusammenhang mit der Behandlung.

Die Erstlinientherapie mit Trifluridin-Tipiracil plus Bevacizumab war Capecitabin plus Bevacizumab in dieser Population nicht überlegen. Wie erwartet unterschied sich das Sicherheitsprofil zwischen den beiden Behandlungen, aber es gab keine neuen Sicherheitsbedenken. Trifluridin-Tipiracil plus Bevacizumab stellt in dieser Patientengruppe eine praktikable Alternative zu Capecitabin plus Bevacizumab dar.

Prof. Dr. T. André, Department of Medical Oncology, Sorbonne University and Hospital Saint-Antoine, Paris, Frankreich, E-Mail: thierry.andre@aphp.fr

DOI: 10.1016/s2468-1253(22)00334-x

Zurück zur Übersicht

Das könnte Sie auch interessieren:

Langfristige gastrointestinale Folgen nach COVID-19: eine prospektive Follow-up-Kohortenstudie

Clin Gastroenterol Hepatol. 2023;21(3):789–96.e1

Frühzeitige Behandlung der akuten schweren Colitis ulcerosa in Zeiten der Biologikatherapie: Entwicklung und internationale Validierung eines prognostischen klinischen Scores zur Vorhersage des Ansprechens auf Kortikosteroide

Gut. 2023;72(3):433–42

Weitere Artikel zum Thema